Es zeigt sich hier also anschaulich, wie bloß durch hohe Abgaben ein fruchtbarer Boden in eine Wüste verwan- delt werden kann.
Da nun einerseits bei der äußersten Höhe der Ab- gabe kein Objekt zur Besteuerung mehr übrig bleibt, und die Staatskasse dann keine Einnahme mehr hat; und da andernseits, wenn gar keine Abgabe erhoben wird, der Staat zwar die größte Ausdehnung erhält, die Staats- kasse aber ebenfalls ohne Einnahme bleibt: so muß es ei- nen Punkt geben, bei welchem die Abgabe das Maximum des Ertrags liefert, und es fragt sich nun, bei welcher Höhe der Abgabe dieses Maximum in dem vorliegenden Fall statt findet.
[Tabelle]
Unter den hier aufgeführten Fällen gewährt also die Abgabe von 0,45 Thlr. pr. Schfl. den höchsten Ertrag für die Staatskasse. Jede fernere Steigerung der Abgabe vermindert den Ertrag derselben, und was sehr bemerkens- werth ist, die Abgabe von 0,75 Thlr. pr. Schfl. gewährt keine höhere Einnahme als die von 0,22 Thlr.
Es zeigt sich hier also, daß wenn auch die Staats- gewalt sich vom Volk lossagt und dieses nur als Mittel um Abgaben zu erheben betrachtet, sie dennoch durch eine unmäßige Steigerung der Abgaben ihren eigenen Zweck gänzlich verfehlt.
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Es zeigt ſich hier alſo anſchaulich, wie bloß durch hohe Abgaben ein fruchtbarer Boden in eine Wuͤſte verwan- delt werden kann.
Da nun einerſeits bei der aͤußerſten Hoͤhe der Ab- gabe kein Objekt zur Beſteuerung mehr uͤbrig bleibt, und die Staatskaſſe dann keine Einnahme mehr hat; und da andernſeits, wenn gar keine Abgabe erhoben wird, der Staat zwar die groͤßte Ausdehnung erhaͤlt, die Staats- kaſſe aber ebenfalls ohne Einnahme bleibt: ſo muß es ei- nen Punkt geben, bei welchem die Abgabe das Maximum des Ertrags liefert, und es fragt ſich nun, bei welcher Hoͤhe der Abgabe dieſes Maximum in dem vorliegenden Fall ſtatt findet.
[Tabelle]
Unter den hier aufgefuͤhrten Faͤllen gewaͤhrt alſo die Abgabe von 0,45 Thlr. pr. Schfl. den hoͤchſten Ertrag fuͤr die Staatskaſſe. Jede fernere Steigerung der Abgabe vermindert den Ertrag derſelben, und was ſehr bemerkens- werth iſt, die Abgabe von 0,75 Thlr. pr. Schfl. gewaͤhrt keine hoͤhere Einnahme als die von 0,22 Thlr.
Es zeigt ſich hier alſo, daß wenn auch die Staats- gewalt ſich vom Volk losſagt und dieſes nur als Mittel um Abgaben zu erheben betrachtet, ſie dennoch durch eine unmaͤßige Steigerung der Abgaben ihren eigenen Zweck gaͤnzlich verfehlt.
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Es zeigt ſich hier alſo anſchaulich, wie bloß durch hohe
Abgaben ein fruchtbarer Boden in eine Wuͤſte verwan-
delt werden kann.
Da nun einerſeits bei der aͤußerſten Hoͤhe der Ab-
gabe kein Objekt zur Beſteuerung mehr uͤbrig bleibt, und
die Staatskaſſe dann keine Einnahme mehr hat; und da
andernſeits, wenn gar keine Abgabe erhoben wird, der
Staat zwar die groͤßte Ausdehnung erhaͤlt, die Staats-
kaſſe aber ebenfalls ohne Einnahme bleibt: ſo muß es ei-
nen Punkt geben, bei welchem die Abgabe das Maximum
des Ertrags liefert, und es fragt ſich nun, bei welcher
Hoͤhe der Abgabe dieſes Maximum in dem vorliegenden
Fall ſtatt findet.
Unter den hier aufgefuͤhrten Faͤllen gewaͤhrt alſo die
Abgabe von 0,45 Thlr. pr. Schfl. den hoͤchſten Ertrag fuͤr
die Staatskaſſe. Jede fernere Steigerung der Abgabe
vermindert den Ertrag derſelben, und was ſehr bemerkens-
werth iſt, die Abgabe von 0,75 Thlr. pr. Schfl. gewaͤhrt
keine hoͤhere Einnahme als die von 0,22 Thlr.
Es zeigt ſich hier alſo, daß wenn auch die Staats-
gewalt ſich vom Volk losſagt und dieſes nur als Mittel
um Abgaben zu erheben betrachtet, ſie dennoch durch eine
unmaͤßige Steigerung der Abgaben ihren eigenen Zweck
gaͤnzlich verfehlt.
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/303>, abgerufen am 07.07.2024.
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