Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Begebenheiten und Vorfälle zu Cap. fen und jämmerlich zerschmettert, oder von der Gewaltder Wellen wieder in die See zurückgeschlagen wurden. Als er ans Land stieg, fand er schon seine Lade da stehen. Jedoch wie erstaunte er, als er sie aufmachen und seinen Oberrock herausnehmen wollte, aber vom commandi- renden Lieutenant zurückgewiesen wurde? Doch hiebey blieb es nicht. Er bath nicht nur den Officier sehr höf- lich und bescheiden, daß er ihm doch erlauben möchte, die nöthigen Kleidungsstücke herauszunehmen, um seinen nackten und ganz erfrornen Körper zu bedecken, sondern konnte auch mit dem zu der Lade gehörigen Schlüssel, den er auf Seemannsart an seinem Gürtel festgebunden bey sich trug, imgleichen mit seinem in das Schloß einge- zeichneten Nahmen beweisen, daß es wirklich seine Lade sey. Allein, anstatt wenigstens mit ihm Mitleid zu empfinden, prügelte ihm dieser tapfre Held den nackten Rücken und trieb ihn mit Gewalt weg. Als er darauf in Kälte und Wind, nackt und hungrig den ganzen Tag ausgedauert hatte, und am Abend nebst den übrigen Geretteten nach der Stadt gebracht werden sollte, hielt er abermahls darum an, einen Rock aus seiner Lade nehmen zu dürfen, um sich damit zu bedecken. Nun gestattete man es ihm zwar; aber -- wer sollte es glauben? -- er fand sie beym Aufmachen ganz ausge- plündert und leer. Im Thore, wo er nackt ankam, be- gegnete er einem Bürger, der so barmherzig war, ihm seinen Ueberrock zu leihen. Hernach mußte dieser arme Mann sowohl, als die übrigen Unglücklichen, verschiedne Tage die Stadt durchstreichen, um sich Brot, Klei- dung und etwas Geld zusammenzubetteln, bis sie denn endlich von der Compagnie wieder versorgt und in Dienst genommen wurden. Wen ergreift nicht Entsetzen, wenn Begebenheiten und Vorfaͤlle zu Cap. fen und jaͤmmerlich zerſchmettert, oder von der Gewaltder Wellen wieder in die See zuruͤckgeſchlagen wurden. Als er ans Land ſtieg, fand er ſchon ſeine Lade da ſtehen. Jedoch wie erſtaunte er, als er ſie aufmachen und ſeinen Oberrock herausnehmen wollte, aber vom commandi- renden Lieutenant zuruͤckgewieſen wurde? Doch hiebey blieb es nicht. Er bath nicht nur den Officier ſehr hoͤf- lich und beſcheiden, daß er ihm doch erlauben moͤchte, die noͤthigen Kleidungsſtuͤcke herauszunehmen, um ſeinen nackten und ganz erfrornen Koͤrper zu bedecken, ſondern konnte auch mit dem zu der Lade gehoͤrigen Schluͤſſel, den er auf Seemannsart an ſeinem Guͤrtel feſtgebunden bey ſich trug, imgleichen mit ſeinem in das Schloß einge- zeichneten Nahmen beweiſen, daß es wirklich ſeine Lade ſey. Allein, anſtatt wenigſtens mit ihm Mitleid zu empfinden, pruͤgelte ihm dieſer tapfre Held den nackten Ruͤcken und trieb ihn mit Gewalt weg. Als er darauf in Kaͤlte und Wind, nackt und hungrig den ganzen Tag ausgedauert hatte, und am Abend nebſt den uͤbrigen Geretteten nach der Stadt gebracht werden ſollte, hielt er abermahls darum an, einen Rock aus ſeiner Lade nehmen zu duͤrfen, um ſich damit zu bedecken. Nun geſtattete man es ihm zwar; aber — wer ſollte es glauben? — er fand ſie beym Aufmachen ganz ausge- pluͤndert und leer. Im Thore, wo er nackt ankam, be- gegnete er einem Buͤrger, der ſo barmherzig war, ihm ſeinen Ueberrock zu leihen. Hernach mußte dieſer arme Mann ſowohl, als die uͤbrigen Ungluͤcklichen, verſchiedne Tage die Stadt durchſtreichen, um ſich Brot, Klei- dung und etwas Geld zuſammenzubetteln, bis ſie denn endlich von der Compagnie wieder verſorgt und in Dienſt genommen wurden. 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Begebenheiten und Vorfaͤlle zu Cap.
fen und jaͤmmerlich zerſchmettert, oder von der Gewalt
der Wellen wieder in die See zuruͤckgeſchlagen wurden.
Als er ans Land ſtieg, fand er ſchon ſeine Lade da ſtehen.
Jedoch wie erſtaunte er, als er ſie aufmachen und ſeinen
Oberrock herausnehmen wollte, aber vom commandi-
renden Lieutenant zuruͤckgewieſen wurde? Doch hiebey
blieb es nicht. Er bath nicht nur den Officier ſehr hoͤf-
lich und beſcheiden, daß er ihm doch erlauben moͤchte,
die noͤthigen Kleidungsſtuͤcke herauszunehmen, um ſeinen
nackten und ganz erfrornen Koͤrper zu bedecken, ſondern
konnte auch mit dem zu der Lade gehoͤrigen Schluͤſſel, den
er auf Seemannsart an ſeinem Guͤrtel feſtgebunden bey
ſich trug, imgleichen mit ſeinem in das Schloß einge-
zeichneten Nahmen beweiſen, daß es wirklich ſeine Lade
ſey. Allein, anſtatt wenigſtens mit ihm Mitleid zu
empfinden, pruͤgelte ihm dieſer tapfre Held den nackten
Ruͤcken und trieb ihn mit Gewalt weg. Als er darauf
in Kaͤlte und Wind, nackt und hungrig den ganzen Tag
ausgedauert hatte, und am Abend nebſt den uͤbrigen
Geretteten nach der Stadt gebracht werden ſollte, hielt
er abermahls darum an, einen Rock aus ſeiner Lade
nehmen zu duͤrfen, um ſich damit zu bedecken. Nun
geſtattete man es ihm zwar; aber — wer ſollte es
glauben? — er fand ſie beym Aufmachen ganz ausge-
pluͤndert und leer. Im Thore, wo er nackt ankam, be-
gegnete er einem Buͤrger, der ſo barmherzig war, ihm
ſeinen Ueberrock zu leihen. Hernach mußte dieſer arme
Mann ſowohl, als die uͤbrigen Ungluͤcklichen, verſchiedne
Tage die Stadt durchſtreichen, um ſich Brot, Klei-
dung und etwas Geld zuſammenzubetteln, bis ſie denn
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