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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

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In der mit Stallfütterung verbundenen Fruchtwech-
selwirthschaft werden die Arbeiten, deren Größe in gradem
Verhältniß mit der Entfernung vom Hofe stehen, näm-
lich das Einfahren der Feldfrüchte und das Abfahren des
Dungs, außerordentlich vermehrt. Wenn man hierüber
eine eben so genaue Berechnung, als die für die Koppel-
wirthschaft gegebene, anstellte: so würde man wahrschein-
lich finden, daß für diese Wirthschaftsart, der 300 Ruthen
vom Hofe entfernte Acker schon auf die Hälfte des Werths
des am Hofe liegenden Ackers herabsinkt.

Es läßt sich also wohl mit Sicherheit annehmen, daß
F. W. W. mit Stallfütterung sich nur bei kleinen Gütern
über das ganze Feld ausbreiten kann; daß aber auf gro-
ßen Gütern, auch beim hohen Werth des Bodens, dieses
Wirthschaftssystem nur auf dem vordern Theil des Ackers
vortheilhaft und ausführbar sey, der entferntere Acker da-
gegen durch K. W. höher genutzt werde.

Da nun beim hohen Werth des Bodens -- der aus
der Fruchtbarkeit des Bodens und aus dem Preise der
Erzeugnisse gemeinschaftlich entspringt -- die F. W. W.
mit Stallfütterung einträglicher ist, als die K. W., so
können wir umgekehrt schließen, daß mit dem steigenden
Werth des Bodens die Güter von mäßiger Größe mehr
und mehr den Vorzug vor den großen Gütern erhalten;
und in der That finden wir in allen Ländern, wo eine
sehr hohe Kultur des Bodens statt findet, nur Güter
von geringem oder mäßigem Umfange.

§. 17.
Resultate einer Vergleichung zwischen der belgischen Wirthschaft
und der mecklenburgischen Wirthschaft.

Wir legen hier für beide Wirthschaftsarten einen Bo-
den zum Grunde, auf welchem die relative Aussaugung
des Rockens 1/6 beträgt.


In der mit Stallfuͤtterung verbundenen Fruchtwech-
ſelwirthſchaft werden die Arbeiten, deren Groͤße in gradem
Verhaͤltniß mit der Entfernung vom Hofe ſtehen, naͤm-
lich das Einfahren der Feldfruͤchte und das Abfahren des
Dungs, außerordentlich vermehrt. Wenn man hieruͤber
eine eben ſo genaue Berechnung, als die fuͤr die Koppel-
wirthſchaft gegebene, anſtellte: ſo wuͤrde man wahrſchein-
lich finden, daß fuͤr dieſe Wirthſchaftsart, der 300 Ruthen
vom Hofe entfernte Acker ſchon auf die Haͤlfte des Werths
des am Hofe liegenden Ackers herabſinkt.

Es laͤßt ſich alſo wohl mit Sicherheit annehmen, daß
F. W. W. mit Stallfuͤtterung ſich nur bei kleinen Guͤtern
uͤber das ganze Feld ausbreiten kann; daß aber auf gro-
ßen Guͤtern, auch beim hohen Werth des Bodens, dieſes
Wirthſchaftsſyſtem nur auf dem vordern Theil des Ackers
vortheilhaft und ausfuͤhrbar ſey, der entferntere Acker da-
gegen durch K. W. hoͤher genutzt werde.

Da nun beim hohen Werth des Bodens — der aus
der Fruchtbarkeit des Bodens und aus dem Preiſe der
Erzeugniſſe gemeinſchaftlich entſpringt — die F. W. W.
mit Stallfuͤtterung eintraͤglicher iſt, als die K. W., ſo
koͤnnen wir umgekehrt ſchließen, daß mit dem ſteigenden
Werth des Bodens die Guͤter von maͤßiger Groͤße mehr
und mehr den Vorzug vor den großen Guͤtern erhalten;
und in der That finden wir in allen Laͤndern, wo eine
ſehr hohe Kultur des Bodens ſtatt findet, nur Guͤter
von geringem oder maͤßigem Umfange.

§. 17.
Reſultate einer Vergleichung zwiſchen der belgiſchen Wirthſchaft
und der mecklenburgiſchen Wirthſchaft.

Wir legen hier fuͤr beide Wirthſchaftsarten einen Bo-
den zum Grunde, auf welchem die relative Ausſaugung
des Rockens ⅙ betraͤgt.


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[94/0108] In der mit Stallfuͤtterung verbundenen Fruchtwech- ſelwirthſchaft werden die Arbeiten, deren Groͤße in gradem Verhaͤltniß mit der Entfernung vom Hofe ſtehen, naͤm- lich das Einfahren der Feldfruͤchte und das Abfahren des Dungs, außerordentlich vermehrt. Wenn man hieruͤber eine eben ſo genaue Berechnung, als die fuͤr die Koppel- wirthſchaft gegebene, anſtellte: ſo wuͤrde man wahrſchein- lich finden, daß fuͤr dieſe Wirthſchaftsart, der 300 Ruthen vom Hofe entfernte Acker ſchon auf die Haͤlfte des Werths des am Hofe liegenden Ackers herabſinkt. Es laͤßt ſich alſo wohl mit Sicherheit annehmen, daß F. W. W. mit Stallfuͤtterung ſich nur bei kleinen Guͤtern uͤber das ganze Feld ausbreiten kann; daß aber auf gro- ßen Guͤtern, auch beim hohen Werth des Bodens, dieſes Wirthſchaftsſyſtem nur auf dem vordern Theil des Ackers vortheilhaft und ausfuͤhrbar ſey, der entferntere Acker da- gegen durch K. W. hoͤher genutzt werde. Da nun beim hohen Werth des Bodens — der aus der Fruchtbarkeit des Bodens und aus dem Preiſe der Erzeugniſſe gemeinſchaftlich entſpringt — die F. W. W. mit Stallfuͤtterung eintraͤglicher iſt, als die K. W., ſo koͤnnen wir umgekehrt ſchließen, daß mit dem ſteigenden Werth des Bodens die Guͤter von maͤßiger Groͤße mehr und mehr den Vorzug vor den großen Guͤtern erhalten; und in der That finden wir in allen Laͤndern, wo eine ſehr hohe Kultur des Bodens ſtatt findet, nur Guͤter von geringem oder maͤßigem Umfange. §. 17. Reſultate einer Vergleichung zwiſchen der belgiſchen Wirthſchaft und der mecklenburgiſchen Wirthſchaft. Wir legen hier fuͤr beide Wirthſchaftsarten einen Bo- den zum Grunde, auf welchem die relative Ausſaugung des Rockens ⅙ betraͤgt.

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Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/108>, abgerufen am 27.11.2024.