Compagnie die lange Gilbwurz oder Curcume (Curcuma longa). Die Wurzel selbst gebraucht man gleichwohl hier wenig, so häufig man auch in Europa zum Färben, und in Ostindien beynahe bey der Zubereitung aller Spei- sen, Gebrauch davon macht.
Das sogenannte Kaffernkorn (Caffers-Koorn), oder das Kaffersche Pferdgras (Holcus Caffrorum), haben einige als eine Seltenheit in ihren Gärten. Es wächst Manns hoch, hat einen großen Straus Blumen, und giebt viel Korn, erfordert aber auch viel Wärme.
In einem Lande, wie dieses, wo der Zugang zu einer Apotheke gewöhnlich beschwerlich und kostbar, wenn nicht oft unmöglich ist, und die von Europa kommenden Medicamente auch sehr theuer sind, hat die Noth die Einwohner gelehrt, die Heilkraft der in ihren Gegenden wachsenden einheimischen Gewächse zu versuchen, und sich ihrer in Krankheiten zu bedienen, welches auch in verschiednen Fällen von der besten Wirkung ist. Es war mir nicht nur als Arzt, sondern auch als Botaniker, wich- tig, mir hievon die möglichste Kenntniß zu verschaffen, theils um meine eigne Wissenschaft zu vermehren, theils um für das Wohlwollen und die Dienstfertigkeit, welche die Kolonisten mir erwiesen, mich thätig dankbar zu be- zeigen. Denn diese Leute konnten mir in ihrer Ein- falt nur eine geringe Anleitung geben, die in den ihnen bekannten Fällen brauchbaren Gewächse kennen zu ler- nen; ich konnte ihnen hernach denn nähere Anweisung zu ihrem zweckmäßigsten Gebrauche geben. Außerdem, was im Vorhergehenden schon beyläufig davon vorgekom- men ist, bemerke ich hier noch folgendes.
Die adstringirenden rothen, [f]leischartigen Wur- zeln des auf den Sandebenen am Cap in verschiednen Gattungen wachsenden Storchschnabels (Geranium) ge-
Vierte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt.
Compagnie die lange Gilbwurz oder Curcume (Curcuma longa). Die Wurzel ſelbſt gebraucht man gleichwohl hier wenig, ſo haͤufig man auch in Europa zum Faͤrben, und in Oſtindien beynahe bey der Zubereitung aller Spei- ſen, Gebrauch davon macht.
Das ſogenannte Kaffernkorn (Caffers-Koorn), oder das Kafferſche Pferdgras (Holcus Caffrorum), haben einige als eine Seltenheit in ihren Gaͤrten. Es waͤchſt Manns hoch, hat einen großen Straus Blumen, und giebt viel Korn, erfordert aber auch viel Waͤrme.
In einem Lande, wie dieſes, wo der Zugang zu einer Apotheke gewoͤhnlich beſchwerlich und koſtbar, wenn nicht oft unmoͤglich iſt, und die von Europa kommenden Medicamente auch ſehr theuer ſind, hat die Noth die Einwohner gelehrt, die Heilkraft der in ihren Gegenden wachſenden einheimiſchen Gewaͤchſe zu verſuchen, und ſich ihrer in Krankheiten zu bedienen, welches auch in verſchiednen Faͤllen von der beſten Wirkung iſt. Es war mir nicht nur als Arzt, ſondern auch als Botaniker, wich- tig, mir hievon die moͤglichſte Kenntniß zu verſchaffen, theils um meine eigne Wiſſenſchaft zu vermehren, theils um fuͤr das Wohlwollen und die Dienſtfertigkeit, welche die Koloniſten mir erwieſen, mich thaͤtig dankbar zu be- zeigen. Denn dieſe Leute konnten mir in ihrer Ein- falt nur eine geringe Anleitung geben, die in den ihnen bekannten Faͤllen brauchbaren Gewaͤchſe kennen zu ler- nen; ich konnte ihnen hernach denn naͤhere Anweiſung zu ihrem zweckmaͤßigſten Gebrauche geben. Außerdem, was im Vorhergehenden ſchon beylaͤufig davon vorgekom- men iſt, bemerke ich hier noch folgendes.
Die adſtringirenden rothen, [f]leiſchartigen Wur- zeln des auf den Sandebenen am Cap in verſchiednen Gattungen wachſenden Storchſchnabels (Geranium) ge-
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Vierte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt.
Compagnie die lange Gilbwurz oder Curcume (Curcuma
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hier wenig, ſo haͤufig man auch in Europa zum Faͤrben,
und in Oſtindien beynahe bey der Zubereitung aller Spei-
ſen, Gebrauch davon macht.
Das ſogenannte Kaffernkorn (Caffers-Koorn),
oder das Kafferſche Pferdgras (Holcus Caffrorum),
haben einige als eine Seltenheit in ihren Gaͤrten. Es
waͤchſt Manns hoch, hat einen großen Straus Blumen,
und giebt viel Korn, erfordert aber auch viel Waͤrme.
In einem Lande, wie dieſes, wo der Zugang zu
einer Apotheke gewoͤhnlich beſchwerlich und koſtbar, wenn
nicht oft unmoͤglich iſt, und die von Europa kommenden
Medicamente auch ſehr theuer ſind, hat die Noth die
Einwohner gelehrt, die Heilkraft der in ihren Gegenden
wachſenden einheimiſchen Gewaͤchſe zu verſuchen, und
ſich ihrer in Krankheiten zu bedienen, welches auch in
verſchiednen Faͤllen von der beſten Wirkung iſt. Es war
mir nicht nur als Arzt, ſondern auch als Botaniker, wich-
tig, mir hievon die moͤglichſte Kenntniß zu verſchaffen,
theils um meine eigne Wiſſenſchaft zu vermehren, theils
um fuͤr das Wohlwollen und die Dienſtfertigkeit, welche
die Koloniſten mir erwieſen, mich thaͤtig dankbar zu be-
zeigen. Denn dieſe Leute konnten mir in ihrer Ein-
falt nur eine geringe Anleitung geben, die in den ihnen
bekannten Faͤllen brauchbaren Gewaͤchſe kennen zu ler-
nen; ich konnte ihnen hernach denn naͤhere Anweiſung zu
ihrem zweckmaͤßigſten Gebrauche geben. Außerdem,
was im Vorhergehenden ſchon beylaͤufig davon vorgekom-
men iſt, bemerke ich hier noch folgendes.
Die adſtringirenden rothen, fleiſchartigen Wur-
zeln des auf den Sandebenen am Cap in verſchiednen
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/286>, abgerufen am 29.11.2024.
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