Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.das Gute und Böse zu erkennen überh. 100. Man sagt/ das nützliche Gut ver- 101. Ferner spricht man/ das ehrbare Gut 103. So ist auch darinnen eine ziemliche Un- Ver- C 3
das Gute und Boͤſe zu erkennen uͤberh. 100. Man ſagt/ das nuͤtzliche Gut ver- 101. Ferner ſpricht man/ das ehrbare Gut 103. So iſt auch darinnen eine ziemliche Un- Ver- C 3
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das Gute und Boͤſe zu erkennen uͤberh.
100. Man ſagt/ das nuͤtzliche Gut ver-
lange man wegen eines andern/ das beluſti-
gende aber und das ehrbare wegen ſein ſelbſt.
Alleine ſo ferne alles Gute eine beſtaͤndige
Dauerung intendiret/ muß es nothwendig we-
gen eines andern verlanget werden; ſo ferne
aber durch das andere etwas von dem vorigen
gantz unterſchiedenes verſtanden wird/ und daß
das vorige nichts unmittelbaꝛ zuꝛ Dauerung con-
tribuire/ z. e. Geld/ ſo begreiffet man nur unter
dem Rahmen/ des nutzlichſten Gutes die ge-
ringſte Art/ nehmlich die Mittel zum Guten/
gleich als ob/ zum Exempel das Leben/ die Sinn-
ligkeiten und dererſelben maͤßige Beluſti-
gungen u. ſ. w. die man wegen ihrer ſelbſt verlan-
get/ nicht auch nuͤtzlich waͤren.
101. Ferner ſpricht man/ das ehrbare Gut
verlange die geſunde Vernunfft/ das beluſti-
gende aber ein uns mit denen Thieren gemei-
ner appetit. Aber wir haben ſchon oben geſagt/
daß die Thiere das Boͤſe und Gute nicht erken-
nen (denn ſie gedencken nicht) wie wolten ſie denn
das Gute verlangen koͤnnen/ weil nach dem ge-
meinen Sprichwort ich nichts verlange/ was
ich nicht weiß.
103. So iſt auch darinnen eine ziemliche Un-
foͤrmligkeit/ daß man dieſen appetit, der nach
beluſtigenden Dingen trachten ſol/ der geſun-
den Vernunfft entgegen ſetzet/ gleich als ob ei-
ne gemaͤßigte Freude und Luſt der geſunden
Ver-
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