Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Erste Abtheilung. Erster Abschnitt.
den ich vor andern besuchte, wenn ich nur Gelegenheit
hatte, in solche zu kommen, die ich noch nicht gesehen
hatte, und wo ich Thiere und Gewächse, welche mir
noch unbekannt waren, zu sammeln hoffen konnte.

Ich trat also mit meiner Gesellschaft die Reise den
11. September 1773 an. Von der Capstadt kamen
wir zuerst nach dem der Compagnie gehörigen Platze oder
sogenannten Posten Jan Besis Kraal. Darauf trafen
wir im Rohrthale (Riet-Valley) ein. Dies ist ein
Hof, wo bloß zum Gebrauche des Gouverneurs Kühe
gehalten werden, und Butter für seinen Tisch gemacht
wird, die man ihm jede Woche frisch nach der Stadt
bringt. Aus dieser Ursache ist auch allen Reisenden,
die dieses Weges kommen, verbothen, in dieser Gegend
ihre Pferde oder Ochsen grasen zu lassen, da sonst das
ganze Land gleichsam eine Gemeinweide ist, wo Reisende
allenthalben ihr Vieh ausspannen und auf die Weide
gehen lassen.

Unterweges hatten wir zur Rechten die Tigerberge,
und zur Linken die blauen Berge (Blaauwe Bergen).
Ueber das eine Ende der letzteren ging unser Weg. Vor
ihnen, ehe sie anfangen, liegen einige Sandhügel;
auch enthalten sie, so weit man sehen kann, gar keine
Steine, sondern scheinen größtentheils nur aus Sand-
bergen zu bestehen, die aus Triebsand von der Seite des
Hafens her entstanden sind. Das ganze Land ist in die-
ser Gegend sehr sandig, und dabey voll Sümpfe, die
in dieser Jahrszeit lange mit Wasser angefüllt sind, und
nun erst anfingen, gutes Gras zum Futter für das
Rindvieh hervorzubringen. Daher hält man hier auf
den Höhen auch kein anderes als Hornvieh. Weitzen
wird auch wenig gesäet, und Weinbau hat man gar
nicht. Das Wasser hat oft einen etwas salzigen Ge-

Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
den ich vor andern beſuchte, wenn ich nur Gelegenheit
hatte, in ſolche zu kommen, die ich noch nicht geſehen
hatte, und wo ich Thiere und Gewaͤchſe, welche mir
noch unbekannt waren, zu ſammeln hoffen konnte.

Ich trat alſo mit meiner Geſellſchaft die Reiſe den
11. September 1773 an. Von der Capſtadt kamen
wir zuerſt nach dem der Compagnie gehoͤrigen Platze oder
ſogenannten Poſten Jan Beſis Kraal. Darauf trafen
wir im Rohrthale (Riet-Valley) ein. Dies iſt ein
Hof, wo bloß zum Gebrauche des Gouverneurs Kuͤhe
gehalten werden, und Butter fuͤr ſeinen Tiſch gemacht
wird, die man ihm jede Woche friſch nach der Stadt
bringt. Aus dieſer Urſache iſt auch allen Reiſenden,
die dieſes Weges kommen, verbothen, in dieſer Gegend
ihre Pferde oder Ochſen graſen zu laſſen, da ſonſt das
ganze Land gleichſam eine Gemeinweide iſt, wo Reiſende
allenthalben ihr Vieh ausſpannen und auf die Weide
gehen laſſen.

