Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.böcken veredelt worden sind: so hat die Produktion der Man glaubte anfänglich, daß mit dieser excessiven Diese Furcht hat sich bis jetzt aber so wenig bestätigt, Wie kann nun aber der Preis einer Waare oder ei- Ich erkläre mir dies hauptsächlich aus folgenden bei- 1) aus den Entdeckungen und Verbesserungen in den Tuchfabriken; und 2) aus der Bildung eines neuen Schafstammes in Sachsen, der die spanischen Stämme an Feinheit der Wolle weit übertrifft. In dem Preise des Tuchs und andrer Wollenwaaren boͤcken veredelt worden ſind: ſo hat die Produktion der Man glaubte anfaͤnglich, daß mit dieſer exceſſiven Dieſe Furcht hat ſich bis jetzt aber ſo wenig beſtaͤtigt, Wie kann nun aber der Preis einer Waare oder ei- Ich erklaͤre mir dies hauptſaͤchlich aus folgenden bei- 1) aus den Entdeckungen und Verbeſſerungen in den Tuchfabriken; und 2) aus der Bildung eines neuen Schafſtammes in Sachſen, der die ſpaniſchen Staͤmme an Feinheit der Wolle weit uͤbertrifft. In dem Preiſe des Tuchs und andrer Wollenwaaren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0234" n="220"/> boͤcken veredelt worden ſind: ſo hat die Produktion der<lb/> feinen Wolle im oͤſtlichen Deutſchland ſeit 30 Jahren in<lb/> einem ganz außerordentlichen Grade zugenommen.</p><lb/> <p>Man glaubte anfaͤnglich, daß mit dieſer exceſſiven<lb/> Vermehrung der feinen Wolle der Preis derſelben ſehr<lb/> bald fallen, und durch Ueberfuͤllung des Markts bald un-<lb/> ter den Preis, der zur Deckung der Produktionskoſten er-<lb/> forderlich iſt, ſinken wuͤrde.</p><lb/> <p>Dieſe Furcht hat ſich bis jetzt aber ſo wenig beſtaͤtigt,<lb/> daß vielmehr bei dem Sinken der Preiſe aller andern<lb/> landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe der Preis der feinen Wolle<lb/> faſt die vorige Hoͤhe behalten hat, und alſo relativ, d. i.<lb/> im Verhaͤltniß zum Getreide, gar ſehr geſtiegen iſt. Die<lb/> vermehrte Produktion iſt ſtets von einer gleichen Schritt<lb/> haltenden vermehrten Nachfrage begleitet geweſen; und<lb/> der Preis der feinen Wolle uͤberſteigt den Preis, wofuͤr<lb/> ſie zu Markt gebracht werden kann, oder den natuͤrlichen<lb/> Preis noch bei weitem.</p><lb/> <p>Wie kann nun aber der Preis einer Waare oder ei-<lb/> nes Erzeugniſſes ſo lange uͤber den natuͤrlichen Preis ſte-<lb/> hen, und wie kann eine ſo außerordentlich vermehrte Pro-<lb/> duktion noch immer Abnehmer finden und verbraucht<lb/> werden?</p><lb/> <p>Ich erklaͤre mir dies hauptſaͤchlich aus folgenden bei-<lb/> den Urſachen:</p><lb/> <list> <item>1) aus den Entdeckungen und Verbeſſerungen in den<lb/> Tuchfabriken; und</item><lb/> <item>2) aus der Bildung eines neuen Schafſtammes in<lb/> Sachſen, der die ſpaniſchen Staͤmme an Feinheit der<lb/> Wolle weit uͤbertrifft.</item> </list><lb/> <p>In dem Preiſe des Tuchs und andrer Wollenwaaren<lb/> machen die Fabrikationskoſten den groͤßern, die Koſten des<lb/> rohen Materials, oder der Wolle, nur den kleinern Be-<lb/> ſtandtheil aus. Wenn nun durch große und ausgezeich-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [220/0234]
boͤcken veredelt worden ſind: ſo hat die Produktion der
feinen Wolle im oͤſtlichen Deutſchland ſeit 30 Jahren in
einem ganz außerordentlichen Grade zugenommen.
Man glaubte anfaͤnglich, daß mit dieſer exceſſiven
Vermehrung der feinen Wolle der Preis derſelben ſehr
bald fallen, und durch Ueberfuͤllung des Markts bald un-
ter den Preis, der zur Deckung der Produktionskoſten er-
forderlich iſt, ſinken wuͤrde.
Dieſe Furcht hat ſich bis jetzt aber ſo wenig beſtaͤtigt,
daß vielmehr bei dem Sinken der Preiſe aller andern
landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe der Preis der feinen Wolle
faſt die vorige Hoͤhe behalten hat, und alſo relativ, d. i.
im Verhaͤltniß zum Getreide, gar ſehr geſtiegen iſt. Die
vermehrte Produktion iſt ſtets von einer gleichen Schritt
haltenden vermehrten Nachfrage begleitet geweſen; und
der Preis der feinen Wolle uͤberſteigt den Preis, wofuͤr
ſie zu Markt gebracht werden kann, oder den natuͤrlichen
Preis noch bei weitem.
Wie kann nun aber der Preis einer Waare oder ei-
nes Erzeugniſſes ſo lange uͤber den natuͤrlichen Preis ſte-
hen, und wie kann eine ſo außerordentlich vermehrte Pro-
duktion noch immer Abnehmer finden und verbraucht
werden?
Ich erklaͤre mir dies hauptſaͤchlich aus folgenden bei-
den Urſachen:
1) aus den Entdeckungen und Verbeſſerungen in den
Tuchfabriken; und
2) aus der Bildung eines neuen Schafſtammes in
Sachſen, der die ſpaniſchen Staͤmme an Feinheit der
Wolle weit uͤbertrifft.
In dem Preiſe des Tuchs und andrer Wollenwaaren
machen die Fabrikationskoſten den groͤßern, die Koſten des
rohen Materials, oder der Wolle, nur den kleinern Be-
ſtandtheil aus. Wenn nun durch große und ausgezeich-
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