Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

Das 1. H. von der Geschickligkeit
sitzen und eine attention zu haben/ welches
zweysehr nothwendige Stücke seyn die ernst-
haffteren Studia zu befördern/ und zu denen-
selben eine Lust zu erwecken.

120. Uber dieses so ist die Historie ein fast bey
allen Wissenschafften nöthiges Instrument,
durch welche die allgemeinen Lehrsätze können
deutlich gemacht und erläutert werden/ und
in welcher man die Menschlichen Affecten
als in einem Abriß und Gemählde kennen ler-
net/ welches sehr geschickt macht die Sittenlehr
und Politic desto leichter zu begreiffen. Die
Mathematischen Disciplinen aber/ weil sie
sich allezeit auff unstreitige Warheiten grün-
den/ schärffen den Verstand überaus/ und prae-
pariren
ihn: daß er nicht alleine so leichte von
praejudiciis sich nicht ferner einehmen läßt/ son-
dern auch/ daß es ihm nicht so sauer wird andere
rechtschaffene Wissenschafften/ die ein tieffsin-
niges Nachdencken erfordern/ zu begreiffen;
andere vielfältige Nntzen in vita civili zu ge-
schweigen. Die Lehre von der Artigkeit ge-
wöhnet uns bey zeiten eine wohlanständige
Höffligkeit an/ und macht uns solchergestalt
bey andern Leuten angenehm. Die lustigen
Theile der
Physic machen unsern Verstand

gleich.

Das 1. H. von der Geſchickligkeit
ſitzen und eine attention zu haben/ welches
zweyſehr nothwendige Stuͤcke ſeyn die ernſt-
haffteren Studia zu befoͤrdern/ und zu denen-
ſelben eine Luſt zu erwecken.

120. Uber dieſes ſo iſt die Hiſtorie ein faſt bey
allen Wiſſenſchafften noͤthiges Instrument,
durch welche die allgemeinen Lehrſaͤtze koͤnnen
deutlich gemacht und erlaͤutert werden/ und
in welcher man die Menſchlichen Affecten
als in einem Abriß und Gemaͤhlde kennen ler-
net/ welches ſehr geſchickt macht die Sittenlehr
und Politic deſto leichter zu begreiffen. Die
Mathematiſchen Diſciplinen aber/ weil ſie
ſich allezeit auff unſtreitige Warheiten gruͤn-
den/ ſchaͤrffen den Verſtand uͤberaus/ und præ-
pariren
ihn: daß er nicht alleine ſo leichte von
præjudiciis ſich nicht ferner einehmen laͤßt/ ſon-
dern auch/ daß es ihm nicht ſo ſauer wird andere
rechtſchaffene Wiſſenſchafften/ die ein tieffſin-
niges Nachdencken erfordern/ zu begreiffen;
andere vielfaͤltige Nntzen in vita civili zu ge-
ſchweigen. Die Lehre von der Artigkeit ge-
woͤhnet uns bey zeiten eine wohlanſtaͤndige
Hoͤffligkeit an/ und macht uns ſolchergeſtalt
bey andern Leuten angenehm. Die luſtigen
Theile der
Phyſic machen unſern Verſtand

