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[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764.

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hängen sie den krüpplichen Körper mit den
bunten Zeichen des gnädigen Spottes der
Fürsten, mit dem theuren Spielwerke von
Kreuzen und Bändern; und die Empfindung
ihres Heldenlebens wüthet in jeglicher Nerve.
Betäubt von den murrenden Wünschen der
Thorheit und von den lauten Seufzern des
Unglücks stund die Sonne in wehmüthiger
Schönheit am Himmel, fürchtete sich, länger
herab zu schanen, und versteckte sich oft hin-
ter ein trübes Gewölke. So steht ein blü-
hendes unschuldiges Mägdchen, zu arm ihr
junges Leben zu erhalten, vor der versammel-
ten Schule der Mahler, und verräth die ge-
heimsten Schönheiten der Natur, für einen
geringen unbilligen Preis, der Betrachtung
der Kunst. Jn schamhafter Einfalt versteckt
sie ihre mächtigen Augen hinter einer ihrer
jungfräulichen Hände, indem sie mit der an-
dern das letztere neidische Gewand von sich
legt, das ihre Reize verbarg, und nun --

ängst-
B 5

haͤngen ſie den kruͤpplichen Koͤrper mit den
bunten Zeichen des gnaͤdigen Spottes der
Fuͤrſten, mit dem theuren Spielwerke von
Kreuzen und Baͤndern; und die Empfindung
ihres Heldenlebens wuͤthet in jeglicher Nerve.
Betaͤubt von den murrenden Wuͤnſchen der
Thorheit und von den lauten Seufzern des
Ungluͤcks ſtund die Sonne in wehmuͤthiger
Schoͤnheit am Himmel, fuͤrchtete ſich, laͤnger
herab zu ſchanen, und verſteckte ſich oft hin-
ter ein truͤbes Gewoͤlke. So ſteht ein bluͤ-
hendes unſchuldiges Maͤgdchen, zu arm ihr
junges Leben zu erhalten, vor der verſammel-
ten Schule der Mahler, und verraͤth die ge-
heimſten Schoͤnheiten der Natur, fuͤr einen
geringen unbilligen Preis, der Betrachtung
der Kunſt. Jn ſchamhafter Einfalt verſteckt
ſie ihre maͤchtigen Augen hinter einer ihrer
jungfraͤulichen Haͤnde, indem ſie mit der an-
dern das letztere neidiſche Gewand von ſich
legt, das ihre Reize verbarg, und nun —

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[25/0029] haͤngen ſie den kruͤpplichen Koͤrper mit den bunten Zeichen des gnaͤdigen Spottes der Fuͤrſten, mit dem theuren Spielwerke von Kreuzen und Baͤndern; und die Empfindung ihres Heldenlebens wuͤthet in jeglicher Nerve. Betaͤubt von den murrenden Wuͤnſchen der Thorheit und von den lauten Seufzern des Ungluͤcks ſtund die Sonne in wehmuͤthiger Schoͤnheit am Himmel, fuͤrchtete ſich, laͤnger herab zu ſchanen, und verſteckte ſich oft hin- ter ein truͤbes Gewoͤlke. So ſteht ein bluͤ- hendes unſchuldiges Maͤgdchen, zu arm ihr junges Leben zu erhalten, vor der verſammel- ten Schule der Mahler, und verraͤth die ge- heimſten Schoͤnheiten der Natur, fuͤr einen geringen unbilligen Preis, der Betrachtung der Kunſt. Jn ſchamhafter Einfalt verſteckt ſie ihre maͤchtigen Augen hinter einer ihrer jungfraͤulichen Haͤnde, indem ſie mit der an- dern das letztere neidiſche Gewand von ſich legt, das ihre Reize verbarg, und nun — aͤngſt- B 5

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Zitationshilfe: [Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/29>, abgerufen am 11.12.2024.