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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

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net wird, als wenn nichts anders, nehmlich keine Neue, kein neuer Vorsatz erfodert werde.

In specie von guten Wercken.

Betreffend das 2) als wenn die guten Wercke bey der Rechtfertigung in Consideration gezogen und der Mensch durch die Wercke gerecht würde, so wissen ja die Catholische nicht genugsam dagegen zu protestiren, wenn ihnen beygemessen wird, als wenn sie auch durch gute Wercke gerecht und seelig würden, wie denn solches von der Römischen Kirche abzulehnen, vorangezogener Dionysius Werlensis in seiner Viapacis aus allen Ordens-Leuthen etzliche, wie auch aus der gemeinen Catholischen Kirchen verschiedene, ja zu allen Uberfluß einige Gottfeelige Frauens-Leuthe anführet, die das verdienstliche der Werck zur Rechtfertigung verwerffen, und schreibet anbey ferner ausdrücklich p. 305. in fine; daß das Pharisäische Vertrauen auf gute Wercke ein verdammlicher Irrthum sey. Diese gantze Lehre, und was davon die Papisten halten, wird mehr erleutert werden, wenn ich anführe Michaels, eines vormahligen Weyhe-Bischoffs zu Mentz Worte, die er in seinen Cathechismus-Predigten 1542. zu Mentz drucken lassen: Es wäre eine grosse Abgötterey wo ein Mensch sich selbst in solcher Pelagianischer Hoffarth erhübe, daß er dafür hielte, seine eigene Frömmigkeit und gute Wercke möchten ihn seelig machen, und hielte es ein Werck seiner Kräffte und nicht göttlicher Gnade, fromm seyn und Seeligkeit erlangen, so doch alle Schrifft das Wiederspiel lehret, und die Wahrheit, daß uns GOttes Gnade und Barmhertzigkeit durch Christum seelig mache und nicht unsere Gerechtigkeit Rom. 3. Tit. 3. 1. Joh. 2. GOtt ist nicht ungerecht, daß er guter Wercke vergessen könne, doch so verdienen unsere Wercke keinen Ruhm, sondern wir müssen alle solche Belohnung lassen GOttes Gnade und Gutthat seyn, und von uns selbst nicht höher rühmen, denn Luc. 17. wir sind unnütze Knechte. Zwar pfleget man den Indicem expurgator. Roman. wie auch Indicem expurgatorium Hispan. zu allegiren, und auf dieselbe sich zu beruffen, daß gleichwohl darinnen befohlen worden, daß man aus den Fragen, die man an die Sterbende habe zu thun pflegen, wie auch e sacerdotali Romano dieses habe wegthun müssen: Glaubestu, daß du nicht aus eigenen Verdienst der Wercke &c. seelig werdest. Denn hieraus sey gnugsam zu sehen, daß man das einige Verdienst der Wercke nicht mehr von der Rechtfertigung ausschliessen, sondern mit hinzu ziehen wollen. Allein man muß nicht aus allen Worten und Ver-

net wird, als wenn nichts anders, nehmlich keine Neue, kein neuer Vorsatz erfodert werde.

In specie von guten Wercken.

