Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.Daß der (VI) Zweiffel keiner fernern Beantwortung brauche. Die IV. Ratio dubitandi, als die eigentlich von der Excommunication grosser Herren selbst handelt, braucht nunmehro keines weitern Widerlegens, nachdem man in rationibus decidendi sattsam bewiesen, daß die weltliche Obrigkeit weder mit den grössern noch kleinern Kirchen-Bann belegt werden könne: Und weil die 4. Ratio dubitandi auf die drey vorhergehenden sich stützet, als fället sie nunmehro, nachdem diese 3. Stützen ruiniret worden, von sich selbst über den Hauffen. Das Exempel des Käysers Theodosii ist die Hauptstütze der Päbste.Das Exempel des Käysers Theodosii muß sich von denen Gern-Päbsten sehr leiden und herhalten, denn es ist nicht leicht ein einiger, auch noch so geringer, der einen Pabst in Leibe hat, der nicht damit aufgezogen käme, und dieses Exempel grossen Herren recommendirte, daß sie fein dem Käyser Theodosio nachfolgen, und sich von denen lieben Herren solten excommuniciren lassen. Wenn aber ein verständiger Mensch dieses Compliment lieset, gemahnet es ihn nicht anders, als wenn er den Pabst selbst und zwar ein recht Original von eiuem Pabste den Sixtum V. vor sich hätte, der mit eben dergleichen Compliment dem König in Franckreich Henrico III. das Gewissen rühren wolte: Theodosius Imperator Augustus, spricht er in einer an die Cardinäle gehaltenen Oration wider den König in Franckreich Henricum III. ob caedem Thessalonicensium a sancto Ambrosio Mediolanensi ab Ecclesiae liminibus repulsus & exclusus fuit, & ille humiliter obedivit, & Theodosius quidem non erat vilis persona vel plebeja, sed vir magnus & insignis, & erat clarissimus imperator, qui multas de tyrannide victorias, sed divinitus paratas reportaverat, de quo & Claudianus tamen, etsi gentilis, cecinit; O nimium dilecte Deo, cui militat aether, Et conjurati veniunt ad classica venti.Erat Theodosius Imperator Universi orbis, non unius vel alterius regni, veluti Rex Franciae; sed obtinebat universum Imperium, & omnia illius regna talia habebat. Habebat enim & Galliam, seu Franciam, & Hispaniam, Hungariam, Dalmatiam, Graeciam, Asiam cum tot Regnis & Provinciis, Syriam, AEgyptum, & Africam, itaque non unius regni Rex erat, sed multa tenebat regna, & imperia, & nihilominus lachrymis & magno dolore animi facinus & peccatum suum confessus, poenitentiam a S. Ambrosio suscepit, & ingenti cum humilitate peregit, paratissimum se exhibens ad mandatum non Papae, sed Archi-Episcopi tantum, ac ita in Ecclesia & ad sacramenta admissus fuit, &c. Quo factum est, ut Deus illi deinde semper assisteret, & faveret, ac praeterea, cum Daß der (VI) Zweiffel keiner fernern Beantwortung brauche. Die IV. Ratio dubitandi, als die eigentlich von der Excommunication grosser Herren selbst handelt, braucht nunmehro keines weitern Widerlegens, nachdem man in rationibus decidendi sattsam bewiesen, daß die weltliche Obrigkeit weder mit den grössern noch kleinern Kirchen-Bann belegt werden könne: Und weil die 4. Ratio dubitandi auf die drey vorhergehenden sich stützet, als fället sie nunmehro, nachdem diese 3. Stützen ruiniret worden, von sich selbst über den Hauffen. Das Exempel des Käysers Theodosii ist die Hauptstütze der Päbste.Das Exempel des Käysers Theodosii muß sich von denen Gern-Päbsten sehr leiden und herhalten, denn es ist nicht leicht ein einiger, auch noch so geringer, der einen Pabst in Leibe hat, der nicht damit aufgezogen käme, und dieses Exempel grossen Herren recommendirte, daß sie fein dem Käyser