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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Erste Abtheilung. Erster Abschnitt.
nen, daher sie denn auch ihre meiste Zeit auf dem Meere
zubringen.

Schiffe laufen in diesen Hafen selten ein, wenig-
stens keine andre, als die, welche zu niedrig unterm
Lande gesegelt sind, und daher nicht nach der Cap-
schen Rhede haben hinkommen können. Der Ha-
fen geht in verschiednen Beugungen fort; daher ge-
brauchen die Schiffe mancherley Winde, wenn sie
heraus wollen.

Von der Saldanhabay setzten wir unsre Reise nach
Weißeklipp (Witte-Klipp), einem dem Kolonisten To-
bias Mostert
gehörigen Hofe, fort. Seinen Nahmen hat
dieser Hof von einem kleinen Berge, oder vielmehr einer
isolirt stehenden, und nicht sehr hohen Klippe, bey welcher
er liegt. Dieser kahle Berg ist ganz weiß, aber nicht, wie
man hier glaubt, von Kalk, sondern von einer Art weißen
Mooses, nämlich der kalkartigen Staubpflanze (Byssus
lactea
). Vorwärts nach dem Hofe hin hat er eine große,
beynahe mondförmige Höhle mit einem gleichsam gewölb-
ten Dache. Es ist sehr schwer da hinein zu kommen,
weil der Berg vor derselben nicht nur sehr steil, sondern
auch rund und ganz glatt ist, einige schmale Streifen
ausgenommen, die in die Länge hinab laufen, und vom
Regenwasser gebildet sind. Demungeachtet konnte ich
dem Triebe hinein zu gehen, nicht widerstehen, weil ich
verschiedne Schwalben, die da ihre Nester hatten, hin-
fliegen sah, und vermuthete, es möchte auch ein oder
anderes seltnes Gewächs sich da einquartiert haben. Ich
zog deswegen Schuh und Strümpfe aus, und kletterte
endlich barfuß glücklich hinauf. Der Rückweg wurde
mir hernach noch weit schwerer, weil ich denselben Weg,
und zwar auf dem Hintern herabrutschend, wieder hin-
unter mußte. Selten mag wohl diese Höhle ähnliche

Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
nen, daher ſie denn auch ihre meiſte Zeit auf dem Meere
zubringen.

Schiffe laufen in dieſen Hafen ſelten ein, wenig-
ſtens keine andre, als die, welche zu niedrig unterm
Lande geſegelt ſind, und daher nicht nach der Cap-
ſchen Rhede haben hinkommen koͤnnen. Der Ha-
fen geht in verſchiednen Beugungen fort; daher ge-
brauchen die Schiffe mancherley Winde, wenn ſie
heraus wollen.

Von der Saldanhabay ſetzten wir unſre Reiſe nach
Weißeklipp (Witte-Klipp), einem dem Koloniſten To-
bias Moſtert
gehoͤrigen Hofe, fort. Seinen Nahmen hat
dieſer Hof von einem kleinen Berge, oder vielmehr einer
iſolirt ſtehenden, und nicht ſehr hohen Klippe, bey welcher
er liegt. Dieſer kahle Berg iſt ganz weiß, aber nicht, wie
man hier glaubt, von Kalk, ſondern von einer Art weißen
Mooſes, naͤmlich der kalkartigen Staubpflanze (Byſſus
lactea
). Vorwaͤrts nach dem Hofe hin hat er eine große,
beynahe mondfoͤrmige Hoͤhle mit einem gleichſam gewoͤlb-
ten Dache. Es iſt ſehr ſchwer da hinein zu kommen,
weil der Berg vor derſelben nicht nur ſehr ſteil, ſondern
auch rund und ganz glatt iſt, einige ſchmale Streifen
ausgenommen, die in die Laͤnge hinab laufen, und vom
Regenwaſſer gebildet ſind. Demungeachtet konnte ich
dem Triebe hinein zu gehen, nicht widerſtehen, weil ich
verſchiedne Schwalben, die da ihre Neſter hatten, hin-
fliegen ſah, und vermuthete, es moͤchte auch ein oder
anderes ſeltnes Gewaͤchs ſich da einquartiert haben. Ich
zog deswegen Schuh und Struͤmpfe aus, und kletterte
endlich barfuß gluͤcklich hinauf. Der Ruͤckweg wurde
mir hernach noch weit ſchwerer, weil ich denſelben Weg,
und zwar auf dem Hintern herabrutſchend, wieder hin-
unter mußte. Selten mag wohl dieſe Hoͤhle aͤhnliche

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[8/0346] Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. nen, daher ſie denn auch ihre meiſte Zeit auf dem Meere zubringen. Schiffe laufen in dieſen Hafen ſelten ein, wenig- ſtens keine andre, als die, welche zu niedrig unterm Lande geſegelt ſind, und daher nicht nach der Cap- ſchen Rhede haben hinkommen koͤnnen. Der Ha- fen geht in verſchiednen Beugungen fort; daher ge- brauchen die Schiffe mancherley Winde, wenn ſie heraus wollen. Von der Saldanhabay ſetzten wir unſre Reiſe nach Weißeklipp (Witte-Klipp), einem dem Koloniſten To- bias Moſtert gehoͤrigen Hofe, fort. Seinen Nahmen hat dieſer Hof von einem kleinen Berge, oder vielmehr einer iſolirt ſtehenden, und nicht ſehr hohen Klippe, bey welcher er liegt. Dieſer kahle Berg iſt ganz weiß, aber nicht, wie man hier glaubt, von Kalk, ſondern von einer Art weißen Mooſes, naͤmlich der kalkartigen Staubpflanze (Byſſus lactea). Vorwaͤrts nach dem Hofe hin hat er eine große, beynahe mondfoͤrmige Hoͤhle mit einem gleichſam gewoͤlb- ten Dache. Es iſt ſehr ſchwer da hinein zu kommen, weil der Berg vor derſelben nicht nur ſehr ſteil, ſondern auch rund und ganz glatt iſt, einige ſchmale Streifen ausgenommen, die in die Laͤnge hinab laufen, und vom Regenwaſſer gebildet ſind. Demungeachtet konnte ich dem Triebe hinein zu gehen, nicht widerſtehen, weil ich verſchiedne Schwalben, die da ihre Neſter hatten, hin- fliegen ſah, und vermuthete, es moͤchte auch ein oder anderes ſeltnes Gewaͤchs ſich da einquartiert haben. Ich zog deswegen Schuh und Struͤmpfe aus, und kletterte endlich barfuß gluͤcklich hinauf. Der Ruͤckweg wurde mir hernach noch weit ſchwerer, weil ich denſelben Weg, und zwar auf dem Hintern herabrutſchend, wieder hin- unter mußte. Selten mag wohl dieſe Hoͤhle aͤhnliche

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/346>, abgerufen am 23.11.2024.