nischen Leser werden es mir verzeihen, wenn ich mich bey ihrer Beschreibung etwas lange aufgehalten habe.
Die Holländischen Schiffe pflegen auf der Reise nach dem Cap, zumahl wenn sie lange von widri- gem Winde in der Nord-See umhergetrieben sind, zu Sanct-Jago anzulegen, um frisches Wasser und Lebensmittel einzunehmen, obgleich das dasige Was- ser sich nicht sehr lange hält. Wir segelten mit gutem Winde vorbey, um uns auf unsrer Fahrt nicht aufzu- halten.
Den 19. Januar 1772 hatten wir die Insel Canaria mit ihren hohen, gelben und rothen Bergen zur Rechten, und Forteventura zur Linken. Am fol- genden Tage bekamen wir Passat-Wind. Den 29. wa- ren wir unter dem funfzehnten, und den 3. Februar un- ter dem achten Grade der Breite.
In diesen Gegenden des Meers sahen wir des Abends und des Nachts leuchtende Thiere zu Tausenden, wie Sterne, im Wasser, wenn dasselbe vom Schiffe be- wegt wurde; wie auch große Kugeln, die gegen das Ka- jütfenster, wenn es offen stand, einen Schein, wie von mattem Blitze, gaben. In einigen Nächten sahen wir, daß es wirklich blitzte, ohne daß man irgend Donner hörte. Man sagte, dies bedeute Wind; diesmahl traf die Prophezeihung gleichwohl nicht ein. Um diese Zeit fingen wir auch Fische, und sahen verschiedne von den großen Vögeln, die man Malmucken (Malle- mocken) nennt. Unter andern schwamm einmahl eine große Menge Hornfische (Balistae) von derjenigen Gat- tung, deren letzter Strahl in der Rücken-Floßfeder sehr lang ist, hinter unserm Schiffe her. Die Hitze wurde täglich stärker und unerträglicher, und Citronsaft mit Zucker war uns jetzt zum Labetrunke unentbehrlich. Ein-
Reiſe von Holland nach dem Vorgebirge ꝛc.
niſchen Leſer werden es mir verzeihen, wenn ich mich bey ihrer Beſchreibung etwas lange aufgehalten habe.
Die Hollaͤndiſchen Schiffe pflegen auf der Reiſe nach dem Cap, zumahl wenn ſie lange von widri- gem Winde in der Nord-See umhergetrieben ſind, zu Sanct-Jago anzulegen, um friſches Waſſer und Lebensmittel einzunehmen, obgleich das daſige Waſ- ſer ſich nicht ſehr lange haͤlt. Wir ſegelten mit gutem Winde vorbey, um uns auf unſrer Fahrt nicht aufzu- halten.
Den 19. Januar 1772 hatten wir die Inſel Canaria mit ihren hohen, gelben und rothen Bergen zur Rechten, und Forteventura zur Linken. Am fol- genden Tage bekamen wir Paſſat-Wind. Den 29. wa- ren wir unter dem funfzehnten, und den 3. Februar un- ter dem achten Grade der Breite.
In dieſen Gegenden des Meers ſahen wir des Abends und des Nachts leuchtende Thiere zu Tauſenden, wie Sterne, im Waſſer, wenn daſſelbe vom Schiffe be- wegt wurde; wie auch große Kugeln, die gegen das Ka- juͤtfenſter, wenn es offen ſtand, einen Schein, wie von mattem Blitze, gaben. In einigen Naͤchten ſahen wir, daß es wirklich blitzte, ohne daß man irgend Donner hoͤrte. Man ſagte, dies bedeute Wind; diesmahl traf die Prophezeihung gleichwohl nicht ein. Um dieſe Zeit fingen wir auch Fiſche, und ſahen verſchiedne von den großen Voͤgeln, die man Malmucken (Malle- mocken) nennt. Unter andern ſchwamm einmahl eine große Menge Hornfiſche (Baliſtae) von derjenigen Gat- tung, deren letzter Strahl in der Ruͤcken-Floßfeder ſehr lang iſt, hinter unſerm Schiffe her. Die Hitze wurde taͤglich ſtaͤrker und unertraͤglicher, und Citronſaft mit Zucker war uns jetzt zum Labetrunke unentbehrlich. Ein-
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[85/0113]
Reiſe von Holland nach dem Vorgebirge ꝛc.
niſchen Leſer werden es mir verzeihen, wenn ich mich bey
ihrer Beſchreibung etwas lange aufgehalten habe.
Die Hollaͤndiſchen Schiffe pflegen auf der Reiſe
nach dem Cap, zumahl wenn ſie lange von widri-
gem Winde in der Nord-See umhergetrieben ſind,
zu Sanct-Jago anzulegen, um friſches Waſſer und
Lebensmittel einzunehmen, obgleich das daſige Waſ-
ſer ſich nicht ſehr lange haͤlt. Wir ſegelten mit gutem
Winde vorbey, um uns auf unſrer Fahrt nicht aufzu-
halten.
Den 19. Januar 1772 hatten wir die Inſel
Canaria mit ihren hohen, gelben und rothen Bergen
zur Rechten, und Forteventura zur Linken. Am fol-
genden Tage bekamen wir Paſſat-Wind. Den 29. wa-
ren wir unter dem funfzehnten, und den 3. Februar un-
ter dem achten Grade der Breite.
In dieſen Gegenden des Meers ſahen wir des
Abends und des Nachts leuchtende Thiere zu Tauſenden,
wie Sterne, im Waſſer, wenn daſſelbe vom Schiffe be-
wegt wurde; wie auch große Kugeln, die gegen das Ka-
juͤtfenſter, wenn es offen ſtand, einen Schein, wie von
mattem Blitze, gaben. In einigen Naͤchten ſahen wir,
daß es wirklich blitzte, ohne daß man irgend Donner
hoͤrte. Man ſagte, dies bedeute Wind; diesmahl traf
die Prophezeihung gleichwohl nicht ein. Um dieſe Zeit
fingen wir auch Fiſche, und ſahen verſchiedne von
den großen Voͤgeln, die man Malmucken (Malle-
mocken) nennt. Unter andern ſchwamm einmahl eine
große Menge Hornfiſche (Baliſtae) von derjenigen Gat-
tung, deren letzter Strahl in der Ruͤcken-Floßfeder ſehr
lang iſt, hinter unſerm Schiffe her. Die Hitze wurde
taͤglich ſtaͤrker und unertraͤglicher, und Citronſaft mit
Zucker war uns jetzt zum Labetrunke unentbehrlich. Ein-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/113>, abgerufen am 28.11.2024.
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