Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724.auch hiernechst aus meinen hernach zusammen gedruckten kleinen teutschen Schrifften zu lesen seyn, daß ich mitten in diesen troublen an 10. Junii des 89. Jahrs ein teutsch programma publiciret, in welchen ich denen studierenden einen Vorschlag thate, wie ich einen jungen Menschen, der sich ernstlich fürgesetzt, GOtt und der Welt dermahleins in vita civili rechtschaffen zn dienen, und als ein honnet und galant homme zu leben, binnen dreyer Jahre Frist in der Philosophie und singulis jurisprudentiae partibus zu informiren gesonnen wäre, und damit nach Michaelis desselbigen Jahres den Anfang machen wolte, und daß mir, unerachtet der von der Theologischen Facultät und dem Ministerio indessen entstandenen und nachhero biß auf Michaelis continuirten Verfolgung, dennoch nicht alleine selbiges a Consistorio supremo nicht ver boten worden zu halten, sondern auch daß ich cum applausu dasselbige umb gemeldete Zeit angefangen, und biß meine Adversarii anderer und neu erfundener Mittel sich bedienet, mich zu verjagen, continuiret. Ja obwohl dieses alles meinen Adversariis dergestalt in Leibe risse, daß der vornehmste, (ich hätte mich bald verschrieben, und gesetzt, der gröbste) drunter sich nicht enhalten konte, sein heiliges Amt empfindlich zu prostituiren, und zwar keinen libellum famosum, aber doch eine sehr plumpe und abgeschmackte Schmähe-Schrifft, wieder mich zu publiciren, und zu versuchen, ob er nicht zum wenigsten auff diese Weise mir die Auditores abspänstig machen könte; dennoch auch diese invention keine andre Würckung hatte, als daß der Autor damit seinen mehr als hündischen Neid für jedermanns Augen legte, und von denen die sich ohne dem bißher an seinen immer mehr und mehr zunehmenden Grobianismo geär gert hatten, nur ausgelacht wurde; dergestalt, daß ich damahls in der ersten Hitze nicht schlim in Willens hatte, an statt der Beantwortung daß alte bekannte Gedichte von Grobiano wieder aufflegen, und dieses Scartecgen als ein specimen beydrücken zu lassen, und (weil er sich auff den Titel desselben einen Unbekannten genennet hatte) dem Bekannten Unbekannten in einer kurtzen an statt einer Vorrede praemittirten allocution zur Danckbarkeit zu dediciren. Nachdem ich aber die Sache reifflicher überleget, ließ ich es unterwegens, und that hernach diesen Werckgen, zur Bezeugung, daß ich es für incapabel hielte, mir und meiner Lehr-Art bey vernünfftigen Leuten den geringsten Schaden zu thun, die Ehre an, daß ich es ohne satyrische Manier, meinen kleinen deutschen Schrifften beydrucken liesse, und nur mit zwey Worten dabey erinnerte, daß Herr D. A. P. Autor davon gewesen. Dieses letzte auch hiernechst aus meinen hernach zusammen gedruckten kleinen teutschen Schrifften zu lesen seyn, daß ich mitten in diesen troublen an 10. Junii des 89. Jahrs ein teutsch programma publiciret, in welchen ich denen studierenden einen Vorschlag thate, wie ich einen jungen Menschen, der sich ernstlich fürgesetzt, GOtt und der Welt dermahleins in vita civili rechtschaffen zn dienen, und als ein honnet und galant homme zu leben, binnen dreyer Jahre Frist in der Philosophie und singulis jurisprudentiae partibus zu informiren gesonnen wäre, und damit nach Michaelis desselbigen Jahres den Anfang machen wolte, und daß mir, unerachtet der von der Theologischen Facultät und dem Ministerio indessen entstandenen und nachhero biß auf Michaelis continuirten Verfolgung, dennoch nicht alleine selbiges a Consistorio supremo nicht ver boten worden zu halten, sondern auch daß ich cum applausu dasselbige umb gemeldete Zeit angefangen, und biß meine Adversarii anderer und neu erfundener Mittel sich bedienet, mich zu verjagen, continuiret. Ja obwohl dieses alles meinen Adversariis dergestalt in Leibe risse, daß der vornehmste, (ich hätte mich bald verschrieben, und gesetzt, der gröbste) drunter sich nicht enhalten konte, sein heiliges Amt empfindlich zu prostituiren, und zwar keinen libellum famosum, aber doch eine sehr plumpe und abgeschmackte Schmähe-Schrifft, wieder mich zu publiciren, und zu versuchen, ob er nicht zum wenigsten auff diese Weise mir die Auditores abspänstig machen könte; dennoch auch diese invention keine andre Würckung hatte, als daß der Autor damit seinen mehr als hündischen Neid für jedermanns Augen legte, und von denen die sich ohne dem bißher an seinen immer mehr und mehr zunehmenden Grobianismo geär gert hatten, nur ausgelacht wurde; dergestalt, daß ich damahls in der ersten Hitze nicht schlim in Willens hatte, an statt der Beantwortung daß alte bekannte Gedichte von Grobiano wieder aufflegen, und dieses Scartecgen als ein specimen beydrücken zu lassen, und (weil er sich auff den Titel desselben einen Unbekannten genennet hatte) dem Bekannten Unbekannten in einer kurtzen an statt einer Vorrede praemittirten allocution zur Danckbarkeit zu dediciren. Nachdem ich aber die Sache reifflicher überleget, ließ ich es unterwegens, und that hernach diesen Werckgen, zur Bezeugung, daß ich es für incapabel hielte, mir und meiner Lehr-Art bey vernünfftigen Leuten den geringsten Schaden zu thun, die Ehre an, daß ich es ohne satyrische Manier, meinen kleinen deutschen Schrifften beydrucken liesse, und nur mit zwey Worten dabey erinnerte, daß Herr D. A. P. Autor davon gewesen. Dieses letzte <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0168" n="162"/> auch hiernechst aus meinen hernach zusammen gedruckten kleinen teutschen Schrifften zu lesen seyn, daß ich mitten in diesen troublen an 10. Junii des 89. Jahrs ein teutsch programma publiciret, in welchen ich denen studierenden einen Vorschlag thate, wie ich einen jungen Menschen, der sich ernstlich fürgesetzt, GOtt und der Welt dermahleins in vita civili rechtschaffen zn dienen, und als ein honnet und galant homme zu leben, binnen dreyer Jahre Frist in der Philosophie und singulis jurisprudentiae partibus zu informiren gesonnen wäre, und damit nach Michaelis desselbigen Jahres den Anfang machen wolte, und daß mir, unerachtet der von der Theologischen Facultät und dem Ministerio indessen entstandenen und nachhero biß auf Michaelis continuirten Verfolgung, dennoch nicht alleine selbiges a Consistorio supremo nicht ver boten worden zu halten, sondern auch daß ich cum applausu dasselbige umb gemeldete Zeit angefangen, und biß meine Adversarii anderer und neu erfundener Mittel sich bedienet, mich zu verjagen, continuiret. Ja obwohl dieses alles meinen Adversariis dergestalt in Leibe risse, daß der vornehmste, (ich hätte mich bald verschrieben, und gesetzt, der gröbste) drunter sich nicht enhalten konte, sein heiliges Amt empfindlich zu prostituiren, und zwar keinen libellum famosum, aber doch eine sehr plumpe und abgeschmackte Schmähe-Schrifft, wieder mich zu publiciren, und zu versuchen, ob er nicht zum wenigsten auff diese Weise mir die Auditores abspänstig machen könte; dennoch auch diese invention keine andre Würckung hatte, als daß der Autor damit seinen mehr als hündischen Neid für jedermanns Augen legte, und von denen die sich ohne dem bißher an seinen immer mehr und mehr zunehmenden Grobianismo geär gert hatten, nur ausgelacht wurde; dergestalt, daß ich damahls in der ersten Hitze nicht schlim in