Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

uns unsere Gebrechen sagen, hingegen aber diejenige für Heuchler und Schmeichler, die unser thörichtes Thun loben; und hiervon finde ich abermahls bey Hanß Sachsen zwar zuweilen einfältige, aber überall für den Herrn Quaerenten recht nützliche Gedancken, wenn dieser in dem andern Theil seines andern Buchs p. 87. sq. ein von ihm den 10. Dech. 1540. verfertigtes Spiel mit dreyen Personen von dem Unterscheid zwischen einen wahren Freund und einen Heuchler drucken lassen.

[Spaltenumbruch]
Der Heuchler tritt ein mit seinen Fuchsschwäntzen, neiget sich und spricht:
Seyd all gegrüst ihr ehrbarn Herren Ich komm daher zu euch von ferren, Mein Fuchsschwantz bey euch zu verkauffen Damit ich neulich hab durchlauffen Viel Land Königreich und Fürstenthum, Wo ich an Herren Höff hinkum, Find ich der Krähmer vor so viel, Daß meine Wahr nit gelten will, Darum ob einer hinnen wär, Der mein Wahr zu kauffen begehr, Der sprech mich an, es ist ihm eben Ich will ihm gute Pfennwerd geben
Der Jüngling komt, neyget sich und spricht:
Einen guten Abend ihr ehrbarn Leut Ich bin von einem beschieden heut, Zu kommen auf den Abend her, Da ein sehr grosse Freundschafft wär, Versamlet ehrbar Mann und Frauen Da eins dem andern thut vertrauen, All Heimlichkeit aus seinem Hertzen In Wiederwärtigkeit und Schmertzen, Beständig treu in allen Sachen, Nun ich hie möchte Kundschafft machen, Daß mir ein solcher Freund würd geben Weil dem Menschen schwer ist zu leben In so viel Trübsal und Beschwerden Ohn einem treuen Freund auf Erden [Spaltenumbruch] Wie Antistenes sagt der weiß Einen solchen Freund such ich mit Fleiß: Und wo ich ihn hier überkähm Mit grosser Freud ich ihn annehm.
Der Heuchler tritt zu ihm und spricht
Darfstu eins Freunds, kom her zu mir Gut Freundschafft will ich leisten dir, Du bist ein feiner junger Mann, All dein Geberd steht dir wohl an Zu dir verseh ich mich alls guts Du hast die Ehr und ich den Nutz
Der Jüngling.
So du meiner Freundschafft thust begern Ist noth dich vorhin zu beweren Wie Plutarchus uns rahten thut Solt ich mein Leib, Ehr und mein Gut, In Glück und Unglück dir vertrauen Ist Noth mich wohl vor umzuschauen Was du führest in deinem Schild
Der Heuchler.
Wenn du mich gleich probiren wilt, Findstu mich eim freundlichen Knecht Auf alle Sättl bin ich gerecht, Sag, womit wilt du mich probiren,
Der Jüngling.
Da will ich mit dir conversiren, Ob du auch seyst meines Gemühts Hertzens, Willens, Seel und Geblüts Gleichheit der Gemüht macht Freundschafft gut

uns unsere Gebrechen sagen, hingegen aber diejenige für Heuchler und Schmeichler, die unser thörichtes Thun loben; und hiervon finde ich abermahls bey Hanß Sachsen zwar zuweilen einfältige, aber überall für den Herrn Quaerenten recht nützliche Gedancken, wenn dieser in dem andern Theil seines andern Buchs p. 87. sq. ein von ihm den 10. Dech. 1540. verfertigtes Spiel mit dreyen Personen von dem Unterscheid zwischen einen wahren Freund und einen Heuchler drucken lassen.

