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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise vom Cap nach Rothesand.
geringen Anfang, und schreitet langsam und allmählig
weiter. Nach dem Tode findet man, daß die Knochen
ganz leer sind, und gar kein Mark enthalten, sondern
anstatt dessen mit Wasser angefüllt sind. -- Eine vier-
te Krankheit nennt man hier die Harnkrankheit (Piss-
Ziekte
). Mit dieser wird nicht nur das Rindvieh, son-
dern auch die Pferde befallen. Sie läuft darauf hin-
aus, daß das Vieh nicht stallen kann, und entsteht,
wenn es von der genistartigen Euphorbie (Euphor-
bia genistoides,
Holländisch Piss-Goed) frißt, welche
eine Milch enthält, die zwar dem Magen und Ge-
därme nicht schadet, aber die Blase angreift, und be-
sonders die Harngänge verstopft. Wenn man die Ru-
the drückt, kann man diese zähe Materie herauspressen.
Die Bauern pflegen daher entweder sich dieser Methode
zu bedienen, oder auch wohl die Materie mit einem
Strohhalme nach inwendig zurückzustoßen. Wenn man
das Vieh fleißig frisches und gutes Wasser trinken läßt,
kann die Krankheit nicht überhand nehmen. Im Sommer
aber, wenn das Wasser dick und unrein wird, und die
Materie nicht verdünnen kann, stirbt es häufig daran.

Nachdem wir zur rechten Seite des großen Berg-
flusses
das Ribeck-Castel, einen großen und hohen ein-
sam stehenden Berg, und zur Linken den Piketberg,
darauf aber die Honigberge (Honing-Bergen) vorbey
gereiset waren, kamen wir des Abends auf einen Hof,
der einem Manne, Nahmens Griling, gehört. Den 26.
reiseten wir über den sogenannten Vierundzwanzigfluß
(Vier-en-twintig-Rivier) nach dem Hofe Arnheim,
von da weiter zu dem kleinen Bergflusse (Kleyne-Berg-
Rivier
), und endlich durch das Rothesandthal (Roode-
Zands-Kloof
), nach dem Waferslande (Wafers-Land)
oder Rothesand (Roode Zand). Die Schlucht oder

Reiſe vom Cap nach Rotheſand.
geringen Anfang, und ſchreitet langſam und allmaͤhlig
weiter. Nach dem Tode findet man, daß die Knochen
ganz leer ſind, und gar kein Mark enthalten, ſondern
anſtatt deſſen mit Waſſer angefuͤllt ſind. — Eine vier-
te Krankheit nennt man hier die Harnkrankheit (Piſs-
Ziekte
). Mit dieſer wird nicht nur das Rindvieh, ſon-
dern auch die Pferde befallen. Sie laͤuft darauf hin-
aus, daß das Vieh nicht ſtallen kann, und entſteht,
wenn es von der geniſtartigen Euphorbie (Euphor-
bia geniſtoides,
Hollaͤndiſch Piſs-Goed) frißt, welche
eine Milch enthaͤlt, die zwar dem Magen und Ge-
daͤrme nicht ſchadet, aber die Blaſe angreift, und be-
ſonders die Harngaͤnge verſtopft. Wenn man die Ru-
the druͤckt, kann man dieſe zaͤhe Materie herauspreſſen.
Die Bauern pflegen daher entweder ſich dieſer Methode
zu bedienen, oder auch wohl die Materie mit einem
Strohhalme nach inwendig zuruͤckzuſtoßen. Wenn man
das Vieh fleißig friſches und gutes Waſſer trinken laͤßt,
kann die Krankheit nicht uͤberhand nehmen. Im Sommer
aber, wenn das Waſſer dick und unrein wird, und die
Materie nicht verduͤnnen kann, ſtirbt es haͤufig daran.

Nachdem wir zur rechten Seite des großen Berg-
fluſſes
das Ribeck-Caſtel, einen großen und hohen ein-
ſam ſtehenden Berg, und zur Linken den Piketberg,
darauf aber die Honigberge (Honing-Bergen) vorbey
gereiſet waren, kamen wir des Abends auf einen Hof,
der einem Manne, Nahmens Griling, gehoͤrt. Den 26.
reiſeten wir uͤber den ſogenannten Vierundzwanzigfluß
(Vier-en-twintig-Rivier) nach dem Hofe Arnheim,
von da weiter zu dem kleinen Bergfluſſe (Kleyne-Berg-
Rivier
), und endlich durch das Rotheſandthal (Roode-
Zands-Kloof
), nach dem Waferslande (Wafers-Land)
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[141/0169] Reiſe vom Cap nach Rotheſand. geringen Anfang, und ſchreitet langſam und allmaͤhlig weiter. Nach dem Tode findet man, daß die Knochen ganz leer ſind, und gar kein Mark enthalten, ſondern anſtatt deſſen mit Waſſer angefuͤllt ſind. — Eine vier- te Krankheit nennt man hier die Harnkrankheit (Piſs- Ziekte). Mit dieſer wird nicht nur das Rindvieh, ſon- dern auch die Pferde befallen. Sie laͤuft darauf hin- aus, daß das Vieh nicht ſtallen kann, und entſteht, wenn es von der geniſtartigen Euphorbie (Euphor- bia geniſtoides, Hollaͤndiſch Piſs-Goed) frißt, welche eine Milch enthaͤlt, die zwar dem Magen und Ge- daͤrme nicht ſchadet, aber die Blaſe angreift, und be- ſonders die Harngaͤnge verſtopft. Wenn man die Ru- the druͤckt, kann man dieſe zaͤhe Materie herauspreſſen. Die Bauern pflegen daher entweder ſich dieſer Methode zu bedienen, oder auch wohl die Materie mit einem Strohhalme nach inwendig zuruͤckzuſtoßen. Wenn man das Vieh fleißig friſches und gutes Waſſer trinken laͤßt, kann die Krankheit nicht uͤberhand nehmen. Im Sommer aber, wenn das Waſſer dick und unrein wird, und die Materie nicht verduͤnnen kann, ſtirbt es haͤufig daran. Nachdem wir zur rechten Seite des großen Berg- fluſſes das Ribeck-Caſtel, einen großen und hohen ein- ſam ſtehenden Berg, und zur Linken den Piketberg, darauf aber die Honigberge (Honing-Bergen) vorbey gereiſet waren, kamen wir des Abends auf einen Hof, der einem Manne, Nahmens Griling, gehoͤrt. Den 26. reiſeten wir uͤber den ſogenannten Vierundzwanzigfluß (Vier-en-twintig-Rivier) nach dem Hofe Arnheim, von da weiter zu dem kleinen Bergfluſſe (Kleyne-Berg- Rivier), und endlich durch das Rotheſandthal (Roode- Zands-Kloof), nach dem Waferslande (Wafers-Land) oder Rotheſand (Roode Zand). Die Schlucht oder

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/169>, abgerufen am 24.11.2024.