Betreffend das 2) als wenn die guten Wercke bey der Rechtfertigung in Consideration gezogen und der Mensch durch die Wercke gerecht würde, so wissen ja die Catholische nicht genugsam dagegen zu protestiren, wenn ihnen beygemessen wird, als wenn sie auch durch gute Wercke gerecht und seelig würden, wie denn solches von der Römischen Kirche abzulehnen, vorangezogener Dionysius Werlensis in seiner Viapacis aus allen Ordens-Leuthen etzliche, wie auch aus der gemeinen Catholischen Kirchen verschiedene, ja zu allen Uberfluß einige Gottfeelige Frauens-Leuthe anführet, die das verdienstliche der Werck zur Rechtfertigung verwerffen, und schreibet anbey ferner ausdrücklich p. 305. in fine; daß das Pharisäische Vertrauen auf gute Wercke ein verdammlicher Irrthum sey. Diese gantze Lehre, und was davon die Papisten halten, wird mehr erleutert werden, wenn ich anführe Michaels, eines vormahligen Weyhe-Bischoffs zu Mentz Worte, die er in seinen Cathechismus-Predigten 1542. zu Mentz drucken lassen: Es wäre eine grosse Abgötterey wo ein Mensch sich selbst in solcher Pelagianischer Hoffarth erhübe, daß er dafür hielte, seine eigene Frömmigkeit und gute Wercke möchten ihn seelig machen, und hielte es ein Werck seiner Kräffte und nicht göttlicher Gnade, fromm seyn und Seeligkeit erlangen, so doch alle Schrifft das Wiederspiel lehret, und die Wahrheit, daß uns GOttes Gnade und Barmhertzigkeit durch Christum seelig mache und nicht unsere Gerechtigkeit Rom. 3. Tit. 3. 1. Joh. 2. GOtt ist nicht ungerecht, daß er guter Wercke vergessen könne, doch so verdienen unsere Wercke keinen Ruhm, sondern wir müssen alle solche Belohnung lassen GOttes Gnade und Gutthat seyn, und von uns selbst nicht höher rühmen, denn Luc. 17. wir sind unnütze Knechte. Zwar pfleget man den Indicem expurgator. Roman. wie auch Indicem expurgatorium Hispan. zu allegiren, und auf dieselbe sich zu beruffen, daß gleichwohl darinnen befohlen worden, daß man aus den Fragen, die man an die Sterbende habe zu thun pflegen, wie auch è sacerdotali Romano dieses habe wegthun müssen: Glaubestu, daß du nicht aus eigenen Verdienst der Wercke &c. seelig werdest. Denn hieraus sey gnugsam zu sehen, daß man das einige Verdienst der Wercke nicht mehr von der Rechtfertigung ausschliessen, sondern mit hinzu ziehen wollen. Allein man muß nicht aus allen Worten und Ver-

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[90/0098] net wird, als wenn nichts anders, nehmlich keine Neue, kein neuer Vorsatz erfodert werde. Betreffend das 2) als wenn die guten Wercke bey der Rechtfertigung in Consideration gezogen und der Mensch durch die Wercke gerecht würde, so wissen ja die Catholische nicht genugsam dagegen zu protestiren, wenn ihnen beygemessen wird, als wenn sie auch durch gute Wercke gerecht und seelig würden, wie denn solches von der Römischen Kirche abzulehnen, vorangezogener Dionysius Werlensis in seiner Viapacis aus allen Ordens-Leuthen etzliche, wie auch aus der gemeinen Catholischen Kirchen verschiedene, ja zu allen Uberfluß einige Gottfeelige Frauens-Leuthe anführet, die das verdienstliche der Werck zur Rechtfertigung verwerffen, und schreibet anbey ferner ausdrücklich p. 305. in fine; daß das Pharisäische Vertrauen auf gute Wercke ein verdammlicher Irrthum sey. Diese gantze Lehre, und was davon die Papisten halten, wird mehr erleutert werden, wenn ich anführe Michaels, eines vormahligen Weyhe-Bischoffs zu Mentz Worte, die er in seinen Cathechismus-Predigten 1542. zu Mentz drucken lassen: Es wäre eine grosse Abgötterey wo ein Mensch sich selbst in solcher Pelagianischer Hoffarth erhübe, daß er dafür hielte, seine eigene Frömmigkeit und gute Wercke möchten ihn seelig machen, und hielte es ein Werck seiner Kräffte und nicht göttlicher Gnade, fromm seyn und Seeligkeit erlangen, so doch alle Schrifft das Wiederspiel lehret, und die Wahrheit, daß uns GOttes Gnade und Barmhertzigkeit durch Christum seelig mache und nicht unsere Gerechtigkeit Rom. 3. Tit. 3. 1. Joh. 2. GOtt ist nicht ungerecht, daß er guter Wercke vergessen könne, doch so verdienen unsere Wercke keinen Ruhm, sondern wir müssen alle solche Belohnung lassen GOttes Gnade und Gutthat seyn, und von uns selbst nicht höher rühmen, denn Luc. 17. wir sind unnütze Knechte. Zwar pfleget man den Indicem expurgator. Roman. wie auch Indicem expurgatorium Hispan. zu allegiren, und auf dieselbe sich zu beruffen, daß gleichwohl darinnen befohlen worden, daß man aus den Fragen, die man an die Sterbende habe zu thun pflegen, wie auch è sacerdotali Romano dieses habe wegthun müssen: Glaubestu, daß du nicht aus eigenen Verdienst der Wercke &c. seelig werdest. Denn hieraus sey gnugsam zu sehen, daß man das einige Verdienst der Wercke nicht mehr von der Rechtfertigung ausschliessen, sondern mit hinzu ziehen wollen. Allein man muß nicht aus allen Worten und Ver-

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Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/98>, abgerufen am 22.11.2024.