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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

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animalischen Produkten -- Fleisch, Butter, Wolle u. s. w. --
lassen sich zwei verschiedene Fälle denken:

1) In so fern das Fleisch durch seine größere Nahr-
haftigkeit eine größere Quantität Brot ersetzt,
wird zwischen Fleisch und Brot ein feststehendes
Preisverhältniß statt finden.
2) In so fern die Erzeugung der animalischen Pro-
dukte im Verhältniß zu der Kornproduktion mehr
oder minder kostbar ist, werden auch die anima-
lischen Produkte zu einem höhern oder niedrigern
Preise, im Verhältniß gegen den Getreidepreis zu
Markt gebracht werden können.

Wir legen bei unserer Untersuchung den ersten Fall
zum Grunde, und nehmen an: daß der Preis der anima-
lischen Produkte an jedem Orte des Staats mit dem Ge-
treidepreis in demselben Verhältniß stehe.

Demnach kann auch der Werth der animalischen Pro-
dukte, die der Landbau liefert, in Schfl. Rocken ausge-
drückt, und somit der Rohertrag ganz in Rocken ange-
geben werden.

Ob nun aber diese Annahme für unsern isolirten
Staat die richtige ist, oder nicht, wird aus der Folge die-
ser Untersuchung hervorgehen.

Unter den verschiedenen Ausgaben beim Landbau be-
steht die Aussaat fast ganz aus Getreide, und braucht nur
ihrem wirklichen Betrage nach auf Rocken reduzirt zu
werden.

Von den Bestellungs-, Ernte- und allgemeinen Kultur-
kosten besteht ein Theil gradezu aus Korn, z. B. Dre-
scherlohn, Speisung des Gesindes, Futter für die Pferde
u. m. a. Ein zweiter Theil wird durch Korn und Geld
zusammen bezahlt. So richten sich z. B. der Tageloyn
des gewöhnlichen Arbeiters und die Arbeitspreise der Hand-
werker, nicht ganz und gar nach dem Kornpreise; aber sie

animaliſchen Produkten — Fleiſch, Butter, Wolle u. ſ. w. —
laſſen ſich zwei verſchiedene Faͤlle denken:

1) In ſo fern das Fleiſch durch ſeine groͤßere Nahr-
haftigkeit eine groͤßere Quantitaͤt Brot erſetzt,
wird zwiſchen Fleiſch und Brot ein feſtſtehendes
Preisverhaͤltniß ſtatt finden.
2) In ſo fern die Erzeugung der animaliſchen Pro-
dukte im Verhaͤltniß zu der Kornproduktion mehr
oder minder koſtbar iſt, werden auch die anima-
liſchen Produkte zu einem hoͤhern oder niedrigern
Preiſe, im Verhaͤltniß gegen den Getreidepreis zu
Markt gebracht werden koͤnnen.

Wir legen bei unſerer Unterſuchung den erſten Fall
zum Grunde, und nehmen an: daß der Preis der anima-
liſchen Produkte an jedem Orte des Staats mit dem Ge-
treidepreis in demſelben Verhaͤltniß ſtehe.

Demnach kann auch der Werth der animaliſchen Pro-
dukte, die der Landbau liefert, in Schfl. Rocken ausge-
druͤckt, und ſomit der Rohertrag ganz in Rocken ange-
geben werden.

Ob nun aber dieſe Annahme fuͤr unſern iſolirten
Staat die richtige iſt, oder nicht, wird aus der Folge die-
ſer Unterſuchung hervorgehen.

Unter den verſchiedenen Ausgaben beim Landbau be-
ſteht die Ausſaat faſt ganz aus Getreide, und braucht nur
ihrem wirklichen Betrage nach auf Rocken reduzirt zu
werden.

Von den Beſtellungs-, Ernte- und allgemeinen Kultur-
koſten beſteht ein Theil gradezu aus Korn, z. B. Dre-
ſcherlohn, Speiſung des Geſindes, Futter fuͤr die Pferde
u. m. a. Ein zweiter Theil wird durch Korn und Geld
zuſammen bezahlt. So richten ſich z. B. der Tageloyn
des gewoͤhnlichen Arbeiters und die Arbeitspreiſe der Hand-
werker, nicht ganz und gar nach dem Kornpreiſe; aber ſie

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[22/0036] animaliſchen Produkten — Fleiſch, Butter, Wolle u. ſ. w. — laſſen ſich zwei verſchiedene Faͤlle denken: 1) In ſo fern das Fleiſch durch ſeine groͤßere Nahr- haftigkeit eine groͤßere Quantitaͤt Brot erſetzt, wird zwiſchen Fleiſch und Brot ein feſtſtehendes Preisverhaͤltniß ſtatt finden. 2) In ſo fern die Erzeugung der animaliſchen Pro- dukte im Verhaͤltniß zu der Kornproduktion mehr oder minder koſtbar iſt, werden auch die anima- liſchen Produkte zu einem hoͤhern oder niedrigern Preiſe, im Verhaͤltniß gegen den Getreidepreis zu Markt gebracht werden koͤnnen. Wir legen bei unſerer Unterſuchung den erſten Fall zum Grunde, und nehmen an: daß der Preis der anima- liſchen Produkte an jedem Orte des Staats mit dem Ge- treidepreis in demſelben Verhaͤltniß ſtehe. Demnach kann auch der Werth der animaliſchen Pro- dukte, die der Landbau liefert, in Schfl. Rocken ausge- druͤckt, und ſomit der Rohertrag ganz in Rocken ange- geben werden. Ob nun aber dieſe Annahme fuͤr unſern iſolirten Staat die richtige iſt, oder nicht, wird aus der Folge die- ſer Unterſuchung hervorgehen. Unter den verſchiedenen Ausgaben beim Landbau be- ſteht die Ausſaat faſt ganz aus Getreide, und braucht nur ihrem wirklichen Betrage nach auf Rocken reduzirt zu werden. Von den Beſtellungs-, Ernte- und allgemeinen Kultur- koſten beſteht ein Theil gradezu aus Korn, z. B. Dre- ſcherlohn, Speiſung des Geſindes, Futter fuͤr die Pferde u. m. a. Ein zweiter Theil wird durch Korn und Geld zuſammen bezahlt. So richten ſich z. B. der Tageloyn des gewoͤhnlichen Arbeiters und die Arbeitspreiſe der Hand- werker, nicht ganz und gar nach dem Kornpreiſe; aber ſie

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Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/36>, abgerufen am 20.04.2024.