Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
18) Und wäre wohl eine Frage, da man ja so genau auf die an. 30 übergebene unveränderte A. C. gedrungen, warum man denn die Apologie mit darzugenommen, da doch die Apologie zu der Confession, als eine explication und Appendix gesetzt worden; man halte die Apologie gegen dieser, so wird mans finden, welches traun einem frommen Christen nicht unbillig zum Nachdencken Anlaß giebet. 19) Hernach weiset man mich nebenst den Schmalkaldischen Articulis und den Catechißmis Lutheri auf seine Streit- und Lehr-Schrifften, dabey ich nachfolgende absurda und Wiederwärtigkeiten finde; daß man einmahl bey Lutheri scriptis seinem eigenen Andeuten nach ad normam sacrae scripturae weiset, welches recht ist. Die Cathechismos aber, welche ein pars seiner scriptorum seyn, zugleich canonisiren, daß ich mich bey denselben dieser norma nicht zu gebrauchen: da doch Lutherus in praefatione einem jeden freystellet, dieses oder anders zu gebrauchen. Vors andere stickt auch dieses darinn, daß man mir die normam, wie gehöret, und judicium bey den scriptis Lutheri frey lasset, zugleich aber etliche, und nicht die besten dicta daraus herführet / und mir dero categoricam approbationem & subscriptionem anmuthen will, wodurch mir je, was mit einer Hand gegeben, mit der andern alsofort wiedergenommen wird. 20) Ob ich mich wohl sonften zur Augspurgischen Confession bekenne, so erklähre mich doch rund, daß ich mit dem 10. Articulo, daß nehmlich der Leib und das Blut Christi unter der Gestalt des Brodts und Weins im Abendmahl gegenwärtig sey, nicht einstimme, welches in der Apologia cap. 20. beyderley Gestalt erholet wird. Denn es weiß ein jeder, daß die transsubstantiatio darunter stecke, und die Catholischen dieselbe eben also tauffen: Ich finde zwar, daß die Collectores Concordiae oder unter ihren Nahmen man solches wieder die Landgräfliche Censur entschuldigen wollen, es ist aber nihil solidi darinnen, sondern vielmehr evidentiae rei zuwieder. Denn daß sich die Catholischen so wenig die Zeit, als hernacher der transsubstantiation begeben, kan niemand längnen: Nun aber sagt die Apologie, daß sie denselben Artickul nicht gefochten, wie hätten sie ihn denn nicht fechten wollen, wenn sie ihn nicht also verstanden hätten, und erscheinet solches noch vielmehr daraus, daß in der Griechen Canone stehet, Sacerdos orat, ut mutato pane ipsum Christi corpus fiat, was ist denn nun deutlicher auf die transsubstantiation gezielet? Ich finde zwar abermahl, daß mans wieder die Landgräfliche Censur entschuldigen wollen. Die Worte aber lauten anders und in contrarium, derowegen die Entschuldigung gar zu wenig ist, zu geschweigen, daß der textus Apologiae und nicht diese Glosse approbiren und beschweren heisset. Ich finde sonst, daß Chemnitius in seinem teutschen Bekäntniß, von der wahren Gegenwart des Leibes und Blutes Christi fol. 4. die Augspurgische Confession und den 10den Artickel daraus also aufsetzet: Von dem Abendmahl des HErrn wird also gelehret, daß mit Brodt und
18) Und wäre wohl eine Frage, da man ja so genau auf die an. 30 übergebene unveränderte A. C. gedrungen, warum man denn die Apologie mit darzugenom̃en, da doch die Apologie zu der Confession, als eine explication und Appendix gesetzt worden; man halte die Apologie gegen dieser, so wird mans finden, welches traun einem frommen Christen nicht unbillig zum Nachdencken Anlaß giebet. 19) Hernach weiset man mich nebenst den Schmalkaldischen Articulis und den Catechißmis Lutheri auf seine Streit- und Lehr-Schrifften, dabey ich nachfolgende absurda und Wiederwärtigkeiten finde; daß man einmahl bey Lutheri scriptis seinem eigenen Andeuten nach ad normam sacrae scripturae weiset, welches recht ist. Die Cathechismos aber, welche ein pars seiner scriptorum seyn, zugleich canonisiren, daß ich mich bey denselben dieser norma nicht zu gebrauchen: da doch Lutherus in praefatione einem jeden freystellet, dieses oder anders zu gebrauchen. Vors andere stickt auch dieses darinn, daß man mir die normam, wie gehöret, und judicium bey den scriptis Lutheri frey lasset, zugleich aber etliche, und nicht die besten dicta daraus herführet / und mir dero categoricam approbationem & subscriptionem anmuthen will, wodurch mir je, was mit einer Hand gegeben, mit der andern alsofort wiedergenommen wird. 20) Ob ich mich wohl