und der Wurzelgewächse eine so große Meinungsverschie- denheit statt findet, und der Verfasser selbst erst die Re- sultate seiner hierüber angestellten Versuche abwarten muß, ehe er seine Ansichten dem Publikum ausführlich vorlegen und eine Berechnung darauf gründen kann. Er begnügt sich daher mit der Anführung einzelner Grundzüge, die, wie ich glaube, aus der durchgeführten Berechnung her- vorgehen würden.
Bei einer mittelmäßigen Fruchtbarkeit des Ackers wird erst bei einem sehr hohen Kornpreis die Abschaffung der Brache vortheilhaft seyn können: denn wenn auch die vermehrte Arbeit durch höhere Preise bald bezahlt wird, so ist doch der verminderte Ertrag des Winterkorns von so großem Einfluß auf den Reinertrag, daß der vergrö- ßerte Kornbau, etwa bis zur Hälfte der ganzen Fläche, diesen Verlust nur schwer und nur bei sehr hohen Korn- preisen wird decken können.
Der Werth des gewonnenen Viehfutters kann aber zur Deckung dieses Verlustes nicht sehr viel beitragen, indem die gewöhnliche Viehzucht zwar ein bedeutendes, sehr in die Augen fallendes, verkäufliches Produkt liefert, aber nur eine geringe, oder -- wie die Folge ergeben wird -- oft gar keine Landrente abwirft.
Für Boden von geringer Fruchtbarkeit, also von nie- derm Körnerertrag, wird die Abschaffung der Brache auch bei den höchsten Kornpreisen nicht mehr konsequent seyn.
Betrachten wir nun aber einen Boden von sehr ho- her Fruchtbarkeit, so ändern sich diese Verhältnisse gar sehr.
Mit der steigenden Dungkraft des Ackers steigt der Körnerertrag bis zu einem gewissen Punkt wahrscheinlich in gradem Verhältnisse.
Die Steigerung des Kornertrags kann aber nicht wie die der Dungkraft unbegränzt seyn; sie findet diese Gränze vielmehr in der Natur der Pflanze, die auch beim größ-
und der Wurzelgewaͤchſe eine ſo große Meinungsverſchie- denheit ſtatt findet, und der Verfaſſer ſelbſt erſt die Re- ſultate ſeiner hieruͤber angeſtellten Verſuche abwarten muß, ehe er ſeine Anſichten dem Publikum ausfuͤhrlich vorlegen und eine Berechnung darauf gruͤnden kann. Er begnuͤgt ſich daher mit der Anfuͤhrung einzelner Grundzuͤge, die, wie ich glaube, aus der durchgefuͤhrten Berechnung her- vorgehen wuͤrden.
Bei einer mittelmaͤßigen Fruchtbarkeit des Ackers wird erſt bei einem ſehr hohen Kornpreis die Abſchaffung der Brache vortheilhaft ſeyn koͤnnen: denn wenn auch die vermehrte Arbeit durch hoͤhere Preiſe bald bezahlt wird, ſo iſt doch der verminderte Ertrag des Winterkorns von ſo großem Einfluß auf den Reinertrag, daß der vergroͤ- ßerte Kornbau, etwa bis zur Haͤlfte der ganzen Flaͤche, dieſen Verluſt nur ſchwer und nur bei ſehr hohen Korn- preiſen wird decken koͤnnen.
Der Werth des gewonnenen Viehfutters kann aber zur Deckung dieſes Verluſtes nicht ſehr viel beitragen, indem die gewoͤhnliche Viehzucht zwar ein bedeutendes, ſehr in die Augen fallendes, verkaͤufliches Produkt liefert, aber nur eine geringe, oder — wie die Folge ergeben wird — oft gar keine Landrente abwirft.
Fuͤr Boden von geringer Fruchtbarkeit, alſo von nie- derm Koͤrnerertrag, wird die Abſchaffung der Brache auch bei den hoͤchſten Kornpreiſen nicht mehr konſequent ſeyn.
Betrachten wir nun aber einen Boden von ſehr ho- her Fruchtbarkeit, ſo aͤndern ſich dieſe Verhaͤltniſſe gar ſehr.
Mit der ſteigenden Dungkraft des Ackers ſteigt der Koͤrnerertrag bis zu einem gewiſſen Punkt wahrſcheinlich in gradem Verhaͤltniſſe.
Die Steigerung des Kornertrags kann aber nicht wie die der Dungkraft unbegraͤnzt ſeyn; ſie findet dieſe Graͤnze vielmehr in der Natur der Pflanze, die auch beim groͤß-
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[85/0099]
und der Wurzelgewaͤchſe eine ſo große Meinungsverſchie-
denheit ſtatt findet, und der Verfaſſer ſelbſt erſt die Re-
ſultate ſeiner hieruͤber angeſtellten Verſuche abwarten muß,
ehe er ſeine Anſichten dem Publikum ausfuͤhrlich vorlegen
und eine Berechnung darauf gruͤnden kann. Er begnuͤgt
ſich daher mit der Anfuͤhrung einzelner Grundzuͤge, die,
wie ich glaube, aus der durchgefuͤhrten Berechnung her-
vorgehen wuͤrden.
Bei einer mittelmaͤßigen Fruchtbarkeit des Ackers
wird erſt bei einem ſehr hohen Kornpreis die Abſchaffung
der Brache vortheilhaft ſeyn koͤnnen: denn wenn auch die
vermehrte Arbeit durch hoͤhere Preiſe bald bezahlt wird,
ſo iſt doch der verminderte Ertrag des Winterkorns von
ſo großem Einfluß auf den Reinertrag, daß der vergroͤ-
ßerte Kornbau, etwa bis zur Haͤlfte der ganzen Flaͤche,
dieſen Verluſt nur ſchwer und nur bei ſehr hohen Korn-
preiſen wird decken koͤnnen.
Der Werth des gewonnenen Viehfutters kann aber
zur Deckung dieſes Verluſtes nicht ſehr viel beitragen,
indem die gewoͤhnliche Viehzucht zwar ein bedeutendes,
ſehr in die Augen fallendes, verkaͤufliches Produkt liefert,
aber nur eine geringe, oder — wie die Folge ergeben
wird — oft gar keine Landrente abwirft.
Fuͤr Boden von geringer Fruchtbarkeit, alſo von nie-
derm Koͤrnerertrag, wird die Abſchaffung der Brache auch
bei den hoͤchſten Kornpreiſen nicht mehr konſequent ſeyn.
Betrachten wir nun aber einen Boden von ſehr ho-
her Fruchtbarkeit, ſo aͤndern ſich dieſe Verhaͤltniſſe gar ſehr.
Mit der ſteigenden Dungkraft des Ackers ſteigt der
Koͤrnerertrag bis zu einem gewiſſen Punkt wahrſcheinlich
in gradem Verhaͤltniſſe.
Die Steigerung des Kornertrags kann aber nicht wie
die der Dungkraft unbegraͤnzt ſeyn; ſie findet dieſe Graͤnze
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/99>, abgerufen am 16.02.2025.
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