Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Aufenthalt in der Capstadt. nusse seines Soldes würde der Kerl demungeachtet Dien-ste thun, und an den freyen Tagen mit Unterricht oder einem Handwerke sein Brot verdienen können. Bey je- nem Verbothe hingegen werden, wie die tägliche Erfahrung lehrt, viele liederlich, und wohl gar durch feile schwarze Weibsbilder in Ansehung der Gesundheit auf immer verdorben. Zudem ficht auch ein beweibter Soldat im Kriege mit mehr Muth und Tapferkeit für Vaterland, Weib und Kinder. Dies alles aber scheint man nicht zu erwägen; sondern, wenn ein Kerl heirathen will, muß er Abschied nehmen, und ein freyer Bürger werden. Und dennoch wird er dies nur unter der Bedingung, daß er, wenn die Noth es erfordern sollte, bey der Compagnie wieder, und zwar in derselben Eigenschaft, als er davon Abschied nahm, in Dienst treten muß. In der Citadelle wird täglich, außer des Sonntags, Draußen vor der Citadelle, auf einem geräumigen Aufenthalt in der Capſtadt. nuſſe ſeines Soldes wuͤrde der Kerl demungeachtet Dien-ſte thun, und an den freyen Tagen mit Unterricht oder einem Handwerke ſein Brot verdienen koͤnnen. Bey je- nem Verbothe hingegen werden, wie die taͤgliche Erfahrung lehrt, viele liederlich, und wohl gar durch feile ſchwarze Weibsbilder in Anſehung der Geſundheit auf immer verdorben. Zudem ficht auch ein beweibter Soldat im Kriege mit mehr Muth und Tapferkeit fuͤr Vaterland, Weib und Kinder. Dies alles aber ſcheint man nicht zu erwaͤgen; ſondern, wenn ein Kerl heirathen will, muß er Abſchied nehmen, und ein freyer Buͤrger werden. Und dennoch wird er dies nur unter der Bedingung, daß er, wenn die Noth es erfordern ſollte, bey der Compagnie wieder, und zwar in derſelben Eigenſchaft, als er davon Abſchied nahm, in Dienſt treten muß. In der Citadelle wird taͤglich, außer des Sonntags, Draußen vor der Citadelle, auf einem geraͤumigen <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0133" n="105"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Aufenthalt in der <placeName>Capſtadt</placeName>.</hi></fw><lb/> nuſſe ſeines Soldes wuͤrde der Kerl demungeachtet Dien-<lb/> ſte thun, und an den freyen Tagen mit Unterricht oder<lb/> einem Handwerke ſein Brot verdienen koͤnnen. Bey je-<lb/> nem Verbothe hingegen werden, wie die taͤgliche Erfahrung<lb/> lehrt, viele liederlich, und wohl gar durch feile ſchwarze<lb/> Weibsbilder in Anſehung der Geſundheit auf immer<lb/> verdorben. Zudem ficht auch ein beweibter Soldat im<lb/> Kriege mit mehr Muth und Tapferkeit fuͤr Vaterland,<lb/> Weib und Kinder. Dies alles aber ſcheint man nicht zu<lb/> erwaͤgen; ſondern, wenn ein Kerl heirathen will, muß<lb/> er Abſchied nehmen, und ein freyer Buͤrger werden. Und<lb/> dennoch wird er dies nur unter der Bedingung, daß er,<lb/> wenn die Noth es erfordern ſollte, bey der Compagnie<lb/> wieder, und zwar in derſelben Eigenſchaft, als er davon<lb/> Abſchied nahm, in Dienſt treten muß.</p><lb/> <p>In der Citadelle wird taͤglich, außer des Sonntags,<lb/> Morgens und Abends von einem ſogenannten Krankentroͤ-<lb/> ſter Betſtunde gehalten. Des Sonntags ſtehen waͤh-<lb/> rend des Gottesdienſtes vor dem Kirchhofe und vor der<lb/> Kirchenthuͤr Schildwachen; in der Kirche aber hat man<lb/> dergleichen nicht gern.</p><lb/> <p>Draußen vor der Citadelle, auf einem geraͤumigen<lb/> Platze, der den Boͤttchern gehoͤrt, werden die Waſſerton-<lb/> nen und Weinfaͤſſer von den Schiffen hingelegt, um<lb/> ausgebeſſert und umgearbeitet zu werden. Auch pflegt<lb/> da immer eine Menge Planken und Breter zu liegen.<lb/> Damit nichts geſtohlen werde, ſteht hier allemahl des<lb/> Nachts eine Schildwache. Dieſer Poſten bringt bisweilen<lb/> etwas ein, wenn naͤmlich der Soldat einen Liebhaber mit<lb/> ſeiner Geliebten ertappt, die alsdann, um dem Verhafte<lb/> und der Entdeckung zu entgehen, genoͤthigt ſind, einige<lb/> Thaler Trinkgeld fuͤr das kleine Vergnuͤgen, das ſie ſich<lb/> zwiſchen den Bretern machten, zu bezahlen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0133]
Aufenthalt in der Capſtadt.
nuſſe ſeines Soldes wuͤrde der Kerl demungeachtet Dien-
ſte thun, und an den freyen Tagen mit Unterricht oder
einem Handwerke ſein Brot verdienen koͤnnen. Bey je-
nem Verbothe hingegen werden, wie die taͤgliche Erfahrung
lehrt, viele liederlich, und wohl gar durch feile ſchwarze
Weibsbilder in Anſehung der Geſundheit auf immer
verdorben. Zudem ficht auch ein beweibter Soldat im
Kriege mit mehr Muth und Tapferkeit fuͤr Vaterland,
Weib und Kinder. Dies alles aber ſcheint man nicht zu
erwaͤgen; ſondern, wenn ein Kerl heirathen will, muß
er Abſchied nehmen, und ein freyer Buͤrger werden. Und
dennoch wird er dies nur unter der Bedingung, daß er,
wenn die Noth es erfordern ſollte, bey der Compagnie
wieder, und zwar in derſelben Eigenſchaft, als er davon
Abſchied nahm, in Dienſt treten muß.
In der Citadelle wird taͤglich, außer des Sonntags,
Morgens und Abends von einem ſogenannten Krankentroͤ-
ſter Betſtunde gehalten. Des Sonntags ſtehen waͤh-
rend des Gottesdienſtes vor dem Kirchhofe und vor der
Kirchenthuͤr Schildwachen; in der Kirche aber hat man
dergleichen nicht gern.
Draußen vor der Citadelle, auf einem geraͤumigen
Platze, der den Boͤttchern gehoͤrt, werden die Waſſerton-
nen und Weinfaͤſſer von den Schiffen hingelegt, um
ausgebeſſert und umgearbeitet zu werden. Auch pflegt
da immer eine Menge Planken und Breter zu liegen.
Damit nichts geſtohlen werde, ſteht hier allemahl des
Nachts eine Schildwache. Dieſer Poſten bringt bisweilen
etwas ein, wenn naͤmlich der Soldat einen Liebhaber mit
ſeiner Geliebten ertappt, die alsdann, um dem Verhafte
und der Entdeckung zu entgehen, genoͤthigt ſind, einige
Thaler Trinkgeld fuͤr das kleine Vergnuͤgen, das ſie ſich
zwiſchen den Bretern machten, zu bezahlen.
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