[Spaltenumbruch]
Der Heuchler tritt ein mit seinen Fuchsschwäntzen, neiget sich und spricht:
Seyd all gegrüst ihr ehrbarn Herren Ich komm daher zu euch von ferren, Mein Fuchsschwantz bey euch zu verkauffen Damit ich neulich hab durchlauffen Viel Land Königreich und Fürstenthum, Wo ich an Herren Höff hinkum, Find ich der Krähmer vor so viel, Daß meine Wahr nit gelten will, Darum ob einer hinnen wär, Der mein Wahr zu kauffen begehr, Der sprech mich an, es ist ihm eben Ich will ihm gute Pfennwerd geben
Der Jüngling komt, neyget sich und spricht:
Einen guten Abend ihr ehrbarn Leut Ich bin von einem beschieden heut, Zu kommen auf den Abend her, Da ein sehr grosse Freundschafft wär, Versamlet ehrbar Mann und Frauen Da eins dem andern thut vertrauen, All Heimlichkeit aus seinem Hertzen In Wiederwärtigkeit und Schmertzen, Beständig treu in allen Sachen, Nun ich hie möchte Kundschafft machen, Daß mir ein solcher Freund würd geben Weil dem Menschen schwer ist zu leben In so viel Trübsal und Beschwerden Ohn einem treuen Freund auf Erden [Spaltenumbruch] Wie Antistenes sagt der weiß Einen solchen Freund such ich mit Fleiß: Und wo ich ihn hier überkähm Mit grosser Freud ich ihn annehm.
Der Heuchler tritt zu ihm und spricht
Darfstu eins Freunds, kom her zu mir Gut Freundschafft will ich leisten dir, Du bist ein feiner junger Mann, All dein Geberd steht dir wohl an Zu dir verseh ich mich alls guts Du hast die Ehr und ich den Nutz
Der Jüngling.
So du meiner Freundschafft thust begern Ist noth dich vorhin zu beweren Wie Plutarchus uns rahten thut Solt ich mein Leib, Ehr und mein Gut, In Glück und Unglück dir vertrauen Ist Noth mich wohl vor umzuschauen Was du führest in deinem Schild
Der Heuchler.
Wenn du mich gleich probiren wilt, Findstu mich eim freundlichen Knecht Auf alle Sättl bin ich gerecht, Sag, womit wilt du mich probiren,
Der Jüngling.
Da will ich mit dir conversiren, Ob du auch seyst meines Gemühts Hertzens, Willens, Seel und Geblüts Gleichheit der Gemüht macht Freundschafft gut
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0366" n="350"/>
uns unsere Gebrechen sagen, hingegen aber diejenige                      für Heuchler und Schmeichler, die unser thörichtes Thun loben; und hiervon finde                      ich abermahls bey Hanß Sachsen zwar zuweilen einfältige, aber überall für den                      Herrn Quaerenten recht nützliche Gedancken, wenn dieser in dem andern Theil                      seines andern Buchs p. 87. sq. ein von ihm den 10. Dech. 1540. verfertigtes                      Spiel mit dreyen Personen von dem Unterscheid zwischen einen wahren Freund und                      einen Heuchler drucken lassen.</p>
        <cb n="1"/>
      </div>
      <div>
        <head>Der Heuchler tritt ein mit seinen Fuchsschwäntzen, neiget sich und spricht:</head><lb/>
        <l>Seyd all gegrüst ihr ehrbarn Herren Ich komm daher zu euch von ferren, Mein                      Fuchsschwantz bey euch zu verkauffen Damit ich neulich hab durchlauffen Viel                      Land Königreich und Fürstenthum, Wo ich an Herren Höff hinkum, Find ich der                      Krähmer vor so viel, Daß meine Wahr nit gelten will, Darum ob einer hinnen wär,                      Der mein Wahr zu kauffen begehr, Der sprech mich an, es ist ihm eben Ich will                      ihm gute Pfennwerd geben</l>
      </div>
      <div>
        <head>Der Jüngling komt, neyget sich und spricht:</head><lb/>
        <l>Einen guten Abend ihr ehrbarn Leut Ich bin von einem beschieden heut, Zu kommen                      auf den Abend her, Da ein sehr grosse Freundschafft wär, Versamlet ehrbar Mann                      und Frauen Da eins dem andern thut vertrauen, All Heimlichkeit aus seinem                      Hertzen In Wiederwärtigkeit und Schmertzen, Beständig treu in allen Sachen, Nun                      ich hie möchte Kundschafft machen, Daß mir ein solcher Freund würd geben Weil                      dem Menschen schwer ist zu leben In so viel Trübsal und Beschwerden Ohn einem                      treuen Freund auf Erden <cb n="2"/>
Wie Antistenes sagt der weiß Einen solchen                      Freund such ich mit Fleiß: Und wo ich ihn hier überkähm Mit grosser Freud ich                      ihn annehm.</l>
