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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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zu muthen und mich wie einen Atheisten, der ohne Religion lebet, abschildern? Da ich doch quatenus Christianus keinen Ketzer, Atheum & Spinosam verfochten, oder ihre Irthümer genehm gellten: im Gegentheil, die mir auffgedrungene Attributa, nicht etwa durch ein einiges Wörtlein: sondern viele Wörter, Explicationes, Confessiones & Protestationes abgelehnet und detestiret habe.

16. Und [fremdsprachliches Material]) nochmahl als unstreitig supponiret wird, daß der Herr Quaerent ein redlicher Christ, und [fremdsprachliches Material] Lutheranus sey.

Daß ich aber zum dritten: kein Atheist nach dem gemeinen Urtheil der Verläumdung: vielmehr ein redlicher Christ, der einen seeligmachenden Glauben bekennet: warhaftig sey; ist so wahr als wahr bleibet: zwomahl zwo sind vier, und zwomahl vier sind acht. Erwehnter Glaube ruhet auff zwo Pfeilern: Der erste: ist die heilige Schrifft, wie sie in dem Alten und Neuen Testament verfasset. Der andere: ist die unveränderte Augspurgische Confession. Diese dopple Eintheilung und zwofache Betrachtung meiner Religion, rühret aus der Qvelle: weil in meinem Gottesdienst eine duplicem Personam Moralem praesentire; Dann erstlich: bin ich ein Christ, und werde durch den Character, von Juden, Heyden und Türcken distinguiret; Zum andern: bin ich ein Membrum Ecclesiae Lutheranae, welches Beylag-Wort, von der Reformirten und Catholischen Kirchen mich absondert. Die Warheit dieser Christlichen Lutherischen Religion: in welcher ich GOtt diene von meinen Vor-Eltern her in reinen Gewissen; glaubet nicht allein mein Hertz, welches dem dreyeinigen und allwissenden Hertzenskündiger, gewiß wissend; sondern es bekennet auch mein Mund in den kirchlichen Vorfällen: wann sonderlich mein Confiteor in der Beicht ich spreche, und das hochwürdige Abendmahl nach der Einsetzung Christi und Auslegung Lutheri empfange. Wie ich nun suche, mich vor der Welt als einen Lutherischen Christen dem Glauben gemäß auffzuführen: so befleißige mich dabey, weil der Glaube ohne Wercke todt; die Warheit meines Glaubens, durch einen Christlichen Wandel zu bestärcken und das Gesetz und das Evangelium: nach meinen Kräfften, durch eine desinteressirte Liebe GOttes und meines Nächsten zu erfüllen. Denn die Liebe ist von GOtt, und wer lieb hat, der ist von GOtt gebohren und kennet GOtt. GOtt aber ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in GOtt, und GOtt in ihm; daß also eine verdammliche Calumnie es ist: bey so guten Religions-Sätzen, die in Theoria & praxi: in intellectu & corde: in fide & vita hege; mich dennoch alta voce, vor einen Atheisten auszutrompeten.

17. Zwey

Einen Vorwand zu dieser Atheisterey-Fabrique haben zwar die Meditationes Philosophicae nicht per se, sed per acoidens, daß dieser

zu muthen und mich wie einen Atheisten, der ohne Religion lebet, abschildern? Da ich doch quatenus Christianus keinen Ketzer, Atheum & Spinosam verfochten, oder ihre Irthümer genehm gellten: im Gegentheil, die mir auffgedrungene Attributa, nicht etwa durch ein einiges Wörtlein: sondern viele Wörter, Explicationes, Confessiones & Protestationes abgelehnet und detestiret habe.

16. Und [fremdsprachliches Material]) nochmahl als unstreitig supponiret wird, daß der Herr Quaerent ein redlicher Christ, und [fremdsprachliches Material] Lutheranus sey.