Theodosio nachfolgen, und sich von denen lieben Herren solten excommuniciren lassen. Wenn aber ein verständiger Mensch dieses Compliment lieset, gemahnet es ihn nicht anders, als wenn er den Pabst selbst und zwar ein recht Original von eiuem Pabste den Sixtum V. vor sich hätte, der mit eben dergleichen Compliment dem König in Franckreich Henrico III. das Gewissen rühren wolte: Theodosius Imperator Augustus, spricht er in einer an die Cardinäle gehaltenen Oration wider den König in Franckreich Henricum III. ob caedem Thessalonicensium a sancto Ambrosio Mediolanensi ab Ecclesiae liminibus repulsus & exclusus fuit, & ille humiliter obedivit, & Theodosius quidem non erat vilis persona vel plebeja, sed vir magnus & insignis, & erat clarissimus imperator, qui multas de tyrannide victorias, sed divinitus paratas reportaverat, de quo & Claudianus tamen, etsi gentilis, cecinit; O nimium dilecte Deo, cui militat aether, Et conjurati veniunt ad classica venti.Erat Theodosius Imperator Universi orbis, non unius vel alterius regni, veluti Rex Franciae; sed obtinebat universum Imperium, & omnia illius regna talia habebat. Habebat enim & Galliam, seu Franciam, & Hispaniam, Hungariam, Dalmatiam, Graeciam, Asiam cum tot Regnis & Provinciis, Syriam, AEgyptum, & Africam, itaque non unius regni Rex erat, sed multa tenebat regna, & imperia, & nihilominus lachrymis & magno dolore animi facinus & peccatum suum confessus, poenitentiam a S. Ambrosio suscepit, & ingenti cum humilitate peregit, paratissimum se exhibens ad mandatum non Papae, sed Archi-Episcopi tantum, ac ita in Ecclesia & ad sacramenta admissus fuit, &c. Quo factum est, ut Deus illi deinde semper assisteret, & faveret, ac praeterea, cum <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0182" n="174"/> <note place="left">Daß der (VI) Zweiffel keiner fernern Beantwortung brauche.</note> <p>Die IV. Ratio dubitandi, als die eigentlich von der Excommunication grosser Herren selbst handelt, braucht nunmehro keines weitern Widerlegens, nachdem man in rationibus decidendi sattsam bewiesen, daß die weltliche Obrigkeit weder mit den grössern noch kleinern Kirchen-Bann belegt werden könne: Und weil die 4. Ratio dubitandi auf die drey vorhergehenden sich stützet, als fället sie nunmehro, nachdem diese 3. Stützen ruiniret worden, von sich selbst über den Hauffen. <note place="left">Das Exempel des Käysers Theodosii ist die Hauptstütze der Päbste.</note>Das Exempel des Käysers Theodosii muß sich von denen Gern-Päbsten sehr leiden und herhalten, denn es ist nicht leicht ein einiger, auch noch so geringer, der einen Pabst in Leibe hat, der nicht damit aufgezogen käme, und dieses Exempel grossen Herren recommendirte, daß sie fein dem Käyser Theodosio nachfolgen, und sich von denen lieben Herren solten excommuniciren lassen. Wenn aber ein verständiger Mensch dieses Compliment lieset, gemahnet es ihn nicht anders, als wenn er den Pabst selbst und zwar ein recht Original von eiuem Pabste den Sixtum V. vor sich hätte, der mit eben dergleichen Compliment dem König in Franckreich Henrico III. das Gewissen rühren wolte: Theodosius Imperator Augustus, spricht er in einer an die Cardinäle gehaltenen Oration wider den König in Franckreich Henricum III. ob caedem Thessalonicensium a sancto Ambrosio Mediolanensi ab Ecclesiae liminibus repulsus & exclusus fuit, & ille humiliter obedivit, & Theodosius quidem non erat vilis persona vel plebeja, sed vir magnus & insignis, & erat clarissimus imperator, qui multas de tyrannide victorias, sed divinitus paratas reportaverat, de quo & Claudianus tamen, etsi gentilis, cecinit;</p> <l>O nimium dilecte Deo, cui militat aether, Et conjurati veniunt ad classica venti.