Magister, und die dunkelbraune Nacht ver- barg seine heimliche Ankunft unter ihrem Schleyer vor der mistrauischen Gouvernan- tinn und vor dem murrenden Hofhunde.
Der volle Morgen hatte den hochgebohr- nen Gerichtsherrn erweckt. Jtzt überdenkt er noch im Bette den Zustand seines Magens und fordert mit schwelgerischer Neugier den frühen Küchenzettel -- Da tritt der Haushof- meister herein, und meldet ihm die Beherber- gung des verspäteten Pfarrherrn, und wie er itzt, voller Verlangen, Jhro Gräfliche Gnaden zu sprechen, vor der Kammerthüre lauschte. "Je, willkommen, werther Herr Pastor, will- "kommen!" schrie der Graf dem Verliebten entgegen! Bückend trat dieser vor das Vor- hangbette des Grafen, und sein schwerer Athem blies sogleich die hochzeitliche Bitte hervor, die er mit einer Menge von Wünschen beschloß, worzu ihm der Wechsel der Zeit die beste Ge- legenheit darboth. Bey starkem ungeduldi-
gem
Magiſter, und die dunkelbraune Nacht ver- barg ſeine heimliche Ankunft unter ihrem Schleyer vor der mistrauiſchen Gouvernan- tinn und vor dem murrenden Hofhunde.
Der volle Morgen hatte den hochgebohr- nen Gerichtsherrn erweckt. Jtzt uͤberdenkt er noch im Bette den Zuſtand ſeines Magens und fordert mit ſchwelgeriſcher Neugier den fruͤhen Kuͤchenzettel — Da tritt der Haushof- meiſter herein, und meldet ihm die Beherber- gung des verſpaͤteten Pfarrherrn, und wie er itzt, voller Verlangen, Jhro Graͤfliche Gnaden zu ſprechen, vor der Kammerthuͤre lauſchte. „Je, willkommen, werther Herr Paſtor, will- ”kommen!„ ſchrie der Graf dem Verliebten entgegen! Buͤckend trat dieſer vor das Vor- hangbette des Grafen, und ſein ſchwerer Athem blies ſogleich die hochzeitliche Bitte hervor, die er mit einer Menge von Wuͤnſchen beſchloß, worzu ihm der Wechſel der Zeit die beſte Ge- legenheit darboth. Bey ſtarkem ungeduldi-
gem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0064"n="60"/>
Magiſter, und die dunkelbraune Nacht ver-<lb/>
barg ſeine heimliche Ankunft unter ihrem<lb/>
Schleyer vor der mistrauiſchen Gouvernan-<lb/>
tinn und vor dem murrenden Hofhunde.</p><lb/><p>Der volle Morgen hatte den hochgebohr-<lb/>
nen Gerichtsherrn erweckt. Jtzt uͤberdenkt er<lb/>
noch im Bette den Zuſtand ſeines Magens<lb/>
und fordert mit ſchwelgeriſcher Neugier den<lb/>
fruͤhen Kuͤchenzettel — Da tritt der Haushof-<lb/>
meiſter herein, und meldet ihm die Beherber-<lb/>
gung des verſpaͤteten Pfarrherrn, und wie er<lb/>
itzt, voller Verlangen, Jhro Graͤfliche Gnaden<lb/>
zu ſprechen, vor der Kammerthuͤre lauſchte.<lb/>„Je, willkommen, werther Herr Paſtor, will-<lb/>”kommen!„ſchrie der Graf dem Verliebten<lb/>
entgegen! Buͤckend trat dieſer vor das Vor-<lb/>
hangbette des Grafen, und ſein ſchwerer Athem<lb/>
blies ſogleich die hochzeitliche Bitte hervor, die<lb/>
er mit einer Menge von Wuͤnſchen beſchloß,<lb/>
worzu ihm der Wechſel der Zeit die beſte Ge-<lb/>
legenheit darboth. Bey ſtarkem ungeduldi-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gem</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[60/0064]
Magiſter, und die dunkelbraune Nacht ver-
barg ſeine heimliche Ankunft unter ihrem
Schleyer vor der mistrauiſchen Gouvernan-
tinn und vor dem murrenden Hofhunde.
Der volle Morgen hatte den hochgebohr-
nen Gerichtsherrn erweckt. Jtzt uͤberdenkt er
noch im Bette den Zuſtand ſeines Magens
und fordert mit ſchwelgeriſcher Neugier den
fruͤhen Kuͤchenzettel — Da tritt der Haushof-
meiſter herein, und meldet ihm die Beherber-
gung des verſpaͤteten Pfarrherrn, und wie er
itzt, voller Verlangen, Jhro Graͤfliche Gnaden
zu ſprechen, vor der Kammerthuͤre lauſchte.
„Je, willkommen, werther Herr Paſtor, will-
”kommen!„ ſchrie der Graf dem Verliebten
entgegen! Buͤckend trat dieſer vor das Vor-
hangbette des Grafen, und ſein ſchwerer Athem
blies ſogleich die hochzeitliche Bitte hervor, die
er mit einer Menge von Wuͤnſchen beſchloß,
worzu ihm der Wechſel der Zeit die beſte Ge-
legenheit darboth. Bey ſtarkem ungeduldi-
gem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/64>, abgerufen am 08.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.