gen nicht vermieden werden konnten; aber ich glaube doch, daß das hier Mitgetheilte, von dem was eine völlig ge- naue Berechnung ergeben würde, sich nicht weit entfer- nen wird.
Es muß bemerkt werden, daß die angeführten Arbeits- kosten nicht die sämmtlichen Produktionskosten ausmachen; denn in diesen sind außer den Arbeitskosten auch noch die allgemeinen Kulturkosten enthalten.
Wir finden hier, daß beim Ertrage von 115 Schfl. auf 100 #R. der Schfl. Kartoffeln 3,8 ß an Arbeit ko- stet; in der belgischen Wirthschaft kostet dagegen nach §. 17. bei gleichem Ertrage der Schfl. nur 3,3 ß an Arbeit. Dieser Unterschied liegt eines Theils darin, daß wir hier die Konservationskosten der Kartoffeln -- Umstechen, Ab- keimen u. s. w. -- mit berechnet haben, dort aber nicht, daß also diese Berechnung angibt, was die Kartoffeln beim Verbrauch, jene aber, was sie gleich nach der Ein- erntung kosten; andern Theils kann es aber gar wohl seyn, daß die Kartoffeln in Belgien, wo der Anbau der- selben im Großen statt findet, und die Leute mit den da- bei vorkommenden Arbeiten und Handgriffen besser be- kannt sind, wohlfeiler erzeugt werden als hier.
Aus der obigen Zusammenstellung ergibt sich, daß die Arbeitskosten, welche die Hervorbringung eines Schef- fels Kartoffeln verursacht, bei dem abnehmenden Ertrag des Bodens sehr stark zunehmen, daß diese auf einem Boden, der nur 50 Schfl. von 100 #R. liefert, doppelt so viel betragen, als auf einem Boden von 115 Schfl. Ertrag auf gleicher Fläche. Wenn nun auf dem reichen Boden die Hervorbringung von 6 Schfl. Kartoffeln ungefähr so viele Arbeit kostet als die von 1 Schfl. Rocken, so wird dagegen auf ärmern Boden von 8 Körnern Ertrag -- dessen mittleren Reichthum 298° beträgt, und der von diesem Reichthum nur 54 Schfl. Kartoffeln trägt -- die
gen nicht vermieden werden konnten; aber ich glaube doch, daß das hier Mitgetheilte, von dem was eine voͤllig ge- naue Berechnung ergeben wuͤrde, ſich nicht weit entfer- nen wird.
Es muß bemerkt werden, daß die angefuͤhrten Arbeits- koſten nicht die ſaͤmmtlichen Produktionskoſten ausmachen; denn in dieſen ſind außer den Arbeitskoſten auch noch die allgemeinen Kulturkoſten enthalten.
Wir finden hier, daß beim Ertrage von 115 Schfl. auf 100 □R. der Schfl. Kartoffeln 3,8 ß an Arbeit ko- ſtet; in der belgiſchen Wirthſchaft koſtet dagegen nach §. 17. bei gleichem Ertrage der Schfl. nur 3,3 ß an Arbeit. Dieſer Unterſchied liegt eines Theils darin, daß wir hier die Konſervationskoſten der Kartoffeln — Umſtechen, Ab- keimen u. ſ. w. — mit berechnet haben, dort aber nicht, daß alſo dieſe Berechnung angibt, was die Kartoffeln beim Verbrauch, jene aber, was ſie gleich nach der Ein- erntung koſten; andern Theils kann es aber gar wohl ſeyn, daß die Kartoffeln in Belgien, wo der Anbau der- ſelben im Großen ſtatt findet, und die Leute mit den da- bei vorkommenden Arbeiten und Handgriffen beſſer be- kannt ſind, wohlfeiler erzeugt werden als hier.
Aus der obigen Zuſammenſtellung ergibt ſich, daß die Arbeitskoſten, welche die Hervorbringung eines Schef- fels Kartoffeln verurſacht, bei dem abnehmenden Ertrag des Bodens ſehr ſtark zunehmen, daß dieſe auf einem Boden, der nur 50 Schfl. von 100 □R. liefert, doppelt ſo viel betragen, als auf einem Boden von 115 Schfl. Ertrag auf gleicher Flaͤche. Wenn nun auf dem reichen Boden die Hervorbringung von 6 Schfl. Kartoffeln ungefaͤhr ſo viele Arbeit koſtet als die von 1 Schfl. Rocken, ſo wird dagegen auf aͤrmern Boden von 8 Koͤrnern Ertrag — deſſen mittleren Reichthum 298° betraͤgt, und der von dieſem Reichthum nur 54 Schfl. Kartoffeln traͤgt — die
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gen nicht vermieden werden konnten; aber ich glaube doch,
daß das hier Mitgetheilte, von dem was eine voͤllig ge-
naue Berechnung ergeben wuͤrde, ſich nicht weit entfer-
nen wird.
Es muß bemerkt werden, daß die angefuͤhrten Arbeits-
koſten nicht die ſaͤmmtlichen Produktionskoſten ausmachen;
denn in dieſen ſind außer den Arbeitskoſten auch noch die
allgemeinen Kulturkoſten enthalten.
Wir finden hier, daß beim Ertrage von 115 Schfl.
auf 100 □R. der Schfl. Kartoffeln 3,8 ß an Arbeit ko-
ſtet; in der belgiſchen Wirthſchaft koſtet dagegen nach §.
17. bei gleichem Ertrage der Schfl. nur 3,3 ß an Arbeit.
Dieſer Unterſchied liegt eines Theils darin, daß wir hier
die Konſervationskoſten der Kartoffeln — Umſtechen, Ab-
keimen u. ſ. w. — mit berechnet haben, dort aber nicht,
daß alſo dieſe Berechnung angibt, was die Kartoffeln
beim Verbrauch, jene aber, was ſie gleich nach der Ein-
erntung koſten; andern Theils kann es aber gar wohl
ſeyn, daß die Kartoffeln in Belgien, wo der Anbau der-
ſelben im Großen ſtatt findet, und die Leute mit den da-
bei vorkommenden Arbeiten und Handgriffen beſſer be-
kannt ſind, wohlfeiler erzeugt werden als hier.
Aus der obigen Zuſammenſtellung ergibt ſich, daß
die Arbeitskoſten, welche die Hervorbringung eines Schef-
fels Kartoffeln verurſacht, bei dem abnehmenden Ertrag
des Bodens ſehr ſtark zunehmen, daß dieſe auf einem Boden,
der nur 50 Schfl. von 100 □R. liefert, doppelt ſo viel
betragen, als auf einem Boden von 115 Schfl. Ertrag
auf gleicher Flaͤche. Wenn nun auf dem reichen Boden
die Hervorbringung von 6 Schfl. Kartoffeln ungefaͤhr ſo
viele Arbeit koſtet als die von 1 Schfl. Rocken, ſo wird
dagegen auf aͤrmern Boden von 8 Koͤrnern Ertrag —
deſſen mittleren Reichthum 298° betraͤgt, und der von
dieſem Reichthum nur 54 Schfl. Kartoffeln traͤgt — die
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/184>, abgerufen am 30.07.2024.
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