diese im Sturm gewonnenen Ernten (wie sich ein ano- nymer Schriftsteller ausdrückt) die Kosten bezahlen sollen.
Nach dem Zeugniß bewährter Schriftsteller bewirkt der rothe Klee, in manchen Gegenden, gar keine Aussau- gung, sondern vielmehr eine Bereicherung des Bodens.
In Mecklenburg sprechen dagegen die Erfahrung und die überwiegende Meinung den Satz aus, daß der rothe Klee als eine aussaugende Frucht zu betrachten sey.
Es ist ferner in Mecklenburg und Neu-Pommern sehr häufig bemerkt, daß Felder, welche aus der D. F. W. zur K. W. übergegangen sind, in den ersten Umläufen sehr üppigen Klee, sowohl weißen als rothen getragen haben; daß aber in den spätern Umläufen dieser Boden weder durch einen erhöhten Reichthum, noch durch den Mergel den ersten großen Klee-Ertrag wieder liefert.
Wie läßt sich nun für diese anscheinend widerspre- chenden Thatsachen eine gemeinschaftliche Ursache auffinden.
Mir scheint es, daß sich diese Erfahrungen unter ei- nen Gesichtspunkt auffassen lassen, wenn man annimmt, daß in dem Dung irgend ein Stoff -- gleichviel welcher es sey und wie er genannt werde -- enthalten sey, der von den Halmfrüchten nicht ergriffen wird, dagegen aber dem Klee ganz vorzüglich zusagt.
Kommt nun der Klee auf einen Boden, der schon lange kultivirt ist, bisher aber bloß Korn getragen hat: so findet der Klee diesen Stoff als Rückstand aller frühern Düngungen im Boden vor, und gedeiht wegen der ihm grade angemessenen, im Uebermaß vorhandenen Nahrung in einem ungemeinen Grade. Der Boden verliert dann durch den Klee einen Stoff der für das Korn indifferent war, und erhält dagegen durch die Stoppeln und Wur- zeln des Klee's eine Düngung zurück, die für das Korn wirksam ist. Das Korn findet dann eine vermehrte Masse des demselben zusagenden Nahrungsstoffes vor, und wenn
dieſe im Sturm gewonnenen Ernten (wie ſich ein ano- nymer Schriftſteller ausdruͤckt) die Koſten bezahlen ſollen.
Nach dem Zeugniß bewaͤhrter Schriftſteller bewirkt der rothe Klee, in manchen Gegenden, gar keine Ausſau- gung, ſondern vielmehr eine Bereicherung des Bodens.
In Mecklenburg ſprechen dagegen die Erfahrung und die uͤberwiegende Meinung den Satz aus, daß der rothe Klee als eine ausſaugende Frucht zu betrachten ſey.
Es iſt ferner in Mecklenburg und Neu-Pommern ſehr haͤufig bemerkt, daß Felder, welche aus der D. F. W. zur K. W. uͤbergegangen ſind, in den erſten Umlaͤufen ſehr uͤppigen Klee, ſowohl weißen als rothen getragen haben; daß aber in den ſpaͤtern Umlaͤufen dieſer Boden weder durch einen erhoͤhten Reichthum, noch durch den Mergel den erſten großen Klee-Ertrag wieder liefert.
Wie laͤßt ſich nun fuͤr dieſe anſcheinend widerſpre- chenden Thatſachen eine gemeinſchaftliche Urſache auffinden.
Mir ſcheint es, daß ſich dieſe Erfahrungen unter ei- nen Geſichtspunkt auffaſſen laſſen, wenn man annimmt, daß in dem Dung irgend ein Stoff — gleichviel welcher es ſey und wie er genannt werde — enthalten ſey, der von den Halmfruͤchten nicht ergriffen wird, dagegen aber dem Klee ganz vorzuͤglich zuſagt.
Kommt nun der Klee auf einen Boden, der ſchon lange kultivirt iſt, bisher aber bloß Korn getragen hat: ſo findet der Klee dieſen Stoff als Ruͤckſtand aller fruͤhern Duͤngungen im Boden vor, und gedeiht wegen der ihm grade angemeſſenen, im Uebermaß vorhandenen Nahrung in einem ungemeinen Grade. Der Boden verliert dann durch den Klee einen Stoff der fuͤr das Korn indifferent war, und erhaͤlt dagegen durch die Stoppeln und Wur- zeln des Klee’s eine Duͤngung zuruͤck, die fuͤr das Korn wirkſam iſt. Das Korn findet dann eine vermehrte Maſſe des demſelben zuſagenden Nahrungsſtoffes vor, und wenn
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dieſe im Sturm gewonnenen Ernten (wie ſich ein ano-
nymer Schriftſteller ausdruͤckt) die Koſten bezahlen ſollen.
Nach dem Zeugniß bewaͤhrter Schriftſteller bewirkt
der rothe Klee, in manchen Gegenden, gar keine Ausſau-
gung, ſondern vielmehr eine Bereicherung des Bodens.
In Mecklenburg ſprechen dagegen die Erfahrung und
die uͤberwiegende Meinung den Satz aus, daß der rothe
Klee als eine ausſaugende Frucht zu betrachten ſey.
Es iſt ferner in Mecklenburg und Neu-Pommern
ſehr haͤufig bemerkt, daß Felder, welche aus der D. F. W.
zur K. W. uͤbergegangen ſind, in den erſten Umlaͤufen
ſehr uͤppigen Klee, ſowohl weißen als rothen getragen
haben; daß aber in den ſpaͤtern Umlaͤufen dieſer Boden
weder durch einen erhoͤhten Reichthum, noch durch den
Mergel den erſten großen Klee-Ertrag wieder liefert.
Wie laͤßt ſich nun fuͤr dieſe anſcheinend widerſpre-
chenden Thatſachen eine gemeinſchaftliche Urſache auffinden.
Mir ſcheint es, daß ſich dieſe Erfahrungen unter ei-
nen Geſichtspunkt auffaſſen laſſen, wenn man annimmt,
daß in dem Dung irgend ein Stoff — gleichviel welcher
es ſey und wie er genannt werde — enthalten ſey, der
von den Halmfruͤchten nicht ergriffen wird, dagegen aber
dem Klee ganz vorzuͤglich zuſagt.
Kommt nun der Klee auf einen Boden, der ſchon
lange kultivirt iſt, bisher aber bloß Korn getragen hat:
ſo findet der Klee dieſen Stoff als Ruͤckſtand aller fruͤhern
Duͤngungen im Boden vor, und gedeiht wegen der ihm
grade angemeſſenen, im Uebermaß vorhandenen Nahrung
in einem ungemeinen Grade. Der Boden verliert dann
durch den Klee einen Stoff der fuͤr das Korn indifferent
war, und erhaͤlt dagegen durch die Stoppeln und Wur-
zeln des Klee’s eine Duͤngung zuruͤck, die fuͤr das Korn
wirkſam iſt. Das Korn findet dann eine vermehrte Maſſe
des demſelben zuſagenden Nahrungsſtoffes vor, und wenn
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/105>, abgerufen am 07.07.2024.
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