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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724.

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Johannes Hahn, der Schlieperin recht gegen über wohnender Nachbar, ward mit dem Zeugen-Eyd würcklich belegt und deponirt, daß Catharina Schlieperin und ihre 3. Schwestern für Hexen-Volck gehalten würden, warum / wisse er nicht. Ubrigens habe er ohngefehr um die letzte Fastnachtszeit des Nachts um 10. Uhr ein Licht in der Schlieperin Stube gesehen, welches ungewöhnlicher Massen offt und geschwind darin etwa eine Viertel Stunde lang herumgewemlet, er habe es für ein Gespenste gehalten, weil nicht gewöhnlich, daß man mit einem Licht so geschwind herumfahre.

Balthasar Warnecken, 30. Jahr alt, deponiret an Eydes statt, er habe kürtzlich vor der letzten Fast-Nacht in der Schlieperin Stube einsmahlen des Nachts um 8. Uhr gesehen ein grosses Licht, so hin und wieder bald in diesen bald in jenen Winckel, bald auf die Balcken, bald auf die Erde geflogen, bald aus, bald wieder angangen; und sey dieses nach der Hand fast alle Abend ieweilen bald, ieweilen spät in der Nacht vorgangen, jeweilen habe es lang, jeweilen kurtz gewähret. Die Frau, welche das an der Schlieperin Hauß gleich stehende Hauß von der Schlieperin zur Miethe besitzet, habe auf sein Befragen gesagt, daß niemand ihres Wissens damahlen bey der Schlieperin gewesen, und pflege dieselbe das Licht an die Brade-Kacheln zu hängen, welches gantz dunckel brenne.

Catharina Fischerin der Schlieperin Inquilina deponirt, die Schlieperin habe, wann sie bey deroselben gewesen, ihr Licht an der Bradtpfannen hangen gehabt, und brenne solches dunckel. Sie habe anderthalb Jahr in der Schlieperin Hauß, worin die Badstuben ist, gewohnt, und hätte die Schlieperin in dieser Zeit ihr Slaff-Bette continuirlich in der Stube gehabt, auch darinn geschlaffen.

Julius Hartmann Förster deponirt an Eydes statt, er sey mit dem Jäger Hanß Jacob Müller, und des Amts-Voigts Klein-Knecht Hansen Wolff vor ohngefehr 5. Wochen des Abends vor der Schlieperin Hauß, und etwa 4. Schritt vor dero Stuben-Fenster gangen, und habe gesehen, daß mitten in der Stuben seines Bedünckes auf der Erden ein dunckel Licht gestanden, welches aber auf einmahl an einen andern Ort an die Seiten und zwar wiederum dem Ansehen nach auf die Erde kommen seye; wiewohlen nun daselbst das End und die Ecksäule der Stuben, auch an derselben das eine Fenster sey, so habe es doch geschienen, als wenn noch ein Fach zwischen der Ecksäulen und dem Fenster sey, und habe sich ein Schatten, in Gestalt eines grossen Mannes zwischen der Ecksäule und dem anscheinenden Fach, (welches jedoch würcklich hieselbst sich nicht befindet) herfürgethan, sich gleichsam zu jemand geneiget, und den Arm dahinwerts gebogen, bald darauf sey es aufgestanden, und so groß gewesen, daß das eine an der Ecksäulen stehende Fenster gantz beschattet worden, jedoch daß man noch dadurch eine Helligkeit in der Stuben sehen können, hierauf habe es geschienen, als ob zwey einander bey den Armen gefasset,

Johannes Hahn, der Schlieperin recht gegen über wohnender Nachbar, ward mit dem Zeugen-Eyd würcklich belegt und deponirt, daß Catharina Schlieperin und ihre 3. Schwestern für Hexen-Volck gehalten würden, warum / wisse er nicht. Ubrigens habe er ohngefehr um die letzte Fastnachtszeit des Nachts um 10. Uhr ein Licht in der Schlieperin Stube gesehen, welches ungewöhnlicher Massen offt und geschwind darin etwa eine Viertel Stunde lang herumgewemlet, er habe es für ein Gespenste gehalten, weil nicht gewöhnlich, daß man mit einem Licht so geschwind herumfahre.

Balthasar Warnecken, 30. Jahr alt, deponiret an Eydes statt, er habe kürtzlich vor der letzten Fast-Nacht in der Schlieperin Stube einsmahlen des Nachts um 8. Uhr gesehen ein grosses Licht, so hin und wieder bald in diesen bald in jenen Winckel, bald auf die Balcken, bald auf die Erde geflogen, bald aus, bald wieder angangen; und sey dieses nach der Hand fast alle Abend ieweilen bald, ieweilen spät in der Nacht vorgangen, jeweilen habe es lang, jeweilen kurtz gewähret. Die Frau, welche das an der Schlieperin Hauß gleich stehende Hauß von der Schlieperin zur Miethe besitzet, habe auf sein Befragen gesagt, daß niemand ihres Wissens damahlen bey der Schlieperin gewesen, und pflege dieselbe das Licht an die Brade-Kacheln zu hängen, welches gantz dunckel brenne.

Catharina Fischerin der Schlieperin Inquilina deponirt, die Schlieperin habe, wann sie bey deroselben gewesen, ihr Licht an der Bradtpfannen hangen gehabt, und brenne solches dunckel. Sie habe anderthalb Jahr in der Schlieperin Hauß, worin die Badstuben ist, gewohnt, und hätte die Schlieperin in dieser Zeit ihr Slaff-Bette continuirlich in der Stube gehabt, auch darinn geschlaffen.

Julius Hartmann Förster deponirt an Eydes statt, er sey mit dem Jäger Hanß Jacob Müller, und des Amts-Voigts Klein-Knecht Hansen Wolff vor ohngefehr 5. Wochen des Abends vor der Schlieperin Hauß, und etwa 4. Schritt vor dero Stuben-Fenster gangen, und habe gesehen, daß mitten in der Stuben seines Bedünckes auf der Erden ein dunckel Licht gestanden, welches aber auf einmahl an einen andern Ort an die Seiten und zwar wiederum dem Ansehen nach auf die Erde kommen seye; wiewohlen nun daselbst das End und die Ecksäule der Stuben, auch an derselben das eine Fenster sey, so habe es doch geschienen, als wenn noch ein Fach zwischen der Ecksäulen und dem Fenster sey, und habe sich ein Schatten, in Gestalt eines grossen Mannes zwischen der Ecksäule und dem anscheinenden Fach, (welches jedoch würcklich hieselbst sich nicht befindet) herfürgethan, sich gleichsam zu jemand geneiget, und den Arm dahinwerts gebogen, bald darauf sey es aufgestanden, und so groß gewesen, daß das eine an der Ecksäulen stehende Fenster gantz beschattet worden, jedoch daß man noch dadurch eine Helligkeit in der Stuben sehen können, hierauf habe es geschienen, als ob zwey einander bey den Armen gefasset,

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[306/0314] Johannes Hahn, der Schlieperin recht gegen über wohnender Nachbar, ward mit dem Zeugen-Eyd würcklich belegt und deponirt, daß Catharina Schlieperin und ihre 3. Schwestern für Hexen-Volck gehalten würden, warum / wisse er nicht. Ubrigens habe er ohngefehr um die letzte Fastnachtszeit des Nachts um 10. Uhr ein Licht in der Schlieperin Stube gesehen, welches ungewöhnlicher Massen offt und geschwind darin etwa eine Viertel Stunde lang herumgewemlet, er habe es für ein Gespenste gehalten, weil nicht gewöhnlich, daß man mit einem Licht so geschwind herumfahre. Balthasar Warnecken, 30. Jahr alt, deponiret an Eydes statt, er habe kürtzlich vor der letzten Fast-Nacht in der Schlieperin Stube einsmahlen des Nachts um 8. Uhr gesehen ein grosses Licht, so hin und wieder bald in diesen bald in jenen Winckel, bald auf die Balcken, bald auf die Erde geflogen, bald aus, bald wieder angangen; und sey dieses nach der Hand fast alle Abend ieweilen bald, ieweilen spät in der Nacht vorgangen, jeweilen habe es lang, jeweilen kurtz gewähret. Die Frau, welche das an der Schlieperin Hauß gleich stehende Hauß von der Schlieperin zur Miethe besitzet, habe auf sein Befragen gesagt, daß niemand ihres Wissens damahlen bey der Schlieperin gewesen, und pflege dieselbe das Licht an die Brade-Kacheln zu hängen, welches gantz dunckel brenne. Catharina Fischerin der Schlieperin Inquilina deponirt, die Schlieperin habe, wann sie bey deroselben gewesen, ihr Licht an der Bradtpfannen hangen gehabt, und brenne solches dunckel. Sie habe anderthalb Jahr in der Schlieperin Hauß, worin die Badstuben ist, gewohnt, und hätte die Schlieperin in dieser Zeit ihr Slaff-Bette continuirlich in der Stube gehabt, auch darinn geschlaffen. Julius Hartmann Förster deponirt an Eydes statt, er sey mit dem Jäger Hanß Jacob Müller, und des Amts-Voigts Klein-Knecht Hansen Wolff vor ohngefehr 5. Wochen des Abends vor der Schlieperin Hauß, und etwa 4. Schritt vor dero Stuben-Fenster gangen, und habe gesehen, daß mitten in der Stuben seines Bedünckes auf der Erden ein dunckel Licht gestanden, welches aber auf einmahl an einen andern Ort an die Seiten und zwar wiederum dem Ansehen nach auf die Erde kommen seye; wiewohlen nun daselbst das End und die Ecksäule der Stuben, auch an derselben das eine Fenster sey, so habe es doch geschienen, als wenn noch ein Fach zwischen der Ecksäulen und dem Fenster sey, und habe sich ein Schatten, in Gestalt eines grossen Mannes zwischen der Ecksäule und dem anscheinenden Fach, (welches jedoch würcklich hieselbst sich nicht befindet) herfürgethan, sich gleichsam zu jemand geneiget, und den Arm dahinwerts gebogen, bald darauf sey es aufgestanden, und so groß gewesen, daß das eine an der Ecksäulen stehende Fenster gantz beschattet worden, jedoch daß man noch dadurch eine Helligkeit in der Stuben sehen können, hierauf habe es geschienen, als ob zwey einander bey den Armen gefasset,

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/314>, abgerufen am 22.11.2024.