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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

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stieß, oder bis ein Gränznachbar ihn an der weitern Aus-
breitung mit Gewalt hinderte. In der neuern Zeit sind
nun selbst diese Viehweiden größtentheils zu Acker gemacht
worden, der aber wegen seiner großen Entfernung häufig
einen negativen Reinertrag gibt.

So sind unsere Güter entstanden und im Lauf der
Zeit verwandelt; aber die Höfe der großen Güter stehen
noch auf derselben Stelle, wo einst der erste Ansiedler seine
Hütte aufschlug.

In Gegenden, wo es keine Flüsse und Seen
gibt, ist zwar die Sache minder schlimm; aber auch hier
laufen häufig die Gutsgränzen geschlungen oder mit ste-
ten Aus- und Einbiegungen neben einander hin, und zu-
gleich ist es nicht selten, daß von zwei benachbarten Gü-
tern, der Acker des einen bis nahe an den Hof des an-
dern reicht, während dieses Gut sich mit seinem Acker
wieder dem Hofe eines dritten Guts nähert.

Wir sind durch unsere vorhergehenden Berechnungen
in den Stand gesetzt, den Verlust, der aus dieser unre-
gelmäßigen Lage der Höfe entspringt, für einen gegebenen
Fall, in Zahlen auszusprechen, und der Gegenstand ist
wichtig genug, um noch einen Augenblick dabei zu ver-
weilen.

Gesetzt das Gut A habe ein Stück Acker von 70000
#R. a 8 Körner Ertrag, welches von dem Hofe des Guts
A 400 Ruthen, von dem des benachbarten Guts B aber
nur 100 Ruthen entfernt ist. Das Gut B besitze dagegen
ein Stück Acker von gleicher Größe und Güte, welches
ebenfalls 400 Ruthen entfernt ist, dem Hofe des Guts C
aber bis auf 100 Ruthen nahe liegt.

Um wie viel wird nun die Landrente des Guts B
steigen, wenn es das 400 Ruthen entfernte Stück an C
abtritt, und dagegen das 100 Ruthen entfernte Stück von
A wieder erhält?


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ſtieß, oder bis ein Graͤnznachbar ihn an der weitern Aus-
breitung mit Gewalt hinderte. In der neuern Zeit ſind
nun ſelbſt dieſe Viehweiden groͤßtentheils zu Acker gemacht
worden, der aber wegen ſeiner großen Entfernung haͤufig
einen negativen Reinertrag gibt.

So ſind unſere Guͤter entſtanden und im Lauf der
Zeit verwandelt; aber die Hoͤfe der großen Guͤter ſtehen
noch auf derſelben Stelle, wo einſt der erſte Anſiedler ſeine
Huͤtte aufſchlug.

In Gegenden, wo es keine Fluͤſſe und Seen
gibt, iſt zwar die Sache minder ſchlimm; aber auch hier
laufen haͤufig die Gutsgraͤnzen geſchlungen oder mit ſte-
ten Aus- und Einbiegungen neben einander hin, und zu-
gleich iſt es nicht ſelten, daß von zwei benachbarten Guͤ-
tern, der Acker des einen bis nahe an den Hof des an-
dern reicht, waͤhrend dieſes Gut ſich mit ſeinem Acker
wieder dem Hofe eines dritten Guts naͤhert.

Wir ſind durch unſere vorhergehenden Berechnungen
in den Stand geſetzt, den Verluſt, der aus dieſer unre-
gelmaͤßigen Lage der Hoͤfe entſpringt, fuͤr einen gegebenen
Fall, in Zahlen auszuſprechen, und der Gegenſtand iſt
wichtig genug, um noch einen Augenblick dabei zu ver-
weilen.

Geſetzt das Gut A habe ein Stuͤck Acker von 70000
□R. à 8 Koͤrner Ertrag, welches von dem Hofe des Guts
A 400 Ruthen, von dem des benachbarten Guts B aber
nur 100 Ruthen entfernt iſt. Das Gut B beſitze dagegen
ein Stuͤck Acker von gleicher Groͤße und Guͤte, welches
ebenfalls 400 Ruthen entfernt iſt, dem Hofe des Guts C
aber bis auf 100 Ruthen nahe liegt.

Um wie viel wird nun die Landrente des Guts B
ſteigen, wenn es das 400 Ruthen entfernte Stuͤck an C
abtritt, und dagegen das 100 Ruthen entfernte Stuͤck von
A wieder erhaͤlt?


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[65/0079] ſtieß, oder bis ein Graͤnznachbar ihn an der weitern Aus- breitung mit Gewalt hinderte. In der neuern Zeit ſind nun ſelbſt dieſe Viehweiden groͤßtentheils zu Acker gemacht worden, der aber wegen ſeiner großen Entfernung haͤufig einen negativen Reinertrag gibt. So ſind unſere Guͤter entſtanden und im Lauf der Zeit verwandelt; aber die Hoͤfe der großen Guͤter ſtehen noch auf derſelben Stelle, wo einſt der erſte Anſiedler ſeine Huͤtte aufſchlug. In Gegenden, wo es keine Fluͤſſe und Seen gibt, iſt zwar die Sache minder ſchlimm; aber auch hier laufen haͤufig die Gutsgraͤnzen geſchlungen oder mit ſte- ten Aus- und Einbiegungen neben einander hin, und zu- gleich iſt es nicht ſelten, daß von zwei benachbarten Guͤ- tern, der Acker des einen bis nahe an den Hof des an- dern reicht, waͤhrend dieſes Gut ſich mit ſeinem Acker wieder dem Hofe eines dritten Guts naͤhert. Wir ſind durch unſere vorhergehenden Berechnungen in den Stand geſetzt, den Verluſt, der aus dieſer unre- gelmaͤßigen Lage der Hoͤfe entſpringt, fuͤr einen gegebenen Fall, in Zahlen auszuſprechen, und der Gegenſtand iſt wichtig genug, um noch einen Augenblick dabei zu ver- weilen. Geſetzt das Gut A habe ein Stuͤck Acker von 70000 □R. à 8 Koͤrner Ertrag, welches von dem Hofe des Guts A 400 Ruthen, von dem des benachbarten Guts B aber nur 100 Ruthen entfernt iſt. Das Gut B beſitze dagegen ein Stuͤck Acker von gleicher Groͤße und Guͤte, welches ebenfalls 400 Ruthen entfernt iſt, dem Hofe des Guts C aber bis auf 100 Ruthen nahe liegt. Um wie viel wird nun die Landrente des Guts B ſteigen, wenn es das 400 Ruthen entfernte Stuͤck an C abtritt, und dagegen das 100 Ruthen entfernte Stuͤck von A wieder erhaͤlt? 5

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Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/79>, abgerufen am 24.11.2024.