gleich.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0084" n="58"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 1. H. von der Ge&#x017F;chickligkeit</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;itzen</hi> und eine <hi rendition="#aq">attention</hi> zu haben/ welches<lb/>
zwey&#x017F;ehr nothwendige Stu&#x0364;cke &#x017F;eyn die ern&#x017F;t-<lb/>
haffteren <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Studia</hi></hi> zu befo&#x0364;rdern/ und zu denen-<lb/>
&#x017F;elben eine Lu&#x017F;t zu erwecken.</p><lb/>
        <p>120. Uber die&#x017F;es &#x017F;o i&#x017F;t die <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;torie</hi> ein fa&#x017F;t bey<lb/>
allen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften no&#x0364;thiges <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Instrument</hi>,</hi><lb/>
durch welche die allgemeinen Lehr&#x017F;a&#x0364;tze ko&#x0364;nnen<lb/><hi rendition="#fr">deutlich gemacht</hi> und erla&#x0364;utert werden/ und<lb/>
in welcher man die <hi rendition="#fr">Men&#x017F;chlichen</hi> <hi rendition="#aq">Affect</hi><hi rendition="#fr">en</hi><lb/>
als in einem Abriß und Gema&#x0364;hlde kennen ler-<lb/>
net/ welches &#x017F;ehr ge&#x017F;chickt macht die Sittenlehr<lb/>
und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Politic</hi></hi> de&#x017F;to leichter zu begreiffen. <hi rendition="#fr">Die</hi><lb/><hi rendition="#aq">Mathemati</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;chen</hi> <hi rendition="#aq">Di&#x017F;ciplin</hi><hi rendition="#fr">en</hi> aber/ weil &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich allezeit auff un&#x017F;treitige Warheiten gru&#x0364;n-<lb/>
den/ &#x017F;cha&#x0364;rffen den Ver&#x017F;tand u&#x0364;beraus/ und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">præ-<lb/>
pariren</hi></hi> ihn: daß er nicht alleine &#x017F;o leichte von<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">præjudiciis</hi></hi> &#x017F;ich nicht ferner einehmen la&#x0364;ßt/ &#x017F;on-<lb/>
dern auch/ daß es ihm nicht &#x017F;o &#x017F;auer wird andere<lb/>
recht&#x017F;chaffene Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften/ die ein tieff&#x017F;in-<lb/>
niges Nachdencken erfordern/ zu begreiffen;<lb/>
andere vielfa&#x0364;ltige Nntzen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">in vita civili</hi></hi> zu ge-<lb/>
&#x017F;chweigen. Die Lehre <hi rendition="#fr">von der Artigkeit</hi> ge-<lb/>
wo&#x0364;hnet uns bey zeiten eine wohlan&#x017F;ta&#x0364;ndige<lb/>
Ho&#x0364;ffligkeit an/ und macht uns &#x017F;olcherge&#x017F;talt<lb/>
bey andern Leuten angenehm. Die <hi rendition="#fr">lu&#x017F;tigen<lb/>
Theile der</hi> <hi rendition="#aq">Phy&#x017F;ic</hi> machen un&#x017F;ern Ver&#x017F;tand<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gleich.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0084] Das 1. H. von der Geſchickligkeit ſitzen und eine attention zu haben/ welches zweyſehr nothwendige Stuͤcke ſeyn die ernſt- haffteren Studia zu befoͤrdern/ und zu denen- ſelben eine Luſt zu erwecken. 120. Uber dieſes ſo iſt die Hiſtorie ein faſt bey allen Wiſſenſchafften noͤthiges Instrument, durch welche die allgemeinen Lehrſaͤtze koͤnnen deutlich gemacht und erlaͤutert werden/ und in welcher man die Menſchlichen Affecten als in einem Abriß und Gemaͤhlde kennen ler- net/ welches ſehr geſchickt macht die Sittenlehr und Politic deſto leichter zu begreiffen. Die Mathematiſchen Diſciplinen aber/ weil ſie ſich allezeit auff unſtreitige Warheiten gruͤn- den/ ſchaͤrffen den Verſtand uͤberaus/ und præ- pariren ihn: daß er nicht alleine ſo leichte von præjudiciis ſich nicht ferner einehmen laͤßt/ ſon- dern auch/ daß es ihm nicht ſo ſauer wird andere rechtſchaffene Wiſſenſchafften/ die ein tieffſin- niges Nachdencken erfordern/ zu begreiffen; andere vielfaͤltige Nntzen in vita civili zu ge- ſchweigen. Die Lehre von der Artigkeit ge- woͤhnet uns bey zeiten eine wohlanſtaͤndige Hoͤffligkeit an/ und macht uns ſolchergeſtalt bey andern Leuten angenehm. Die luſtigen Theile der Phyſic machen unſern Verſtand gleich.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/84
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/84>, abgerufen am 24.11.2024.