</l> <p>Erat Theodosius Imperator Universi orbis, non unius vel alterius regni, veluti Rex Franciae; sed obtinebat universum Imperium, & omnia illius regna talia habebat. Habebat enim & Galliam, seu Franciam, & Hispaniam, Hungariam, Dalmatiam, Graeciam, Asiam cum tot Regnis & Provinciis, Syriam, AEgyptum, & Africam, itaque non unius regni Rex erat, sed multa tenebat regna, & imperia, & nihilominus lachrymis & magno dolore animi facinus & peccatum suum confessus, poenitentiam a S. Ambrosio suscepit, & ingenti cum humilitate peregit, paratissimum se exhibens ad mandatum non Papae, sed Archi-Episcopi tantum, ac ita in Ecclesia & ad sacramenta admissus fuit, &c. Quo factum est, ut Deus illi deinde semper assisteret, & faveret, ac praeterea, cum </p> </div> </body> </text> </TEI> [174/0182]
Die IV. Ratio dubitandi, als die eigentlich von der Excommunication grosser Herren selbst handelt, braucht nunmehro keines weitern Widerlegens, nachdem man in rationibus decidendi sattsam bewiesen, daß die weltliche Obrigkeit weder mit den grössern noch kleinern Kirchen-Bann belegt werden könne: Und weil die 4. Ratio dubitandi auf die drey vorhergehenden sich stützet, als fället sie nunmehro, nachdem diese 3. Stützen ruiniret worden, von sich selbst über den Hauffen. Das Exempel des Käysers Theodosii muß sich von denen Gern-Päbsten sehr leiden und herhalten, denn es ist nicht leicht ein einiger, auch noch so geringer, der einen Pabst in Leibe hat, der nicht damit aufgezogen käme, und dieses Exempel grossen Herren recommendirte, daß sie fein dem Käyser Theodosio nachfolgen, und sich von denen lieben Herren solten excommuniciren lassen. Wenn aber ein verständiger Mensch dieses Compliment lieset, gemahnet es ihn nicht anders, als wenn er den Pabst selbst und zwar ein recht Original von eiuem Pabste den Sixtum V. vor sich hätte, der mit eben dergleichen Compliment dem König in Franckreich Henrico III. das Gewissen rühren wolte: Theodosius Imperator Augustus, spricht er in einer an die Cardinäle gehaltenen Oration wider den König in Franckreich Henricum III. ob caedem Thessalonicensium a sancto Ambrosio Mediolanensi ab Ecclesiae liminibus repulsus & exclusus fuit, & ille humiliter obedivit, & Theodosius quidem non erat vilis persona vel plebeja, sed vir magnus & insignis, & erat clarissimus imperator, qui multas de tyrannide victorias, sed divinitus paratas reportaverat, de quo & Claudianus tamen, etsi gentilis, cecinit;
Das Exempel des Käysers Theodosii ist die Hauptstütze der Päbste. O nimium dilecte Deo, cui militat aether, Et conjurati veniunt ad classica venti. Erat Theodosius Imperator Universi orbis, non unius vel alterius regni, veluti Rex Franciae; sed obtinebat universum Imperium, & omnia illius regna talia habebat. Habebat enim & Galliam, seu Franciam, & Hispaniam, Hungariam, Dalmatiam, Graeciam, Asiam cum tot Regnis & Provinciis, Syriam, AEgyptum, & Africam, itaque non unius regni Rex erat, sed multa tenebat regna, & imperia, & nihilominus lachrymis & magno dolore animi facinus & peccatum suum confessus, poenitentiam a S. Ambrosio suscepit, & ingenti cum humilitate peregit, paratissimum se exhibens ad mandatum non Papae, sed Archi-Episcopi tantum, ac ita in Ecclesia & ad sacramenta admissus fuit, &c. Quo factum est, ut Deus illi deinde semper assisteret, & faveret, ac praeterea, cum
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |