meiniglich einen Mann. Der Sklave aber wird weggeschafft.
Die Gastfreyheit ist durchgängig beym Landmanne sehr groß. Ein Reisender kann daher ohne die mindeste Bezahlung, weder für Herberge und Zimmer, noch für Essen und Trinken, so lange Zeit, als er will, bey diesen Leuten zubringen, die ihn auf die freundschaft- lichste und gütigste Art aufnehmen und bewirthen. In der Stadt hingegen kommt einem Fremden der Aufent- halt sehr theuer zu stehen, und man muß da für Zim- mer und Beköstigung täglich wenigstens einen bis an- derthalb Reichsthaler bezahlen.
Die Leute auf dem Lande essen gewöhnlich und re- gelmäßig viermahl des Tages: um sieben Uhr das Früh- stück, um eilf zu Mittage, um vier das Nachmittags- brot und um acht zu Abend.
Die Zeit zu ackern und zu säen ist hier im April und May. Im Junius und Julius wird das Brach- feld umgepflüget. Man läßt den Acker oft mehrere, ja wohl gar zehn, zwölf bis funfzehn Jahr brach liegen, und alsdann ist es so gut, als wenn er ganz aus dem Dreische gebrochen würde. Die größten Büsche radet man vorher aus, ehe man zum Umreißen des Ackers schreitet, die kleinen überläßt man dem Pfluge. Her- nach sammelt man alles Strauchwerk zusammen, und verbrennt es sogleich auf dem Acker, welcher durch die Asche davon ansehnlich gedünget wird. Auf den Stel- len, wo das Brennen geschehen ist, wächst die Saat allezeit stärker und dichter, und man kann sie sogleich beym ersten Anblicke kennen. Der Weitzen giebt hier gemeiniglich das achte oder zehnte, oft auch das funf- zehnte, zwanzigste bis fünf und zwanzigste Korn; in andern Gegenden bekommt man noch weit mehr. Man
hat
Zweyte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
meiniglich einen Mann. Der Sklave aber wird weggeſchafft.
Die Gaſtfreyheit iſt durchgaͤngig beym Landmanne ſehr groß. Ein Reiſender kann daher ohne die mindeſte Bezahlung, weder fuͤr Herberge und Zimmer, noch fuͤr Eſſen und Trinken, ſo lange Zeit, als er will, bey dieſen Leuten zubringen, die ihn auf die freundſchaft- lichſte und guͤtigſte Art aufnehmen und bewirthen. In der Stadt hingegen kommt einem Fremden der Aufent- halt ſehr theuer zu ſtehen, und man muß da fuͤr Zim- mer und Bekoͤſtigung taͤglich wenigſtens einen bis an- derthalb Reichsthaler bezahlen.
Die Leute auf dem Lande eſſen gewoͤhnlich und re- gelmaͤßig viermahl des Tages: um ſieben Uhr das Fruͤh- ſtuͤck, um eilf zu Mittage, um vier das Nachmittags- brot und um acht zu Abend.
Die Zeit zu ackern und zu ſaͤen iſt hier im April und May. Im Junius und Julius wird das Brach- feld umgepfluͤget. Man laͤßt den Acker oft mehrere, ja wohl gar zehn, zwoͤlf bis funfzehn Jahr brach liegen, und alsdann iſt es ſo gut, als wenn er ganz aus dem Dreiſche gebrochen wuͤrde. Die groͤßten Buͤſche radet man vorher aus, ehe man zum Umreißen des Ackers ſchreitet, die kleinen uͤberlaͤßt man dem Pfluge. Her- nach ſammelt man alles Strauchwerk zuſammen, und verbrennt es ſogleich auf dem Acker, welcher durch die Aſche davon anſehnlich geduͤnget wird. Auf den Stel- len, wo das Brennen geſchehen iſt, waͤchſt die Saat allezeit ſtaͤrker und dichter, und man kann ſie ſogleich beym erſten Anblicke kennen. Der Weitzen giebt hier gemeiniglich das achte oder zehnte, oft auch das funf- zehnte, zwanzigſte bis fuͤnf und zwanzigſte Korn; in andern Gegenden bekommt man noch weit mehr. Man
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Zweyte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
meiniglich einen Mann. Der Sklave aber wird
weggeſchafft.
Die Gaſtfreyheit iſt durchgaͤngig beym Landmanne
ſehr groß. Ein Reiſender kann daher ohne die mindeſte
Bezahlung, weder fuͤr Herberge und Zimmer, noch
fuͤr Eſſen und Trinken, ſo lange Zeit, als er will, bey
dieſen Leuten zubringen, die ihn auf die freundſchaft-
lichſte und guͤtigſte Art aufnehmen und bewirthen. In
der Stadt hingegen kommt einem Fremden der Aufent-
halt ſehr theuer zu ſtehen, und man muß da fuͤr Zim-
mer und Bekoͤſtigung taͤglich wenigſtens einen bis an-
derthalb Reichsthaler bezahlen.
Die Leute auf dem Lande eſſen gewoͤhnlich und re-
gelmaͤßig viermahl des Tages: um ſieben Uhr das Fruͤh-
ſtuͤck, um eilf zu Mittage, um vier das Nachmittags-
brot und um acht zu Abend.
Die Zeit zu ackern und zu ſaͤen iſt hier im April
und May. Im Junius und Julius wird das Brach-
feld umgepfluͤget. Man laͤßt den Acker oft mehrere, ja
wohl gar zehn, zwoͤlf bis funfzehn Jahr brach liegen,
und alsdann iſt es ſo gut, als wenn er ganz aus dem
Dreiſche gebrochen wuͤrde. Die groͤßten Buͤſche radet
man vorher aus, ehe man zum Umreißen des Ackers
ſchreitet, die kleinen uͤberlaͤßt man dem Pfluge. Her-
nach ſammelt man alles Strauchwerk zuſammen, und
verbrennt es ſogleich auf dem Acker, welcher durch die
Aſche davon anſehnlich geduͤnget wird. Auf den Stel-
len, wo das Brennen geſchehen iſt, waͤchſt die Saat
allezeit ſtaͤrker und dichter, und man kann ſie ſogleich
beym erſten Anblicke kennen. Der Weitzen giebt hier
gemeiniglich das achte oder zehnte, oft auch das funf-
zehnte, zwanzigſte bis fuͤnf und zwanzigſte Korn; in
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/156>, abgerufen am 22.11.2024.
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