jetzt zu verhindern gewußt *). Sie sind daher genö- thigt, zur Haltung ihres Gottesdienstes sich eines Haus- bodens zu bedienen, den sie zu diesem Gebrauche eini- germaßen eingerichtet haben. Da sie aber auch keinen Geistlichen haben, so haben sie nicht öfter Gelegenheit, öffentlichen Gottesdienst zu halten, als wenn ein Schwe- disches Schiff hieher kommt, dessen Prediger die Hoch- deutsche Sprache versteht und reden kann. Alsdann wird auch Abendmahl gehalten. Auch geht ein Klinge- beutel um, und was darin gesammelt wird, bekommt der den Gottesdienst verrichtende Geistliche. Daß manchmahl viel Zeit verstreicht, ehe eine solche Gelegen- heit sich darbiethet, sieht man leicht ein. Wie wenig aber jene Intoleranz der Denkungsart und Menschen- liebe der hiesigen Geistlichkeit zur Ehre gereicht, davon darf ich wohl nichts sagen.
Ich komme auf die Schifffahrt und Handlung. Im Januar und den folgenden Monathen kommen auf der Capschen Rhede die meisten Schiffe, sowohl aus Europa als aus Ostindien an, um sich hier zu erfrischen. Sie wählen diesen Ort hiezu vor andern deswegen, weil hier die Luft gesund, und der reichste Vorrath an Wein und Eßwaaren aller Art vorhanden ist. Wenn ein Schiff sich auf der Rhede vor Anker gelegt hat, so darf aus der Stadt, in den ersten drey Tagen, bey vierzig Reichsthaler Strafe, niemand an Bord desselben gehen. Das Cap kann man mit Recht als eine Reise-Station für die Ostindien-Fahrer ansehen; denn hier ruhen sie nach einer Reise von mehreren Monathen aus, nehmen neuen Reise-Proviant mit, und haben, sie mögen nun hin- oder zurückreisen, ungefähr den halben Weg zurück-
*) Sie haben jetzt völlige Freyheit, ihren Gottesdienst zu verrichten, und Erlaubniß, eine Kirche zu bauen, erhalten. S. oben, Seite 107.
Von politiſchen Einrichtungen am Cap.
jetzt zu verhindern gewußt *). Sie ſind daher genoͤ- thigt, zur Haltung ihres Gottesdienſtes ſich eines Haus- bodens zu bedienen, den ſie zu dieſem Gebrauche eini- germaßen eingerichtet haben. Da ſie aber auch keinen Geiſtlichen haben, ſo haben ſie nicht oͤfter Gelegenheit, oͤffentlichen Gottesdienſt zu halten, als wenn ein Schwe- diſches Schiff hieher kommt, deſſen Prediger die Hoch- deutſche Sprache verſteht und reden kann. Alsdann wird auch Abendmahl gehalten. Auch geht ein Klinge- beutel um, und was darin geſammelt wird, bekommt der den Gottesdienſt verrichtende Geiſtliche. Daß manchmahl viel Zeit verſtreicht, ehe eine ſolche Gelegen- heit ſich darbiethet, ſieht man leicht ein. Wie wenig aber jene Intoleranz der Denkungsart und Menſchen- liebe der hieſigen Geiſtlichkeit zur Ehre gereicht, davon darf ich wohl nichts ſagen.
Ich komme auf die Schifffahrt und Handlung. Im Januar und den folgenden Monathen kommen auf der Capſchen Rhede die meiſten Schiffe, ſowohl aus Europa als aus Oſtindien an, um ſich hier zu erfriſchen. Sie waͤhlen dieſen Ort hiezu vor andern deswegen, weil hier die Luft geſund, und der reichſte Vorrath an Wein und Eßwaaren aller Art vorhanden iſt. Wenn ein Schiff ſich auf der Rhede vor Anker gelegt hat, ſo darf aus der Stadt, in den erſten drey Tagen, bey vierzig Reichsthaler Strafe, niemand an Bord deſſelben gehen. Das Cap kann man mit Recht als eine Reiſe-Station fuͤr die Oſtindien-Fahrer anſehen; denn hier ruhen ſie nach einer Reiſe von mehreren Monathen aus, nehmen neuen Reiſe-Proviant mit, und haben, ſie moͤgen nun hin- oder zuruͤckreiſen, ungefaͤhr den halben Weg zuruͤck-
*) Sie haben jetzt voͤllige Freyheit, ihren Gottesdienſt zu verrichten, und Erlaubniß, eine Kirche zu bauen, erhalten. S. oben, Seite 107.
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Von politiſchen Einrichtungen am Cap.
jetzt zu verhindern gewußt *). Sie ſind daher genoͤ-
thigt, zur Haltung ihres Gottesdienſtes ſich eines Haus-
bodens zu bedienen, den ſie zu dieſem Gebrauche eini-
germaßen eingerichtet haben. Da ſie aber auch keinen
Geiſtlichen haben, ſo haben ſie nicht oͤfter Gelegenheit,
oͤffentlichen Gottesdienſt zu halten, als wenn ein Schwe-
diſches Schiff hieher kommt, deſſen Prediger die Hoch-
deutſche Sprache verſteht und reden kann. Alsdann
wird auch Abendmahl gehalten. Auch geht ein Klinge-
beutel um, und was darin geſammelt wird, bekommt
der den Gottesdienſt verrichtende Geiſtliche. Daß
manchmahl viel Zeit verſtreicht, ehe eine ſolche Gelegen-
heit ſich darbiethet, ſieht man leicht ein. Wie wenig
aber jene Intoleranz der Denkungsart und Menſchen-
liebe der hieſigen Geiſtlichkeit zur Ehre gereicht, davon
darf ich wohl nichts ſagen.
Ich komme auf die Schifffahrt und Handlung.
Im Januar und den folgenden Monathen kommen auf
der Capſchen Rhede die meiſten Schiffe, ſowohl aus
Europa als aus Oſtindien an, um ſich hier zu erfriſchen.
Sie waͤhlen dieſen Ort hiezu vor andern deswegen, weil
hier die Luft geſund, und der reichſte Vorrath an Wein
und Eßwaaren aller Art vorhanden iſt. Wenn ein
Schiff ſich auf der Rhede vor Anker gelegt hat, ſo darf
aus der Stadt, in den erſten drey Tagen, bey vierzig
Reichsthaler Strafe, niemand an Bord deſſelben gehen.
Das Cap kann man mit Recht als eine Reiſe-Station fuͤr
die Oſtindien-Fahrer anſehen; denn hier ruhen ſie nach
einer Reiſe von mehreren Monathen aus, nehmen
neuen Reiſe-Proviant mit, und haben, ſie moͤgen nun
hin- oder zuruͤckreiſen, ungefaͤhr den halben Weg zuruͤck-
*) Sie haben jetzt voͤllige Freyheit, ihren Gottesdienſt zu verrichten, und
Erlaubniß, eine Kirche zu bauen, erhalten. S. oben, Seite 107.
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/259>, abgerufen am 17.02.2025.
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