Unterweges hatten wir zur Rechten die Tigerberge,
und zur Linken die blauen Berge (Blaauwe Bergen).
Ueber das eine Ende der letzteren ging unſer Weg. Vor
ihnen, ehe ſie anfangen, liegen einige Sandhuͤgel;
auch enthalten ſie, ſo weit man ſehen kann, gar keine
Steine, ſondern ſcheinen groͤßtentheils nur aus Sand-
bergen zu beſtehen, die aus Triebſand von der Seite des
Hafens her entſtanden ſind. Das ganze Land iſt in die-
ſer Gegend ſehr ſandig, und dabey voll Suͤmpfe, die
in dieſer Jahrszeit lange mit Waſſer angefuͤllt ſind, und
nun erſt anfingen, gutes Gras zum Futter fuͤr das
Rindvieh hervorzubringen. Daher haͤlt man hier auf
den Hoͤhen auch kein anderes als Hornvieh. Weitzen
wird auch wenig geſaͤet, und Weinbau hat man gar
nicht. Das Waſſer hat oft einen etwas ſalzigen Ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0340" n="2"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;te Abtheilung. Er&#x017F;ter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
den ich vor andern be&#x017F;uchte, wenn ich nur Gelegenheit<lb/>
hatte, in &#x017F;olche zu kommen, die ich noch nicht ge&#x017F;ehen<lb/>
hatte, und wo ich Thiere und Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, welche mir<lb/>
noch unbekannt waren, zu &#x017F;ammeln hoffen konnte.</p><lb/>
          <p>Ich trat al&#x017F;o mit meiner Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft die Rei&#x017F;e den<lb/>
11. September 1773 an. Von der <placeName>Cap&#x017F;tadt</placeName> kamen<lb/>
wir zuer&#x017F;t nach dem der Compagnie geho&#x0364;rigen Platze oder<lb/>
&#x017F;ogenannten Po&#x017F;ten <placeName>Jan Be&#x017F;is Kraal</placeName>. Darauf trafen<lb/>
wir im <placeName>Rohrthale</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Riet-Valley</placeName></hi>) ein. Dies i&#x017F;t ein<lb/>
Hof, wo bloß zum Gebrauche des Gouverneurs Ku&#x0364;he<lb/>
gehalten werden, und Butter fu&#x0364;r &#x017F;einen Ti&#x017F;ch gemacht<lb/>
wird, die man ihm jede Woche fri&#x017F;ch nach der Stadt<lb/>
bringt. Aus die&#x017F;er Ur&#x017F;ache i&#x017F;t auch allen Rei&#x017F;enden,<lb/>
die die&#x017F;es Weges kommen, verbothen, in die&#x017F;er Gegend<lb/>
ihre Pferde oder Och&#x017F;en gra&#x017F;en zu la&#x017F;&#x017F;en, da &#x017F;on&#x017F;t das<lb/>
ganze Land gleich&#x017F;am eine Gemeinweide i&#x017F;t, wo Rei&#x017F;ende<lb/>
allenthalben ihr Vieh aus&#x017F;pannen und auf die Weide<lb/>
gehen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Unterweges hatten wir zur Rechten die <placeName>Tigerberge</placeName>,<lb/>
und zur Linken die <placeName>blauen Berge</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Blaauwe Bergen</placeName></hi>).<lb/>
Ueber das eine Ende der letzteren ging un&#x017F;er Weg. Vor<lb/>
ihnen, ehe &#x017F;ie anfangen, liegen einige Sandhu&#x0364;gel;<lb/>
auch enthalten &#x017F;ie, &#x017F;o weit man &#x017F;ehen kann, gar keine<lb/>
Steine, &#x017F;ondern &#x017F;cheinen gro&#x0364;ßtentheils nur aus Sand-<lb/>
bergen zu be&#x017F;tehen, die aus Trieb&#x017F;and von der Seite des<lb/>
Hafens her ent&#x017F;tanden &#x017F;ind. Das ganze Land i&#x017F;t in die-<lb/>
&#x017F;er Gegend &#x017F;ehr &#x017F;andig, und dabey voll Su&#x0364;mpfe, die<lb/>
in die&#x017F;er Jahrszeit lange mit Wa&#x017F;&#x017F;er angefu&#x0364;llt &#x017F;ind, und<lb/>
nun er&#x017F;t anfingen, gutes Gras zum Futter fu&#x0364;r das<lb/>
Rindvieh hervorzubringen. Daher ha&#x0364;lt man hier auf<lb/>
den Ho&#x0364;hen auch kein anderes als Hornvieh. Weitzen<lb/>
wird auch wenig ge&#x017F;a&#x0364;et, und Weinbau hat man gar<lb/>
nicht. Das Wa&#x017F;&#x017F;er hat oft einen etwas &#x017F;alzigen Ge-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[2/0340] Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. den ich vor andern beſuchte, wenn ich nur Gelegenheit hatte, in ſolche zu kommen, die ich noch nicht geſehen hatte, und wo ich Thiere und Gewaͤchſe, welche mir noch unbekannt waren, zu ſammeln hoffen konnte. Ich trat alſo mit meiner Geſellſchaft die Reiſe den 11. September 1773 an. Von der Capſtadt kamen wir zuerſt nach dem der Compagnie gehoͤrigen Platze oder ſogenannten Poſten Jan Beſis Kraal. Darauf trafen wir im Rohrthale (Riet-Valley) ein. Dies iſt ein Hof, wo bloß zum Gebrauche des Gouverneurs Kuͤhe gehalten werden, und Butter fuͤr ſeinen Tiſch gemacht wird, die man ihm jede Woche friſch nach der Stadt bringt. Aus dieſer Urſache iſt auch allen Reiſenden, die dieſes Weges kommen, verbothen, in dieſer Gegend ihre Pferde oder Ochſen graſen zu laſſen, da ſonſt das ganze Land gleichſam eine Gemeinweide iſt, wo Reiſende allenthalben ihr Vieh ausſpannen und auf die Weide gehen laſſen. Unterweges hatten wir zur Rechten die Tigerberge, und zur Linken die blauen Berge (Blaauwe Bergen). Ueber das eine Ende der letzteren ging unſer Weg. Vor ihnen, ehe ſie anfangen, liegen einige Sandhuͤgel; auch enthalten ſie, ſo weit man ſehen kann, gar keine Steine, ſondern ſcheinen groͤßtentheils nur aus Sand- bergen zu beſtehen, die aus Triebſand von der Seite des Hafens her entſtanden ſind. Das ganze Land iſt in die- ſer Gegend ſehr ſandig, und dabey voll Suͤmpfe, die in dieſer Jahrszeit lange mit Waſſer angefuͤllt ſind, und nun erſt anfingen, gutes Gras zum Futter fuͤr das Rindvieh hervorzubringen. Daher haͤlt man hier auf den Hoͤhen auch kein anderes als Hornvieh. Weitzen wird auch wenig geſaͤet, und Weinbau hat man gar nicht. Das Waſſer hat oft einen etwas ſalzigen Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/340
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/340>, abgerufen am 23.11.2024.