Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

auf eine Ladung Kleesamen dennoch eine sehr bedeutende
Landrente fällt. Aus diesem Grunde wird die Erzielung
des Samenklees in der entlegenern Gegend des Kreises
der Koppelwirthschaft geschehen und der der Stadt nä-
here Theil dieses Kreises wird es vortheilhafter finden,
den Kleesamen zu kaufen, als ihn selbst zu erzeugen.

5) Flachs.

Die Flachsernte von einer gegebenen Fläche, beträgt
ungefähr 1/4 von dem, was der Rocken hier dem Gewicht
nach gegeben hätte; oder der Ertrag des Flachses verhält
sich zu dem des Rockens wie 1: 4.

Wenn eine Flachsernte den Boden eben so stark er-
schöpft, als eine Gerstenernte; so gehören zum Ersatz der
Aussaugung eines Schlags mit Flachs 2 (genauer 2,07)
Weideschläge, wenn der Flachs in der Koppelwirthschaft
auf Boden von dem Reichthum des Gerstenschlages ge-
bauet wird.

Wenn von den Kosten, die mit dem Flachsbau ver-
bunden sind, der Werth der Ernte an Leinsamen abge-
zogen wird; so finde ich nach meinen Berechnungen das
Verhältniß zwischen den Produktionskosten des Flachses
und denen des Rockens wie 1352: 182, oder wie 71/2: 1.

Die Bedingungen, die jede einzeln schon im Stande
sind, den Anbau eines Gewächses hinter den des Getrei-
des zu verweisen, sind also beim Flachs alle vereinigt,
und der Flachsbau wird deshalb nicht bloß hinter dem
Getreidebau, sondern erst hinter dem Tabacks- und Raps-
bau seine Stelle finden.

Ich enthalte mich der Anführung mehrerer Handels-
gewächse, weil ich den Anbau derselben zum Theil gar
nicht, zum Theil nicht genügend aus eigener Erfahrung
kenne.



auf eine Ladung Kleeſamen dennoch eine ſehr bedeutende
Landrente faͤllt. Aus dieſem Grunde wird die Erzielung
des Samenklees in der entlegenern Gegend des Kreiſes
der Koppelwirthſchaft geſchehen und der der Stadt naͤ-
here Theil dieſes Kreiſes wird es vortheilhafter finden,
den Kleeſamen zu kaufen, als ihn ſelbſt zu erzeugen.

5) Flachs.

Die Flachsernte von einer gegebenen Flaͤche, betraͤgt
ungefaͤhr ¼ von dem, was der Rocken hier dem Gewicht
nach gegeben haͤtte; oder der Ertrag des Flachſes verhaͤlt
ſich zu dem des Rockens wie 1: 4.

Wenn eine Flachsernte den Boden eben ſo ſtark er-
ſchoͤpft, als eine Gerſtenernte; ſo gehoͤren zum Erſatz der
Ausſaugung eines Schlags mit Flachs 2 (genauer 2,07)
Weideſchlaͤge, wenn der Flachs in der Koppelwirthſchaft
auf Boden von dem Reichthum des Gerſtenſchlages ge-
bauet wird.

Wenn von den Koſten, die mit dem Flachsbau ver-
bunden ſind, der Werth der Ernte an Leinſamen abge-
zogen wird; ſo finde ich nach meinen Berechnungen das
Verhaͤltniß zwiſchen den Produktionskoſten des Flachſes
und denen des Rockens wie 1352: 182, oder wie 7½: 1.

Die Bedingungen, die jede einzeln ſchon im Stande
ſind, den Anbau eines Gewaͤchſes hinter den des Getrei-
des zu verweiſen, ſind alſo beim Flachs alle vereinigt,
und der Flachsbau wird deshalb nicht bloß hinter dem
Getreidebau, ſondern erſt hinter dem Tabacks- und Raps-
bau ſeine Stelle finden.

