Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

"Tafel schmücken, und Maderg -- Rhein-
"wein -- Champagner und ächte Heremi-
"tage sollen in Ueberfluß fließen, wie in
"der heiligen Versammlung der Cardinäle,
"wenn sie eine ganze lange Woche hindurch
"in dem einsamen Conclave sich weise gehun-
"gert, und nun das Oberhaupt der Kirche
"durch ein entscheidendes Habet -- habet --
"gewählt ist."

Wie vergnügt hörte nicht der Verliebte
diese freundlichen Reden! Gern und oh-
ne Anstand versprach er, diesen leichten Be-
fehlen zu folgen, und sich der hohen Eh-
re und Gnade würdig zu machen. Dar-
auf nahm er Abschied, und schnappte nach
dem Zipfel des Schlafrocks; aber mit höfli-
chen geübten Händen schlug der Hofmar-
schall beyde Theile zurück, strich mit dem
Fuße aus, und empfohl sich dem Schwarz-
rocke. Bald nach ihm trat Wilhelmine her-
ein, und brachte ihrem gnädigen Gönner

Cho-

”Tafel ſchmuͤcken, und Maderg — Rhein-
”wein — Champagner und aͤchte Heremi-
”tage ſollen in Ueberfluß fließen, wie in
”der heiligen Verſammlung der Cardinaͤle,
”wenn ſie eine ganze lange Woche hindurch
”in dem einſamen Conclave ſich weiſe gehun-
”gert, und nun das Oberhaupt der Kirche
”durch ein entſcheidendes Habet — habet
”gewaͤhlt iſt.”

Wie vergnuͤgt hoͤrte nicht der Verliebte
dieſe freundlichen Reden! Gern und oh-
ne Anſtand verſprach er, dieſen leichten Be-
fehlen zu folgen, und ſich der hohen Eh-
re und Gnade wuͤrdig zu machen. Dar-
auf nahm er Abſchied, und ſchnappte nach
dem Zipfel des Schlafrocks; aber mit hoͤfli-
chen geuͤbten Haͤnden ſchlug der Hofmar-
ſchall beyde Theile zuruͤck, ſtrich mit dem
Fuße aus, und empfohl ſich dem Schwarz-
rocke. Bald nach ihm trat Wilhelmine her-
ein, und brachte ihrem gnaͤdigen Goͤnner

Cho-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0049" n="45"/>
&#x201D;Tafel &#x017F;chmu&#x0364;cken, und Maderg &#x2014; Rhein-<lb/>
&#x201D;wein &#x2014; Champagner und a&#x0364;chte Heremi-<lb/>
&#x201D;tage &#x017F;ollen in Ueberfluß fließen, wie in<lb/>
&#x201D;der heiligen Ver&#x017F;ammlung der Cardina&#x0364;le,<lb/>
&#x201D;wenn &#x017F;ie eine ganze lange Woche hindurch<lb/>
&#x201D;in dem ein&#x017F;amen Conclave &#x017F;ich wei&#x017F;e gehun-<lb/>
&#x201D;gert, und nun das Oberhaupt der Kirche<lb/>
&#x201D;durch ein ent&#x017F;cheidendes <hi rendition="#aq">Habet &#x2014; habet</hi> &#x2014;<lb/>
&#x201D;gewa&#x0364;hlt i&#x017F;t.&#x201D;</p><lb/>
        <p>Wie vergnu&#x0364;gt ho&#x0364;rte nicht der Verliebte<lb/>
die&#x017F;e freundlichen Reden! Gern und oh-<lb/>
ne An&#x017F;tand ver&#x017F;prach er, die&#x017F;en leichten Be-<lb/>
fehlen zu folgen, und &#x017F;ich der hohen Eh-<lb/>
re und Gnade wu&#x0364;rdig zu machen. Dar-<lb/>
auf nahm er Ab&#x017F;chied, und &#x017F;chnappte nach<lb/>
dem Zipfel des Schlafrocks; aber mit ho&#x0364;fli-<lb/>
chen geu&#x0364;bten Ha&#x0364;nden &#x017F;chlug der Hofmar-<lb/>
&#x017F;chall beyde Theile zuru&#x0364;ck, &#x017F;trich mit dem<lb/>
Fuße aus, und empfohl &#x017F;ich dem Schwarz-<lb/>
rocke. Bald nach ihm trat Wilhelmine her-<lb/>
ein, und brachte ihrem gna&#x0364;digen Go&#x0364;nner<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Cho-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0049] ”Tafel ſchmuͤcken, und Maderg — Rhein- ”wein — Champagner und aͤchte Heremi- ”tage ſollen in Ueberfluß fließen, wie in ”der heiligen Verſammlung der Cardinaͤle, ”wenn ſie eine ganze lange Woche hindurch ”in dem einſamen Conclave ſich weiſe gehun- ”gert, und nun das Oberhaupt der Kirche ”durch ein entſcheidendes Habet — habet — ”gewaͤhlt iſt.” Wie vergnuͤgt hoͤrte nicht der Verliebte dieſe freundlichen Reden! Gern und oh- ne Anſtand verſprach er, dieſen leichten Be- fehlen zu folgen, und ſich der hohen Eh- re und Gnade wuͤrdig zu machen. Dar- auf nahm er Abſchied, und ſchnappte nach dem Zipfel des Schlafrocks; aber mit hoͤfli- chen geuͤbten Haͤnden ſchlug der Hofmar- ſchall beyde Theile zuruͤck, ſtrich mit dem Fuße aus, und empfohl ſich dem Schwarz- rocke. Bald nach ihm trat Wilhelmine her- ein, und brachte ihrem gnaͤdigen Goͤnner Cho-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/49
Zitationshilfe: [Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/49>, abgerufen am 23.11.2024.