einem schwarzen Dämon, der es gewagt hatte, aufs priesterliche Dach zu steigen, wo er, dem Feuer zum Opfer, eine arme geraubte Najade der Elbe, in den schwarzen Abgrund hinunter sties, daß ihre zerschmetterten Glieder in einer schmutzigen Küche ein unbekantes Grabmaal bedeckte.
Nun brachte der Gott der Liebe dem Hy- men die hochzeitliche Lunte wieder zurück; darauf gieng er Hand in Hand mit ihm, zu dem getrösteten Verliebten, und sammelte seine entzückten Danksagungen in den leeren Köcher; denn der kleine Held hatte den Tag über, alle seine Pfeile verschossen. Die noch übrige Nacht hindurch wachte seine hohe Per- son an dem rauschenden Brautbett', und da der Morgen anbrach, erhob er sich frölich in den Olymp auf den Strahlen der Sonne, die zuerst dem frohen Magister die Mischung von Schaam und gedemüthigter Sprödigkeit, auf
den
einem ſchwarzen Daͤmon, der es gewagt hatte, aufs prieſterliche Dach zu ſteigen, wo er, dem Feuer zum Opfer, eine arme geraubte Najade der Elbe, in den ſchwarzen Abgrund hinunter ſties, daß ihre zerſchmetterten Glieder in einer ſchmutzigen Kuͤche ein unbekantes Grabmaal bedeckte.
Nun brachte der Gott der Liebe dem Hy- men die hochzeitliche Lunte wieder zuruͤck; darauf gieng er Hand in Hand mit ihm, zu dem getroͤſteten Verliebten, und ſammelte ſeine entzuͤckten Dankſagungen in den leeren Koͤcher; denn der kleine Held hatte den Tag uͤber, alle ſeine Pfeile verſchoſſen. Die noch uͤbrige Nacht hindurch wachte ſeine hohe Per- ſon an dem rauſchenden Brautbett’, und da der Morgen anbrach, erhob er ſich froͤlich in den Olymp auf den Strahlen der Sonne, die zuerſt dem frohen Magiſter die Miſchung von Schaam und gedemuͤthigter Sproͤdigkeit, auf
den
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[94/0098]
einem ſchwarzen Daͤmon, der es gewagt hatte,
aufs prieſterliche Dach zu ſteigen, wo er, dem
Feuer zum Opfer, eine arme geraubte Najade
der Elbe, in den ſchwarzen Abgrund hinunter
ſties, daß ihre zerſchmetterten Glieder in einer
ſchmutzigen Kuͤche ein unbekantes Grabmaal
bedeckte.
Nun brachte der Gott der Liebe dem Hy-
men die hochzeitliche Lunte wieder zuruͤck;
darauf gieng er Hand in Hand mit ihm, zu
dem getroͤſteten Verliebten, und ſammelte
ſeine entzuͤckten Dankſagungen in den leeren
Koͤcher; denn der kleine Held hatte den Tag
uͤber, alle ſeine Pfeile verſchoſſen. Die noch
uͤbrige Nacht hindurch wachte ſeine hohe Per-
ſon an dem rauſchenden Brautbett’, und da
der Morgen anbrach, erhob er ſich froͤlich in
den Olymp auf den Strahlen der Sonne, die
zuerſt dem frohen Magiſter die Miſchung von
Schaam und gedemuͤthigter Sproͤdigkeit, auf
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[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/98>, abgerufen am 08.07.2024.
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