Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Das 5. Hauptst. von der allgemeinen bey etlichen anzutreffen ist. Zwar dieselbe istsehr unterschiedlich und von vielerley Art. Eine andere Gleichheit ist die Gleichheit des Alters des Geschlechts/ des Standes/ des Vermö- gens/ der Profossion, der Landes-Art/ der Ge- müths-Neigungen/ des Verstandes u. s. w. doch ist keine unter allen so sehr und wohl in der Natur gegründet/ als die Gleichheit derer/ die nach der wahren Weißheit und Tugond/ oder nach der grösten Glückseligkeit trach- ten/ oder die dieselbe schon würcklich besitzen/ weil GOtt den Menschen zu diesen Ende gemacht hat/ und also sein warhafftiges Wesen und Na- tur darinnen bestehet. 7. Wären alle Menschen in diesem letzten 8. Jn
Das 5. Hauptſt. von der allgemeinen bey etlichen anzutreffen iſt. Zwar dieſelbe iſtſehr unterſchiedlich und von vielerley Art. Eine andere Gleichheit iſt die Gleichheit des Alters des Geſchlechts/ des Standes/ des Vermoͤ- gens/ der Profoſſion, der Landes-Art/ der Ge- muͤths-Neigungen/ des Verſtandes u. ſ. w. doch iſt keine unter allen ſo ſehr und wohl in der Natur gegruͤndet/ als die Gleichheit derer/ die nach der wahren Weißheit und Tugond/ oder nach der groͤſten Gluͤckſeligkeit trach- ten/ oder die dieſelbe ſchon wuͤrcklich beſitzen/ weil GOtt den Menſchen zu dieſen Ende gemacht hat/ und alſo ſein warhafftiges Weſen und Na- tur darinnen beſtehet. 7. Waͤren alle Menſchen in dieſem letzten 8. Jn
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Das 5. Hauptſt. von der allgemeinen
bey etlichen anzutreffen iſt. Zwar dieſelbe iſt
ſehr unterſchiedlich und von vielerley Art. Eine
andere Gleichheit iſt die Gleichheit des Alters
des Geſchlechts/ des Standes/ des Vermoͤ-
gens/ der Profoſſion, der Landes-Art/ der Ge-
muͤths-Neigungen/ des Verſtandes u. ſ. w.
doch iſt keine unter allen ſo ſehr und wohl in der
Natur gegruͤndet/ als die Gleichheit derer/
die nach der wahren Weißheit und Tugond/
oder nach der groͤſten Gluͤckſeligkeit trach-
ten/ oder die dieſelbe ſchon wuͤrcklich beſitzen/
weil GOtt den Menſchen zu dieſen Ende gemacht
hat/ und alſo ſein warhafftiges Weſen und Na-
tur darinnen beſtehet.
7. Waͤren alle Menſchen in dieſem letzten
Stuͤck einander gleich/ wie ſie billig ſeyn ſolten/
ſo waͤre kein Unterſcheid zwiſchen der vernuͤnffti-
gen allgemeinen und abſonderlichen Liebe/ ſon-
dern die gantze Welt/ waͤre ein Hertz und eine
Seele zuſammen/ und beſaͤſſen alſo insgeſambt
die wahre Gluͤckſeligkeit. Nachdem aber leider
offenbahr/ daß in dieſem Stuͤck die Menſchen
ungleich/ und die meiſten einer naͤrriſchen Weiß
heit ergeben ſind/ und ihr Gemuͤthe in Unruhe ſe-
tzen/ die wenigſten aber eine rechtſchaffene Be-
gierde zur wahren Gluͤckſeligkeit haben; als hat
nothwendig ein Unterſchied unter der Verei-
nigung der Gemuͤther bey der allgemeinen und
abſonderlichen Liebe entſtehen muͤſſen.
8. Jn
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