den ich vor andern besuchte, wenn ich nur Gelegenheit hatte, in solche zu kommen, die ich noch nicht gesehen hatte, und wo ich Thiere und Gewächse, welche mir noch unbekannt waren, zu sammeln hoffen konnte.
Ich trat also mit meiner Gesellschaft die Reise den 11. September 1773 an. Von der Capstadt kamen wir zuerst nach dem der Compagnie gehörigen Platze oder sogenannten Posten Jan Besis Kraal. Darauf trafen wir im Rohrthale (Riet-Valley) ein. Dies ist ein Hof, wo bloß zum Gebrauche des Gouverneurs Kühe gehalten werden, und Butter für seinen Tisch gemacht wird, die man ihm jede Woche frisch nach der Stadt bringt. Aus dieser Ursache ist auch allen Reisenden, die dieses Weges kommen, verbothen, in dieser Gegend ihre Pferde oder Ochsen grasen zu lassen, da sonst das ganze Land gleichsam eine Gemeinweide ist, wo Reisende allenthalben ihr Vieh ausspannen und auf die Weide gehen lassen.
Unterweges hatten wir zur Rechten die Tigerberge, und zur Linken die blauen Berge (Blaauwe Bergen). Ueber das eine Ende der letzteren ging unser Weg. Vor ihnen, ehe sie anfangen, liegen einige Sandhügel; auch enthalten sie, so weit man sehen kann, gar keine Steine, sondern scheinen größtentheils nur aus Sand- bergen zu bestehen, die aus Triebsand von der Seite des Hafens her entstanden sind. Das ganze Land ist in die- ser Gegend sehr sandig, und dabey voll Sümpfe, die in dieser Jahrszeit lange mit Wasser angefüllt sind, und nun erst anfingen, gutes Gras zum Futter für das Rindvieh hervorzubringen. Daher hält man hier auf den Höhen auch kein anderes als Hornvieh. Weitzen wird auch wenig gesäet, und Weinbau hat man gar nicht. Das Wasser hat oft einen etwas salzigen Ge-
Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
den ich vor andern beſuchte, wenn ich nur Gelegenheit hatte, in ſolche zu kommen, die ich noch nicht geſehen hatte, und wo ich Thiere und Gewaͤchſe, welche mir noch unbekannt waren, zu ſammeln hoffen konnte.
Ich trat alſo mit meiner Geſellſchaft die Reiſe den 11. September 1773 an. Von der Capſtadt kamen wir zuerſt nach dem der Compagnie gehoͤrigen Platze oder ſogenannten Poſten Jan Beſis Kraal. Darauf trafen wir im Rohrthale (Riet-Valley) ein. Dies iſt ein Hof, wo bloß zum Gebrauche des Gouverneurs Kuͤhe gehalten werden, und Butter fuͤr ſeinen Tiſch gemacht wird, die man ihm jede Woche friſch nach der Stadt bringt. Aus dieſer Urſache iſt auch allen Reiſenden, die dieſes Weges kommen, verbothen, in dieſer Gegend ihre Pferde oder Ochſen graſen zu laſſen, da ſonſt das ganze Land gleichſam eine Gemeinweide iſt, wo Reiſende allenthalben ihr Vieh ausſpannen und auf die Weide gehen laſſen.
Unterweges hatten wir zur Rechten die Tigerberge, und zur Linken die blauen Berge (Blaauwe Bergen). Ueber das eine Ende der letzteren ging unſer Weg. Vor ihnen, ehe ſie anfangen, liegen einige Sandhuͤgel; auch enthalten ſie, ſo weit man ſehen kann, gar keine Steine, ſondern ſcheinen groͤßtentheils nur aus Sand- bergen zu beſtehen, die aus Triebſand von der Seite des Hafens her entſtanden ſind. Das ganze Land iſt in die- ſer Gegend ſehr ſandig, und dabey voll Suͤmpfe, die in dieſer Jahrszeit lange mit Waſſer angefuͤllt ſind, und nun erſt anfingen, gutes Gras zum Futter fuͤr das Rindvieh hervorzubringen. Daher haͤlt man hier auf den Hoͤhen auch kein anderes als Hornvieh. Weitzen wird auch wenig geſaͤet, und Weinbau hat man gar nicht. Das Waſſer hat oft einen etwas ſalzigen Ge-
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Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
den ich vor andern beſuchte, wenn ich nur Gelegenheit
hatte, in ſolche zu kommen, die ich noch nicht geſehen
hatte, und wo ich Thiere und Gewaͤchſe, welche mir
noch unbekannt waren, zu ſammeln hoffen konnte.
Ich trat alſo mit meiner Geſellſchaft die Reiſe den
11. September 1773 an. Von der Capſtadt kamen
wir zuerſt nach dem der Compagnie gehoͤrigen Platze oder
ſogenannten Poſten Jan Beſis Kraal. Darauf trafen
wir im Rohrthale (Riet-Valley) ein. Dies iſt ein
Hof, wo bloß zum Gebrauche des Gouverneurs Kuͤhe
gehalten werden, und Butter fuͤr ſeinen Tiſch gemacht
wird, die man ihm jede Woche friſch nach der Stadt
bringt. Aus dieſer Urſache iſt auch allen Reiſenden,
die dieſes Weges kommen, verbothen, in dieſer Gegend
ihre Pferde oder Ochſen graſen zu laſſen, da ſonſt das
ganze Land gleichſam eine Gemeinweide iſt, wo Reiſende
allenthalben ihr Vieh ausſpannen und auf die Weide
gehen laſſen.
Unterweges hatten wir zur Rechten die Tigerberge,
und zur Linken die blauen Berge (Blaauwe Bergen).
Ueber das eine Ende der letzteren ging unſer Weg. Vor
ihnen, ehe ſie anfangen, liegen einige Sandhuͤgel;
auch enthalten ſie, ſo weit man ſehen kann, gar keine
Steine, ſondern ſcheinen groͤßtentheils nur aus Sand-
bergen zu beſtehen, die aus Triebſand von der Seite des
Hafens her entſtanden ſind. Das ganze Land iſt in die-
ſer Gegend ſehr ſandig, und dabey voll Suͤmpfe, die
in dieſer Jahrszeit lange mit Waſſer angefuͤllt ſind, und
nun erſt anfingen, gutes Gras zum Futter fuͤr das
Rindvieh hervorzubringen. Daher haͤlt man hier auf
den Hoͤhen auch kein anderes als Hornvieh. Weitzen
wird auch wenig geſaͤet, und Weinbau hat man gar
nicht. Das Waſſer hat oft einen etwas ſalzigen Ge-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/340>, abgerufen am 23.11.2024.
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