sonften zur Augspurgischen Confession bekenne, so erklähre mich doch rund, daß ich mit dem 10. Articulo, daß nehmlich der Leib und das Blut Christi unter der Gestalt des Brodts und Weins im Abendmahl gegenwärtig sey, nicht einstimme, welches in der Apologia cap. 20. beyderley Gestalt erholet wird. Denn es weiß ein jeder, daß die transsubstantiatio darunter stecke, und die Catholischen dieselbe eben also tauffen: Ich finde zwar, daß die Collectores Concordiae oder unter ihren Nahmen man solches wieder die Landgräfliche Censur entschuldigen wollen, es ist aber nihil solidi darinnen, sondern vielmehr evidentiae rei zuwieder. Denn daß sich die Catholischen so wenig die Zeit, als hernacher der transsubstantiation begeben, kan niemand längnen: Nun aber sagt die Apologie, daß sie denselben Artickul nicht gefochten, wie hätten sie ihn denn nicht fechten wollen, wenn sie ihn nicht also verstanden hätten, und erscheinet solches noch vielmehr daraus, daß in der Griechen Canone stehet, Sacerdos orat, ut mutato pane ipsum Christi corpus fiat, was ist denn nun deutlicher auf die transsubstantiation gezielet? Ich finde zwar abermahl, daß mans wieder die Landgräfliche Censur entschuldigen wollen. Die Worte aber lauten anders und in contrarium, derowegen die Entschuldigung gar zu wenig ist, zu geschweigen, daß der textus Apologiae und nicht diese Glosse approbiren und beschweren heisset. Ich finde sonst, daß Chemnitius in seinem teutschen Bekäntniß, von der wahren Gegenwart des Leibes und Blutes Christi fol. 4. die Augspurgische Confession und den 10den Artickel daraus also aufsetzet: Von dem Abendmahl des HErrn wird also gelehret, daß mit Brodt und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0226" n="218"/>
        <l>18) Und wäre wohl eine Frage, da man ja so genau auf die an. 30 übergebene                      unveränderte A. C. gedrungen, warum man denn die Apologie mit darzugenom&#x0303;en, da doch die Apologie zu der Confession, als eine explication                      und Appendix gesetzt worden; man halte die Apologie gegen dieser, so wird mans                      finden, welches traun einem frommen Christen nicht unbillig zum Nachdencken                      Anlaß giebet.</l>
        <l>19) Hernach weiset man mich nebenst den Schmalkaldischen Articulis und den                      Catechißmis Lutheri auf seine Streit- und Lehr-Schrifften, dabey ich                      nachfolgende absurda und Wiederwärtigkeiten finde; daß man einmahl bey Lutheri                      scriptis seinem eigenen Andeuten nach ad normam sacrae scripturae weiset,                      welches recht ist. Die Cathechismos aber, welche ein pars seiner scriptorum                      seyn, zugleich canonisiren, daß ich mich bey denselben dieser norma nicht zu                      gebrauchen: da doch Lutherus in praefatione einem jeden freystellet, dieses oder                      anders zu gebrauchen. Vors andere stickt auch dieses darinn, daß man mir die                      normam, wie gehöret, und judicium bey den scriptis Lutheri frey lasset, zugleich                      aber etliche, und nicht die besten dicta daraus herführet / und mir dero                      categoricam approbationem &amp; subscriptionem anmuthen will, wodurch mir                      je, was mit einer Hand gegeben, mit der andern alsofort wiedergenommen wird.</l>
        <l>20) Ob ich mich wohl sonften zur Augspurgischen Confession bekenne, so erklähre                      mich doch rund, daß ich mit dem 10. Articulo, daß nehmlich der Leib und das Blut                      Christi unter der Gestalt des Brodts und Weins im Abendmahl gegenwärtig sey,                      nicht einstimme, welches in der Apologia cap. 20. beyderley Gestalt erholet                      wird. Denn es weiß ein jeder, daß die transsubstantiatio darunter stecke, und                      die Catholischen dieselbe eben also tauffen: Ich finde zwar, daß die Collectores                      Concordiae oder unter ihren Nahmen man solches wieder die Landgräfliche Censur                      entschuldigen wollen, es ist aber nihil solidi darinnen, sondern vielmehr                      evidentiae rei zuwieder. Denn daß sich die Catholischen so wenig die Zeit, als                      hernacher der transsubstantiation begeben, kan niemand längnen: Nun aber sagt                      die Apologie, daß sie denselben Artickul nicht gefochten, wie hätten sie ihn                      denn nicht fechten wollen, wenn sie ihn nicht also verstanden hätten, und                      erscheinet solches noch vielmehr daraus, daß in der Griechen Canone stehet,                      Sacerdos orat, ut mutato pane ipsum Christi corpus fiat, was ist denn nun                      deutlicher auf die transsubstantiation gezielet? Ich finde zwar abermahl, daß                      mans wieder die Landgräfliche Censur entschuldigen wollen. Die Worte aber lauten                      anders und in contrarium, derowegen die Entschuldigung gar zu wenig ist, zu                      geschweigen, daß der textus Apologiae und nicht diese Glosse approbiren und                      beschweren heisset. Ich finde sonst, daß Chemnitius in seinem teutschen                      Bekäntniß, von der wahren Gegenwart des Leibes und Blutes Christi fol. 4. die                      Augspurgische Confession und den 10den Artickel daraus also aufsetzet: Von dem                      Abendmahl des HErrn wird also gelehret, daß mit Brodt und
</l>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0226] 18) Und wäre wohl eine Frage, da man ja so genau auf die an. 30 übergebene unveränderte A. C. gedrungen, warum man denn die Apologie mit darzugenom̃en, da doch die Apologie zu der Confession, als eine explication und Appendix gesetzt worden; man halte die Apologie gegen dieser, so wird mans finden, welches traun einem frommen Christen nicht unbillig zum Nachdencken Anlaß giebet. 19) Hernach weiset man mich nebenst den Schmalkaldischen Articulis und den Catechißmis Lutheri auf seine Streit- und Lehr-Schrifften, dabey ich nachfolgende absurda und Wiederwärtigkeiten finde; daß man einmahl bey Lutheri scriptis seinem eigenen Andeuten nach ad normam sacrae scripturae weiset, welches recht ist. Die Cathechismos aber, welche ein pars seiner scriptorum seyn, zugleich canonisiren, daß ich mich bey denselben dieser norma nicht zu gebrauchen: da doch Lutherus in praefatione einem jeden freystellet, dieses oder anders zu gebrauchen. Vors andere stickt auch dieses darinn, daß man mir die normam, wie gehöret, und judicium bey den scriptis Lutheri frey lasset, zugleich aber etliche, und nicht die besten dicta daraus herführet / und mir dero categoricam approbationem & subscriptionem anmuthen will, wodurch mir je, was mit einer Hand gegeben, mit der andern alsofort wiedergenommen wird. 20) Ob ich mich wohl sonften zur Augspurgischen Confession bekenne, so erklähre mich doch rund, daß ich mit dem 10. Articulo, daß nehmlich der Leib und das Blut Christi unter der Gestalt des Brodts und Weins im Abendmahl gegenwärtig sey, nicht einstimme, welches in der Apologia cap. 20. beyderley Gestalt erholet wird. Denn es weiß ein jeder, daß die transsubstantiatio darunter stecke, und die Catholischen dieselbe eben also tauffen: Ich finde zwar, daß die Collectores Concordiae oder unter ihren Nahmen man solches wieder die Landgräfliche Censur entschuldigen wollen, es ist aber nihil solidi darinnen, sondern vielmehr evidentiae rei zuwieder. Denn daß sich die Catholischen so wenig die Zeit, als hernacher der transsubstantiation begeben, kan niemand längnen: Nun aber sagt die Apologie, daß sie denselben Artickul nicht gefochten, wie hätten sie ihn denn nicht fechten wollen, wenn sie ihn nicht also verstanden hätten, und erscheinet solches noch vielmehr daraus, daß in der Griechen Canone stehet, Sacerdos orat, ut mutato pane ipsum Christi corpus fiat, was ist denn nun deutlicher auf die transsubstantiation gezielet? Ich finde zwar abermahl, daß mans wieder die Landgräfliche Censur entschuldigen wollen. Die Worte aber lauten anders und in contrarium, derowegen die Entschuldigung gar zu wenig ist, zu geschweigen, daß der textus Apologiae und nicht diese Glosse approbiren und beschweren heisset. Ich finde sonst, daß Chemnitius in seinem teutschen Bekäntniß, von der wahren Gegenwart des Leibes und Blutes Christi fol. 4. die Augspurgische Confession und den 10den Artickel daraus also aufsetzet: Von dem Abendmahl des HErrn wird also gelehret, daß mit Brodt und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/226
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/226>, abgerufen am 23.11.2024.