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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724.

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rio meine Gedancken über des Jani Philadelphi Schrifft de optima Christianorum secta eröffnet, und dabey in den §. 8. daselbst folgendes gemeldet: Jedoch kan ich dieses nicht bergen / daß ich lieber gewolt / Janus Philadelphbus hätte seine Meynung von denen Mängeln der Protestir enden Geistlichkeit / und sonderlich der Priester / etwas verblümter gegeben, nicht daß ich ihn beschuldigen wolte / als habe er hierinnen unrecht gehandelt / sondern weil auch unter demjenigen / so mit Fug und Recht geschehen kan / unterschiedene grade sind / von welchen einer besser als der andre ist, und viel wackere Leute der Meynung sind daß wenn man mit der Priesterschafft zu thun / man lieber der Sache zu wenig thun / als sich des strengen Rechts gebrauchen solte. Solches desto besser zu verstehen / kan ich nicht umhin dem Leser einen artigen locum aus des Mons. de la Fontange seiner Voyage par les Pays Bas, die Anno 87. zu Amsterdam gedruckt worden / zu communiciren / massen derselbe überaus a propos kömmt, und das Büchelgen sehr rar ist. Als ich / spricht er p. 264. seqq. Anno 72. nach L. (ich glaube / daß er Leyden meynet) kam kehrte ich bey dem Herrn Socrate ein. Dieses ist ein Mann von überans grossen meriten / der nebst einer galanten und soliden Gelahrheit in geistlichen / historischen und politischen Wissenschafften auch eine ungemeine Klugheit besitzet, weßwegen er auch / und weil er seinem Vaterlande sehr viele nützliche Dienste eine lange Zeit geleistet, die höchste Ehren Stelle in besagter Stadt erlanget hat, und von jedermann mit gebührender submission geehret und geliebet wird. Mein Vater hatte in seiner Jugend viel Wohlthaten von ihm genossen und hatte mir ihn dannenhero für andern recommendiret. Und ich muß bekennen / daß ich an ihm ein rates Exempel und dergleichen ich sonsten nicht leichte angemercket / gewahr worden. Denn ob er gleich anfienge in ein hohes Alter zu treten / ich aber damahlen in der besten Blüthe meiner Jahre war / so erwiese er mir doch so viel Höfflichkeit / und wustes in Ehrwürdiges Alter mit meiner wenig verständigen Jugend der gestalt zu temperiren / daß ich des Vergnügens / welches ich aus seiner Conversation genossen / nie vergessen werde. Er suchte mich zu erfreuen alle dienliche Mittel herfür / und wiewohl es im Winter war / so vergnügte er mich doch so gut / als es die Jahrs Zeitzuliesse. Er bath mir zu Ehren andere

rio meine Gedancken über des Jani Philadelphi Schrifft de optima Christianorum secta eröffnet, und dabey in den §. 8. daselbst folgendes gemeldet: Jedoch kan ich dieses nicht bergen / daß ich lieber gewolt / Janus Philadelphbus hätte seine Meynung von denen Mängeln der Protestir enden Geistlichkeit / und sonderlich der Priester / etwas verblümter gegeben, nicht daß ich ihn beschuldigen wolte / als habe er hierinnen unrecht gehandelt / sondern weil auch unter demjenigen / so mit Fug und Recht geschehen kan / unterschiedene grade sind / von welchen einer besser als der andre ist, und viel wackere Leute der Meynung sind daß wenn man mit der Priesterschafft zu thun / man lieber der Sache zu wenig thun / als sich des strengen Rechts gebrauchen solte. Solches desto besser zu verstehen / kan ich nicht umhin dem Leser einen artigen locum aus des Mons. de la Fontange seiner Voyage par les Pays Bas, die Anno 87. zu Amsterdam gedruckt worden / zu communiciren / massen derselbe überaus a propos kömmt, und das Büchelgen sehr rar ist. Als ich / spricht er p. 264. seqq. Anno 72. nach L. (ich glaube / daß er Leyden meynet) kam kehrte ich bey dem Herrn Socrate ein. Dieses ist ein Mann von überans grossen meriten / der nebst einer galanten und soliden Gelahrheit in geistlichen / historischen und politischen Wissenschafften auch eine ungemeine Klugheit besitzet, weßwegen er auch / und weil er seinem Vaterlande sehr viele nützliche Dienste eine lange Zeit geleistet, die höchste Ehren Stelle in besagter Stadt erlanget hat, und von jedermann mit gebührender submission geehret und geliebet wird. Mein Vater hatte in seiner Jugend viel Wohlthaten von ihm genossen und hatte mir ihn dannenhero für andern recommendiret. Und ich muß bekennen / daß ich an ihm ein rates Exempel und dergleichen ich sonsten nicht leichte angemercket / gewahr worden. Denn ob er gleich anfienge in ein hohes Alter zu treten / ich aber damahlen in der besten Blüthe meiner Jahre war / so erwiese er mir doch so viel Höfflichkeit / und wustes in Ehrwürdiges Alter mit meiner wenig verständigen Jugend der gestalt zu temperiren / daß ich des Vergnügens / welches ich aus seiner Conversation genossen / nie vergessen werde. Er suchte mich zu erfreuen alle dienliche Mittel herfür / und wiewohl es im Winter war / so vergnügte er mich doch so gut / als es die Jahrs Zeitzuliesse. Er bath mir zu Ehren andere

