Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Das 2. Hauptst. von der grösten heit als ein nöthiges Stücke der mensch-lichen Glückseeligkeit gerechnet/ und rechnen es unter diejenige/ dessen Be raubung durch derglei- chen Kranckheit die Gemüths-Ruhe ein wenig stöhret/ und verursachet/ daß ein Mensch Zeit wehrenden solchen Zustandes nicht vollkom- men glückseelig sey. 122. Aber es ist doch deshalben die Gesund- 123. Jener besitzt vor dem Schmertzen seine sind/
Das 2. Hauptſt. von der groͤſten heit als ein noͤthiges Stuͤcke der menſch-lichen Gluͤckſeeligkeit gerechnet/ und rechnen es unter diejenige/ deſſen Be raubung durch derglei- chen Kranckheit die Gemuͤths-Ruhe ein wenig ſtoͤhret/ und verurſachet/ daß ein Menſch Zeit wehrenden ſolchen Zuſtandes nicht vollkom- men gluͤckſeelig ſey. 122. Aber es iſt doch deshalben die Geſund- 123. Jener beſitzt vor dem Schmertzen ſeine ſind/
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0142" n="110"/><fw place="top" type="header">Das 2. Hauptſt. von der groͤſten</fw><lb/><hi rendition="#fr">heit als ein noͤthiges Stuͤcke der menſch-<lb/> lichen Gluͤckſeeligkeit</hi> gerechnet/ und rechnen es<lb/> unter diejenige/ deſſen Be raubung durch derglei-<lb/> chen Kranckheit die Gemuͤths-Ruhe <hi rendition="#fr">ein wenig<lb/> ſtoͤhret/</hi> und verurſachet/ daß ein Menſch Zeit<lb/> wehrenden ſolchen Zuſtandes <hi rendition="#fr">nicht vollkom-<lb/> men gluͤckſeelig ſey.</hi></p> </div><lb/> <div n="2"> <head>122.</head> <p>Aber es iſt doch deshalben die Geſund-<lb/> heit des Leibes nicht <hi rendition="#fr">ein weſentliches Stuͤcke</hi><lb/> der Gemuͤths-Ruhe/ und die jetzt ermeldten<lb/> Kranckheiten koͤnnen einen weiſen Mann dieſel-<lb/> bige <hi rendition="#fr">nicht gar rauben</hi> noch elend machen/ maſ-<lb/> ſen den ein weiſer Mann/ ſo bald die Schmer-<lb/> tzen vorbey ſeyn (welche je empfindlicher ſie ſeyn/<lb/> je mehr ſie auch ordentlich wieder auffhoͤren) von<lb/> ſeiner verſtoͤhreten Ruhe bald wieder in Ordnung<lb/> koͤmmt/ und ſolcher geſtalt abermahls auch in An-<lb/> ſehung dergleichen Kranckheiten ein groſſer Un-<lb/> terſcheid zwiſchen einen <hi rendition="#fr">weiſen</hi> und <hi rendition="#fr">unweiſen</hi><lb/> Mann iſt.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>123.</head> <p><hi rendition="#fr">Jener</hi> beſitzt vor dem Schmertzen ſeine<lb/> Gemuͤths-Ruhe wie er ſol/ und <hi rendition="#aq">præparir</hi>et ſich<lb/> bey Herannahung derſelben zu einer ihme moͤgli-<lb/> chen Gedult/ nach vergangenen Schmertzen a-<lb/> ber troͤſtet ihn die Erlangung der eutzwiſchen in<lb/> etwas <hi rendition="#aq">turbirt</hi>en Gemuͤths-Ruhe uͤber dem was<lb/> er zuvor erlitten/ kraͤfftiglich. Aber ein <hi rendition="#fr">Unwei-<lb/> ſer/</hi> weil er keine Gemuͤths-Ruhe hat/ ſtellet er<lb/> ſich die zukuͤnfftigen Schmertzen durch eine <hi rendition="#aq">irrai-<lb/> ſonable</hi> Furcht noch Schmertzhaffter vor als ſie<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſind/</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0142]
Das 2. Hauptſt. von der groͤſten
heit als ein noͤthiges Stuͤcke der menſch-
lichen Gluͤckſeeligkeit gerechnet/ und rechnen es
unter diejenige/ deſſen Be raubung durch derglei-
chen Kranckheit die Gemuͤths-Ruhe ein wenig
ſtoͤhret/ und verurſachet/ daß ein Menſch Zeit
wehrenden ſolchen Zuſtandes nicht vollkom-
men gluͤckſeelig ſey.
122. Aber es iſt doch deshalben die Geſund-
heit des Leibes nicht ein weſentliches Stuͤcke
der Gemuͤths-Ruhe/ und die jetzt ermeldten
Kranckheiten koͤnnen einen weiſen Mann dieſel-
bige nicht gar rauben noch elend machen/ maſ-
ſen den ein weiſer Mann/ ſo bald die Schmer-
tzen vorbey ſeyn (welche je empfindlicher ſie ſeyn/
je mehr ſie auch ordentlich wieder auffhoͤren) von
ſeiner verſtoͤhreten Ruhe bald wieder in Ordnung
koͤmmt/ und ſolcher geſtalt abermahls auch in An-
ſehung dergleichen Kranckheiten ein groſſer Un-
terſcheid zwiſchen einen weiſen und unweiſen
Mann iſt.
123. Jener beſitzt vor dem Schmertzen ſeine
Gemuͤths-Ruhe wie er ſol/ und præpariret ſich
bey Herannahung derſelben zu einer ihme moͤgli-
chen Gedult/ nach vergangenen Schmertzen a-
ber troͤſtet ihn die Erlangung der eutzwiſchen in
etwas turbirten Gemuͤths-Ruhe uͤber dem was
er zuvor erlitten/ kraͤfftiglich. Aber ein Unwei-
ſer/ weil er keine Gemuͤths-Ruhe hat/ ſtellet er
ſich die zukuͤnfftigen Schmertzen durch eine irrai-
ſonable Furcht noch Schmertzhaffter vor als ſie
ſind/
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |