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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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[Spaltenumbruch] Man lacht mein offt, daß man möchte hossen Wo ich hab mit den Leuten zschaffen.
Der Heuchler
O ich bin gar geleich eim Affen, Alls was ich sich, das treib ich auch Gar kurtzweilig ist all mein Brauch Ich mag nicht seyn einander Hutz
Der Jüngling
Ich merck, du bist fast meines Bluts, Und gleichst mir fast in allen Sachen Ich will gleich Freundschafft mit dir machen Du must zu Nacht heut mit mir essen
Der Heuchler beut ihm die Hand und spricht:
Mein Freund, das will ich nit vergessen, Dir dienen, wo ich mag und kan Du findst an mir ein rechten Mann Der, dir kein Raiß zu dien, abschlägt
Der Jüngling
Mein Freund geh, heiß Fohren und Hecht, Bereiten in meim Hauß auffs best Auff dich und andre ehrlich Gäst, Unser Freundschafft zu eim Anfang
Der Heuchler geht ab und spricht:
Das ist ein freudenreicher Gang.
Der alte wahr Freund beut dem Jüngling die Hand und spricht:
Mein guter Freund GOtt grüß dich heint Dein Gestallt gar freudenreich erscheint.
Der Jüngling
O Amice freu dich mit mir Groß Freud hab ich zu sagen dir Denn ich hab gar in kurtzen Stunden, Ein rechten wahren Freund gefunden, Den ich mir gar hab auserwehlt, All mein Heimlichkeit ihm erzehlt, Thun und Lassen Schimpf und Schertzens [Spaltenumbruch] So ist er gantz meins Gmüths und Hertzens, Alls, was ich will, das will er auch Er ist mir nit ernstlich und rauch, Dabey kenn ich sein wahre Treu.
Amice der wahre Freund
Des deinen Freunden ich mich freu, Ein Freund ist lieblich allezeit. Des Salamon uns Uhrkund geit. Ey lieber hast ihn schon bewert?
Der Jüngling
Er thut alles, was mein Hertz begehrt
Amice der alt wahr Freund
Das ist nit genug zu aller zeit, Allein in Wiederwertigkeit, So wird ein wahrer Freund erkennt; Wie Mamertes das klar benennt, Deßhalb hab selber acht dabey Daß nicht etwan ein Heuchler sey, Der sich in wahrer Freundschafft dein So tückisch zu dir schleichet ein, Mit schönen, hellen, glatten Worten, Mit Augendienst an allen Orten, Mit viel verheissen gantz unterthänig Des Red ist wie vergifftes Honig, Er gönt und thut dir gar kein guts Allein sucht er sein eigen Nutz, Wie er füll seinen Bauch und Säckel Sein Schmeichelwort sind nur ein Deckel Verborgner Schalckheit damit erlangt Dich hinterschleicht faht und betrangt
Der Jüngling
O Freund der Ding fürcht ich gar keins Wir sind von Hertzen so gar eins Ich wolt, daß du ihn höhrst und sechst Aber dich selbst mit ihm besprechst, Du wirst vernehmen kurtzer Zeit, Sein freundliche Holdseligkeit,
[Spaltenumbruch] Man lacht mein offt, daß man möchte hossen Wo ich hab mit den Leuten zschaffen.
Der Heuchler
O ich bin gar geleich eim Affen, Alls was ich sich, das treib ich auch Gar kurtzweilig ist all mein Brauch Ich mag nicht seyn einander Hutz
Der Jüngling
Ich merck, du bist fast meines Bluts, Und gleichst mir fast in allen Sachen Ich will gleich Freundschafft mit dir machen Du must zu Nacht heut mit mir essen
Der Heuchler beut ihm die Hand und spricht:
Mein Freund, das will ich nit vergessen, Dir dienen, wo ich mag und kan Du findst an mir ein rechten Mann Der, dir kein Raiß zu dien, abschlägt
Der Jüngling
Mein Freund geh, heiß Fohren und Hecht, Bereiten in meim Hauß auffs best Auff dich und andre ehrlich Gäst, Unser Freundschafft zu eim Anfang
Der Heuchler geht ab und spricht:
Das ist ein freudenreicher Gang.
Der alte wahr Freund beut dem Jüngling die Hand und spricht:
Mein guter Freund GOtt grüß dich heint Dein Gestallt gar freudenreich erscheint.
Der Jüngling
O Amice freu dich mit mir Groß Freud hab ich zu sagen dir Denn ich hab gar in kurtzen Stunden, Ein rechten wahren Freund gefunden, Den ich mir gar hab auserwehlt, All mein Heimlichkeit ihm erzehlt, Thun und Lassen Schimpf und Schertzens [Spaltenumbruch] So ist er gantz meins Gmüths und Hertzens, Alls, was ich will, das will er auch Er ist mir nit ernstlich und rauch, Dabey kenn ich sein wahre Treu.
Amice der wahre Freund
Des deinen Freunden ich mich freu, Ein Freund ist lieblich allezeit. Des Salamon uns Uhrkund geit. Ey lieber hast ihn schon bewert?
Der Jüngling
Er thut alles, was mein Hertz begehrt
Amice der alt wahr Freund
Das ist nit genug zu aller zeit, Allein in Wiederwertigkeit, So wird ein wahrer Freund erkennt; Wie Mamertes das klar benennt, Deßhalb hab selber acht dabey Daß nicht etwan ein Heuchler sey, Der sich in wahrer Freundschafft dein So tückisch zu dir schleichet ein, Mit schönen, hellen, glatten Worten, Mit Augendienst an allen Orten, Mit viel verheissen gantz unterthänig Des Red ist wie vergifftes Honig, Er gönt und thut dir gar kein guts Allein sucht er sein eigen Nutz, Wie er füll seinen Bauch und Säckel Sein Schmeichelwort sind nur ein Deckel Verborgner Schalckheit damit erlangt Dich hinterschleicht faht und betrangt
Der Jüngling
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[352/0368] Man lacht mein offt, daß man möchte hossen Wo ich hab mit den Leuten zschaffen. Der Heuchler O ich bin gar geleich eim Affen, Alls was ich sich, das treib ich auch Gar kurtzweilig ist all mein Brauch Ich mag nicht seyn einander Hutz Der Jüngling Ich merck, du bist fast meines Bluts, Und gleichst mir fast in allen Sachen Ich will gleich Freundschafft mit dir machen Du must zu Nacht heut mit mir essen Der Heuchler beut ihm die Hand und spricht: Mein Freund, das will ich nit vergessen, Dir dienen, wo ich mag und kan Du findst an mir ein rechten Mann Der, dir kein Raiß zu dien, abschlägt Der Jüngling Mein Freund geh, heiß Fohren und Hecht, Bereiten in meim Hauß auffs best Auff dich und andre ehrlich Gäst, Unser Freundschafft zu eim Anfang Der Heuchler geht ab und spricht: Das ist ein freudenreicher Gang. Der alte wahr Freund beut dem Jüngling die Hand und spricht: Mein guter Freund GOtt grüß dich heint Dein Gestallt gar freudenreich erscheint. Der Jüngling O Amice freu dich mit mir Groß Freud hab ich zu sagen dir Denn ich hab gar in kurtzen Stunden, Ein rechten wahren Freund gefunden, Den ich mir gar hab auserwehlt, All mein Heimlichkeit ihm erzehlt, Thun und Lassen Schimpf und Schertzens So ist er gantz meins Gmüths und Hertzens, Alls, was ich will, das will er auch Er ist mir nit ernstlich und rauch, Dabey kenn ich sein wahre Treu. Amice der wahre Freund Des deinen Freunden ich mich freu, Ein Freund ist lieblich allezeit. Des Salamon uns Uhrkund geit. Ey lieber hast ihn schon bewert? Der Jüngling Er thut alles, was mein Hertz begehrt Amice der alt wahr Freund Das ist nit genug zu aller zeit, Allein in Wiederwertigkeit, So wird ein wahrer Freund erkennt; Wie Mamertes das klar benennt, Deßhalb hab selber acht dabey Daß nicht etwan ein Heuchler sey, Der sich in wahrer Freundschafft dein So tückisch zu dir schleichet ein, Mit schönen, hellen, glatten Worten, Mit Augendienst an allen Orten, Mit viel verheissen gantz unterthänig Des Red ist wie vergifftes Honig, Er gönt und thut dir gar kein guts Allein sucht er sein eigen Nutz, Wie er füll seinen Bauch und Säckel Sein Schmeichelwort sind nur ein Deckel Verborgner Schalckheit damit erlangt Dich hinterschleicht faht und betrangt Der Jüngling O Freund der Ding fürcht ich gar keins Wir sind von Hertzen so gar eins Ich wolt, daß du ihn höhrst und sechst Aber dich selbst mit ihm besprechst, Du wirst vernehmen kurtzer Zeit, Sein freundliche Holdseligkeit,

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-23T14:00:00Z)
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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/368>, abgerufen am 19.04.2024.