Daß ich aber zum dritten: kein Atheist nach dem gemeinen Urtheil der Verläumdung: vielmehr ein redlicher Christ, der einen seeligmachenden Glauben bekennet: warhaftig sey; ist so wahr als wahr bleibet: zwomahl zwo sind vier, und zwomahl vier sind acht. Erwehnter Glaube ruhet auff zwo Pfeilern: Der erste: ist die heilige Schrifft, wie sie in dem Alten und Neuen Testament verfasset. Der andere: ist die unveränderte Augspurgische Confession. Diese dopple Eintheilung und zwofache Betrachtung meiner Religion, rühret aus der Qvelle: weil in meinem Gottesdienst eine duplicem Personam Moralem praesentire; Dann erstlich: bin ich ein Christ, und werde durch den Character, von Juden, Heyden und Türcken distinguiret; Zum andern: bin ich ein Membrum Ecclesiae Lutheranae, welches Beylag-Wort, von der Reformirten und Catholischen Kirchen mich absondert. Die Warheit dieser Christlichen Lutherischen Religion: in welcher ich GOtt diene von meinen Vor-Eltern her in reinen Gewissen; glaubet nicht allein mein Hertz, welches dem dreyeinigen und allwissenden Hertzenskündiger, gewiß wissend; sondern es bekennet auch mein Mund in den kirchlichen Vorfällen: wann sonderlich mein Confiteor in der Beicht ich spreche, und das hochwürdige Abendmahl nach der Einsetzung Christi und Auslegung Lutheri empfange. Wie ich nun suche, mich vor der Welt als einen Lutherischen Christen dem Glauben gemäß auffzuführen: so befleißige mich dabey, weil der Glaube ohne Wercke todt; die Warheit meines Glaubens, durch einen Christlichen Wandel zu bestärcken und das Gesetz und das Evangelium: nach meinen Kräfften, durch eine desinteressirte Liebe GOttes und meines Nächsten zu erfüllen. Denn die Liebe ist von GOtt, und wer lieb hat, der ist von GOtt gebohren und kennet GOtt. GOtt aber ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in GOtt, und GOtt in ihm; daß also eine verdammliche Calumnie es ist: bey so guten Religions-Sätzen, die in Theoria & praxi: in intellectu & corde: in fide & vita hege; mich dennoch alta voce, vor einen Atheisten auszutrompeten.

17. Zwey

Einen Vorwand zu dieser Atheisterey-Fabrique haben zwar die Meditationes Philosophicae nicht per se, sed per acoidens, daß dieser

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[276/0292] zu muthen und mich wie einen Atheisten, der ohne Religion lebet, abschildern? Da ich doch quatenus Christianus keinen Ketzer, Atheum & Spinosam verfochten, oder ihre Irthümer genehm gellten: im Gegentheil, die mir auffgedrungene Attributa, nicht etwa durch ein einiges Wörtlein: sondern viele Wörter, Explicationes, Confessiones & Protestationes abgelehnet und detestiret habe. Daß ich aber zum dritten: kein Atheist nach dem gemeinen Urtheil der Verläumdung: vielmehr ein redlicher Christ, der einen seeligmachenden Glauben bekennet: warhaftig sey; ist so wahr als wahr bleibet: zwomahl zwo sind vier, und zwomahl vier sind acht. Erwehnter Glaube ruhet auff zwo Pfeilern: Der erste: ist die heilige Schrifft, wie sie in dem Alten und Neuen Testament verfasset. Der andere: ist die unveränderte Augspurgische Confession. Diese dopple Eintheilung und zwofache Betrachtung meiner Religion, rühret aus der Qvelle: weil in meinem Gottesdienst eine duplicem Personam Moralem praesentire; Dann erstlich: bin ich ein Christ, und werde durch den Character, von Juden, Heyden und Türcken distinguiret; Zum andern: bin ich ein Membrum Ecclesiae Lutheranae, welches Beylag-Wort, von der Reformirten und Catholischen Kirchen mich absondert. Die Warheit dieser Christlichen Lutherischen Religion: in welcher ich GOtt diene von meinen Vor-Eltern her in reinen Gewissen; glaubet nicht allein mein Hertz, welches dem dreyeinigen und allwissenden Hertzenskündiger, gewiß wissend; sondern es bekennet auch mein Mund in den kirchlichen Vorfällen: wann sonderlich mein Confiteor in der Beicht ich spreche, und das hochwürdige Abendmahl nach der Einsetzung Christi und Auslegung Lutheri empfange. Wie ich nun suche, mich vor der Welt als einen Lutherischen Christen dem Glauben gemäß auffzuführen: so befleißige mich dabey, weil der Glaube ohne Wercke todt; die Warheit meines Glaubens, durch einen Christlichen Wandel zu bestärcken und das Gesetz und das Evangelium: nach meinen Kräfften, durch eine desinteressirte Liebe GOttes und meines Nächsten zu erfüllen. Denn die Liebe ist von GOtt, und wer lieb hat, der ist von GOtt gebohren und kennet GOtt. GOtt aber ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in GOtt, und GOtt in ihm; daß also eine verdammliche Calumnie es ist: bey so guten Religions-Sätzen, die in Theoria & praxi: in intellectu & corde: in fide & vita hege; mich dennoch alta voce, vor einen Atheisten auszutrompeten. Einen Vorwand zu dieser Atheisterey-Fabrique haben zwar die Meditationes Philosophicae nicht per se, sed per acoidens, daß dieser

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/292>, abgerufen am 22.11.2024.