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[57/0063] rio meine Gedancken über des Jani Philadelphi Schrifft de optima Christianorum secta eröffnet, und dabey in den §. 8. daselbst folgendes gemeldet: Jedoch kan ich dieses nicht bergen / daß ich lieber gewolt / Janus Philadelphbus hätte seine Meynung von denen Mängeln der Protestir enden Geistlichkeit / und sonderlich der Priester / etwas verblümter gegeben, nicht daß ich ihn beschuldigen wolte / als habe er hierinnen unrecht gehandelt / sondern weil auch unter demjenigen / so mit Fug und Recht geschehen kan / unterschiedene grade sind / von welchen einer besser als der andre ist, und viel wackere Leute der Meynung sind daß wenn man mit der Priesterschafft zu thun / man lieber der Sache zu wenig thun / als sich des strengen Rechts gebrauchen solte. Solches desto besser zu verstehen / kan ich nicht umhin dem Leser einen artigen locum aus des Mons. de la Fontange seiner Voyage par les Pays Bas, die Anno 87. zu Amsterdam gedruckt worden / zu communiciren / massen derselbe überaus a propos kömmt, und das Büchelgen sehr rar ist. Als ich / spricht er p. 264. seqq. Anno 72. nach L. (ich glaube / daß er Leyden meynet) kam kehrte ich bey dem Herrn Socrate ein. Dieses ist ein Mann von überans grossen meriten / der nebst einer galanten und soliden Gelahrheit in geistlichen / historischen und politischen Wissenschafften auch eine ungemeine Klugheit besitzet, weßwegen er auch / und weil er seinem Vaterlande sehr viele nützliche Dienste eine lange Zeit geleistet, die höchste Ehren Stelle in besagter Stadt erlanget hat, und von jedermann mit gebührender submission geehret und geliebet wird. Mein Vater hatte in seiner Jugend viel Wohlthaten von ihm genossen und hatte mir ihn dannenhero für andern recommendiret. Und ich muß bekennen / daß ich an ihm ein rates Exempel und dergleichen ich sonsten nicht leichte angemercket / gewahr worden. Denn ob er gleich anfienge in ein hohes Alter zu treten / ich aber damahlen in der besten Blüthe meiner Jahre war / so erwiese er mir doch so viel Höfflichkeit / und wustes in Ehrwürdiges Alter mit meiner wenig verständigen Jugend der gestalt zu temperiren / daß ich des Vergnügens / welches ich aus seiner Conversation genossen / nie vergessen werde. Er suchte mich zu erfreuen alle dienliche Mittel herfür / und wiewohl es im Winter war / so vergnügte er mich doch so gut / als es die Jahrs Zeitzuliesse. Er bath mir zu Ehren andere

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724/63>, abgerufen am 22.11.2024.