Ich enthalte mich der Anfuͤhrung mehrerer Handels-
gewaͤchſe, weil ich den Anbau derſelben zum Theil gar
nicht, zum Theil nicht genuͤgend aus eigener Erfahrung
kenne.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0251" n="237"/>
auf eine Ladung Klee&#x017F;amen dennoch eine &#x017F;ehr bedeutende<lb/>
Landrente fa&#x0364;llt. Aus die&#x017F;em Grunde wird die Erzielung<lb/>
des Samenklees in der entlegenern Gegend des Krei&#x017F;es<lb/>
der Koppelwirth&#x017F;chaft ge&#x017F;chehen und der der Stadt na&#x0364;-<lb/>
here Theil die&#x017F;es Krei&#x017F;es wird es vortheilhafter finden,<lb/>
den Klee&#x017F;amen zu kaufen, als ihn &#x017F;elb&#x017F;t zu erzeugen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>5) <hi rendition="#g">Flachs</hi>.</head><lb/>
            <p>Die Flachsernte von einer gegebenen Fla&#x0364;che, betra&#x0364;gt<lb/>
ungefa&#x0364;hr ¼ von dem, was der Rocken hier dem Gewicht<lb/>
nach gegeben ha&#x0364;tte; oder der Ertrag des Flach&#x017F;es verha&#x0364;lt<lb/>
&#x017F;ich zu dem des Rockens wie 1: 4.</p><lb/>
            <p>Wenn eine Flachsernte den Boden eben &#x017F;o &#x017F;tark er-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pft, als eine Ger&#x017F;tenernte; &#x017F;o geho&#x0364;ren zum Er&#x017F;atz der<lb/>
Aus&#x017F;augung eines Schlags mit Flachs 2 (genauer 2,07)<lb/>
Weide&#x017F;chla&#x0364;ge, wenn der Flachs in der Koppelwirth&#x017F;chaft<lb/>
auf Boden von dem Reichthum des Ger&#x017F;ten&#x017F;chlages ge-<lb/>
bauet wird.</p><lb/>
            <p>Wenn von den Ko&#x017F;ten, die mit dem Flachsbau ver-<lb/>
bunden &#x017F;ind, der Werth der Ernte an Lein&#x017F;amen abge-<lb/>
zogen wird; &#x017F;o finde ich nach meinen Berechnungen das<lb/>
Verha&#x0364;ltniß zwi&#x017F;chen den Produktionsko&#x017F;ten des Flach&#x017F;es<lb/>
und denen des Rockens wie 1352: 182, oder wie 7½: 1.</p><lb/>
            <p>Die Bedingungen, die jede einzeln &#x017F;chon im Stande<lb/>
&#x017F;ind, den Anbau eines Gewa&#x0364;ch&#x017F;es hinter den des Getrei-<lb/>
des zu verwei&#x017F;en, &#x017F;ind al&#x017F;o beim Flachs alle vereinigt,<lb/>
und der Flachsbau wird deshalb nicht bloß hinter dem<lb/>
Getreidebau, &#x017F;ondern er&#x017F;t hinter dem Tabacks- und Raps-<lb/>
bau &#x017F;eine Stelle finden.</p><lb/>
            <p>Ich enthalte mich der Anfu&#x0364;hrung mehrerer Handels-<lb/>
gewa&#x0364;ch&#x017F;e, weil ich den Anbau der&#x017F;elben zum Theil gar<lb/>
nicht, zum Theil nicht genu&#x0364;gend aus eigener Erfahrung<lb/>
kenne.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0251] auf eine Ladung Kleeſamen dennoch eine ſehr bedeutende Landrente faͤllt. Aus dieſem Grunde wird die Erzielung des Samenklees in der entlegenern Gegend des Kreiſes der Koppelwirthſchaft geſchehen und der der Stadt naͤ- here Theil dieſes Kreiſes wird es vortheilhafter finden, den Kleeſamen zu kaufen, als ihn ſelbſt zu erzeugen. 5) Flachs. Die Flachsernte von einer gegebenen Flaͤche, betraͤgt ungefaͤhr ¼ von dem, was der Rocken hier dem Gewicht nach gegeben haͤtte; oder der Ertrag des Flachſes verhaͤlt ſich zu dem des Rockens wie 1: 4. Wenn eine Flachsernte den Boden eben ſo ſtark er- ſchoͤpft, als eine Gerſtenernte; ſo gehoͤren zum Erſatz der Ausſaugung eines Schlags mit Flachs 2 (genauer 2,07) Weideſchlaͤge, wenn der Flachs in der Koppelwirthſchaft auf Boden von dem Reichthum des Gerſtenſchlages ge- bauet wird. Wenn von den Koſten, die mit dem Flachsbau ver- bunden ſind, der Werth der Ernte an Leinſamen abge- zogen wird; ſo finde ich nach meinen Berechnungen das Verhaͤltniß zwiſchen den Produktionskoſten des Flachſes und denen des Rockens wie 1352: 182, oder wie 7½: 1. Die Bedingungen, die jede einzeln ſchon im Stande ſind, den Anbau eines Gewaͤchſes hinter den des Getrei- des zu verweiſen, ſind alſo beim Flachs alle vereinigt, und der Flachsbau wird deshalb nicht bloß hinter dem Getreidebau, ſondern erſt hinter dem Tabacks- und Raps- bau ſeine Stelle finden. Ich enthalte mich der Anfuͤhrung mehrerer Handels- gewaͤchſe, weil ich den Anbau derſelben zum Theil gar nicht, zum Theil nicht genuͤgend aus eigener Erfahrung kenne.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/251
Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/251>, abgerufen am 23.11.2024.