      </div>
      <div>
        <head>Der Heuchler tritt zu ihm und spricht</head><lb/>
        <l>Darfstu eins Freunds, kom her zu mir Gut Freundschafft will ich leisten dir, Du                      bist ein feiner junger Mann, All dein Geberd steht dir wohl an Zu dir verseh ich                      mich alls guts Du hast die Ehr und ich den Nutz</l>
      </div>
      <div>
        <head>Der Jüngling.</head><lb/>
        <l>So du meiner Freundschafft thust begern Ist noth dich vorhin zu beweren Wie                      Plutarchus uns rahten thut Solt ich mein Leib, Ehr und mein Gut, In Glück und                      Unglück dir vertrauen Ist Noth mich wohl vor umzuschauen Was du führest in                      deinem Schild</l>
      </div>
      <div>
        <head>Der Heuchler.</head><lb/>
        <l>Wenn du mich gleich probiren wilt, Findstu mich eim freundlichen Knecht Auf alle                      Sättl bin ich gerecht, Sag, womit wilt du mich probiren,</l>
      </div>
      <div>
        <head>Der Jüngling.</head><lb/>
        <l>Da will ich mit dir conversiren, Ob du auch seyst meines Gemühts Hertzens,                      Willens, Seel und Geblüts Gleichheit der Gemüht macht Freundschafft gut
</l>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[350/0366] uns unsere Gebrechen sagen, hingegen aber diejenige für Heuchler und Schmeichler, die unser thörichtes Thun loben; und hiervon finde ich abermahls bey Hanß Sachsen zwar zuweilen einfältige, aber überall für den Herrn Quaerenten recht nützliche Gedancken, wenn dieser in dem andern Theil seines andern Buchs p. 87. sq. ein von ihm den 10. Dech. 1540. verfertigtes Spiel mit dreyen Personen von dem Unterscheid zwischen einen wahren Freund und einen Heuchler drucken lassen. Der Heuchler tritt ein mit seinen Fuchsschwäntzen, neiget sich und spricht: Seyd all gegrüst ihr ehrbarn Herren Ich komm daher zu euch von ferren, Mein Fuchsschwantz bey euch zu verkauffen Damit ich neulich hab durchlauffen Viel Land Königreich und Fürstenthum, Wo ich an Herren Höff hinkum, Find ich der Krähmer vor so viel, Daß meine Wahr nit gelten will, Darum ob einer hinnen wär, Der mein Wahr zu kauffen begehr, Der sprech mich an, es ist ihm eben Ich will ihm gute Pfennwerd geben Der Jüngling komt, neyget sich und spricht: Einen guten Abend ihr ehrbarn Leut Ich bin von einem beschieden heut, Zu kommen auf den Abend her, Da ein sehr grosse Freundschafft wär, Versamlet ehrbar Mann und Frauen Da eins dem andern thut vertrauen, All Heimlichkeit aus seinem Hertzen In Wiederwärtigkeit und Schmertzen, Beständig treu in allen Sachen, Nun ich hie möchte Kundschafft machen, Daß mir ein solcher Freund würd geben Weil dem Menschen schwer ist zu leben In so viel Trübsal und Beschwerden Ohn einem treuen Freund auf Erden Wie Antistenes sagt der weiß Einen solchen Freund such ich mit Fleiß: Und wo ich ihn hier überkähm Mit grosser Freud ich ihn annehm. Der Heuchler tritt zu ihm und spricht Darfstu eins Freunds, kom her zu mir Gut Freundschafft will ich leisten dir, Du bist ein feiner junger Mann, All dein Geberd steht dir wohl an Zu dir verseh ich mich alls guts Du hast die Ehr und ich den Nutz Der Jüngling. So du meiner Freundschafft thust begern Ist noth dich vorhin zu beweren Wie Plutarchus uns rahten thut Solt ich mein Leib, Ehr und mein Gut, In Glück und Unglück dir vertrauen Ist Noth mich wohl vor umzuschauen Was du führest in deinem Schild Der Heuchler. Wenn du mich gleich probiren wilt, Findstu mich eim freundlichen Knecht Auf alle Sättl bin ich gerecht, Sag, womit wilt du mich probiren, Der Jüngling. Da will ich mit dir conversiren, Ob du auch seyst meines Gemühts Hertzens, Willens, Seel und Geblüts Gleichheit der Gemüht macht Freundschafft gut

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in TEI. (2012-11-23T14:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme der Wolfenbütteler Digitalen Bibliothek entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-23T14:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-23T14:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/366
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/366>, abgerufen am 18.04.2024.