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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Das 3. Hauptstück von der
die Bildung der euserlichen Gestalt/ auch die
Bildung des Klangs/ des Geruchs/ u. s. w.

27. Was das Gefühle betrifft/ so leugne
ich nicht/ daß daßelbe durch alle Gliedmassen
des menschlichen Leibes zerstreuet sey/ und also
auch durch die cörperliche Bewegung derer
innerlichen Gliedmassen/ das Gehirne berühre.
Dannenhero wenn ich in vorigen §. der eu-
serlichen Cörper
gedacht habe/ so verstehe
nicht eben diejenigen/ die ausser dem gantzen
Menschen seyn/ sondern alle diejenigen/ die
außer dem Gehirne des Menschen seyn.

28. Und also begreiffe ich unter den Ge-
fühle
auch etliche ungemeine Arten der Em-
pfindligkeiten/ die von andern als ein abson-
derlicher Sinn betrachtet werden/ als den Hun-
ger/ Durst/ tactum venereum u. d. g.

29. Diese innerliche Rede aber empfinde
ich/ daß sie in meinen Gehirne vorgehe/ nicht
in dem Hertzen noch in einem andern Theile
des menschlichen Leibes. Denn ich fühle gar
eigen/ daß ich in dem obern Theile des Haupts
wo das Gehirne liegt/ gedencke/ wiewohl diese
Empfindligkeit viel subtiler ist/ als die andern/
die unmittelbar von Bewegung der euserlichen
Cörper herrühren/ und bestehet diese Empfind-

ligkeit

Das 3. Hauptſtuͤck von der
die Bildung der euſerlichen Geſtalt/ auch die
Bildung des Klangs/ des Geruchs/ u. ſ. w.

27. Was das Gefuͤhle betrifft/ ſo leugne
ich nicht/ daß daßelbe durch alle Gliedmaſſen
des menſchlichen Leibes zerſtreuet ſey/ und alſo
auch durch die coͤrperliche Bewegung derer
innerlichen Gliedmaſſen/ das Gehirne beruͤhre.
Dannenhero wenn ich in vorigen §. der eu-
ſerlichen Coͤrper
gedacht habe/ ſo verſtehe
nicht eben diejenigen/ die auſſer dem gantzen
Menſchen ſeyn/ ſondern alle diejenigen/ die
außer dem Gehirne des Menſchen ſeyn.

28. Und alſo begreiffe ich unter den Ge-
fuͤhle
auch etliche ungemeine Arten der Em-
pfindligkeiten/ die von andern als ein abſon-
derlicher Sinn betrachtet werden/ als den Hun-
ger/ Durſt/ tactum venereum u. d. g.

29. Dieſe innerliche Rede aber empfinde
ich/ daß ſie in meinen Gehirne vorgehe/ nicht
in dem Hertzen noch in einem andern Theile
des menſchlichen Leibes. Denn ich fuͤhle gar
eigen/ daß ich in dem obern Theile des Haupts
wo das Gehirne liegt/ gedencke/ wiewohl dieſe
Empfindligkeit viel ſubtiler iſt/ als die andern/
die unmittelbar von Bewegung der euſerlichen
Coͤrper herruͤhren/ und beſtehet dieſe Empfind-

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[104/0122] Das 3. Hauptſtuͤck von der die Bildung der euſerlichen Geſtalt/ auch die Bildung des Klangs/ des Geruchs/ u. ſ. w. 27. Was das Gefuͤhle betrifft/ ſo leugne ich nicht/ daß daßelbe durch alle Gliedmaſſen des menſchlichen Leibes zerſtreuet ſey/ und alſo auch durch die coͤrperliche Bewegung derer innerlichen Gliedmaſſen/ das Gehirne beruͤhre. Dannenhero wenn ich in vorigen §. der eu- ſerlichen Coͤrper gedacht habe/ ſo verſtehe nicht eben diejenigen/ die auſſer dem gantzen Menſchen ſeyn/ ſondern alle diejenigen/ die außer dem Gehirne des Menſchen ſeyn. 28. Und alſo begreiffe ich unter den Ge- fuͤhle auch etliche ungemeine Arten der Em- pfindligkeiten/ die von andern als ein abſon- derlicher Sinn betrachtet werden/ als den Hun- ger/ Durſt/ tactum venereum u. d. g. 29. Dieſe innerliche Rede aber empfinde ich/ daß ſie in meinen Gehirne vorgehe/ nicht in dem Hertzen noch in einem andern Theile des menſchlichen Leibes. Denn ich fuͤhle gar eigen/ daß ich in dem obern Theile des Haupts wo das Gehirne liegt/ gedencke/ wiewohl dieſe Empfindligkeit viel ſubtiler iſt/ als die andern/ die unmittelbar von Bewegung der euſerlichen Coͤrper herruͤhren/ und beſtehet dieſe Empfind- ligkeit

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/122>, abgerufen am 21.11.2024.