Willens hatte, an statt der Beantwortung daß alte bekannte Gedichte von Grobiano wieder aufflegen, und dieses Scartecgen als ein specimen beydrücken zu lassen, und (weil er sich auff den Titel desselben einen Unbekannten genennet hatte) dem Bekannten Unbekannten in einer kurtzen an statt einer Vorrede praemittirten allocution zur Danckbarkeit zu dediciren. Nachdem ich aber die Sache reifflicher überleget, ließ ich es unterwegens, und that hernach diesen Werckgen, zur Bezeugung, daß ich es für incapabel hielte, mir und meiner Lehr-Art bey vernünfftigen Leuten den geringsten Schaden zu thun, die Ehre an, daß ich es ohne satyrische Manier, meinen kleinen deutschen Schrifften beydrucken liesse, und nur mit zwey Worten dabey erinnerte, daß Herr D. A. P. Autor davon gewesen. Dieses letzte </p> </div> </body> </text> </TEI> [162/0168]
auch hiernechst aus meinen hernach zusammen gedruckten kleinen teutschen Schrifften zu lesen seyn, daß ich mitten in diesen troublen an 10. Junii des 89. Jahrs ein teutsch programma publiciret, in welchen ich denen studierenden einen Vorschlag thate, wie ich einen jungen Menschen, der sich ernstlich fürgesetzt, GOtt und der Welt dermahleins in vita civili rechtschaffen zn dienen, und als ein honnet und galant homme zu leben, binnen dreyer Jahre Frist in der Philosophie und singulis jurisprudentiae partibus zu informiren gesonnen wäre, und damit nach Michaelis desselbigen Jahres den Anfang machen wolte, und daß mir, unerachtet der von der Theologischen Facultät und dem Ministerio indessen entstandenen und nachhero biß auf Michaelis continuirten Verfolgung, dennoch nicht alleine selbiges a Consistorio supremo nicht ver boten worden zu halten, sondern auch daß ich cum applausu dasselbige umb gemeldete Zeit angefangen, und biß meine Adversarii anderer und neu erfundener Mittel sich bedienet, mich zu verjagen, continuiret. Ja obwohl dieses alles meinen Adversariis dergestalt in Leibe risse, daß der vornehmste, (ich hätte mich bald verschrieben, und gesetzt, der gröbste) drunter sich nicht enhalten konte, sein heiliges Amt empfindlich zu prostituiren, und zwar keinen libellum famosum, aber doch eine sehr plumpe und abgeschmackte Schmähe-Schrifft, wieder mich zu publiciren, und zu versuchen, ob er nicht zum wenigsten auff diese Weise mir die Auditores abspänstig machen könte; dennoch auch diese invention keine andre Würckung hatte, als daß der Autor damit seinen mehr als hündischen Neid für jedermanns Augen legte, und von denen die sich ohne dem bißher an seinen immer mehr und mehr zunehmenden Grobianismo geär gert hatten, nur ausgelacht wurde; dergestalt, daß ich damahls in der ersten Hitze nicht schlim in Willens hatte, an statt der Beantwortung daß alte bekannte Gedichte von Grobiano wieder aufflegen, und dieses Scartecgen als ein specimen beydrücken zu lassen, und (weil er sich auff den Titel desselben einen Unbekannten genennet hatte) dem Bekannten Unbekannten in einer kurtzen an statt einer Vorrede praemittirten allocution zur Danckbarkeit zu dediciren. Nachdem ich aber die Sache reifflicher überleget, ließ ich es unterwegens, und that hernach diesen Werckgen, zur Bezeugung, daß ich es für incapabel hielte, mir und meiner Lehr-Art bey vernünfftigen Leuten den geringsten Schaden zu thun, die Ehre an, daß ich es ohne satyrische Manier, meinen kleinen deutschen Schrifften beydrucken liesse, und nur mit zwey Worten dabey erinnerte, daß Herr D. A. P. Autor davon gewesen. Dieses letzte
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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724/168>, abgerufen am 16.02.2025. |