Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

anderer Jrrthümer zu widerlegen.
nemlich der Syllogismus in forma nicht recht ge-
macht worden/ welches nicht so leichte allemahl
in die Augen fällt/ sondern zum öfftern ein zim-
liches Nachsinnen braucht/ sonderlich wenn
man der propositionum modalium, exclusiva-
rum,
u. s. w. bey dergleichen Fallacien sich be-
dienet.

26. Derowegen/ ob wir gleich nicht läugnen/
daß alle diese Mängel nicht so wohl von der Di-
sputir-
Kunst selbst/ als von dem Mißbrauch
der
Sophisten herkommen/ so ist doch in ge-
meinen Leben und Wandel es so herkommens/
daß man die unschädlichen Dinge/ von denen
böse Leute viel Gelegenheit nehmen dieselbe zu
mißbrauchen/ und/ wo dieser Mißbrauch wegen
seiner Einwurtzelung schwerlich ausgetilget
werden kan/ mehr für böse als gute Dinge hält/
und solcher gestalt dieselbigen gantz untersaget/
oder doch zum wenigsten/ daß solche untersaget
werden möchten/ wündschet.

27. Und gesetzt/ daß durch den Mißbrauch
der Syllogismus-Kunst die Sophisten keine Ge-
legenheit zu zancken nähmen/ so wäre es doch
schon Ursache genung/ so viel Lob-Sprüche
als insgemein geschiehet/ von dieser Disputir-
Kunst nicht zu machen/ weil wir schon öffters er-

weh-
S 3

anderer Jrrthuͤmer zu widerlegen.
nemlich der Syllogiſmus in forma nicht recht ge-
macht worden/ welches nicht ſo leichte allemahl
in die Augen faͤllt/ ſondern zum oͤfftern ein zim-
liches Nachſinnen braucht/ ſonderlich wenn
man der propoſitionum modalium, excluſiva-
rum,
u. ſ. w. bey dergleichen Fallacien ſich be-
dienet.

26. Derowegen/ ob wir gleich nicht laͤugnen/
daß alle dieſe Maͤngel nicht ſo wohl von der Di-
ſputir-
Kunſt ſelbſt/ als von dem Mißbrauch
der
Sophiſten herkommen/ ſo iſt doch in ge-
meinen Leben und Wandel es ſo herkommens/
daß man die unſchaͤdlichen Dinge/ von denen
boͤſe Leute viel Gelegenheit nehmen dieſelbe zu
mißbrauchen/ und/ wo dieſer Mißbrauch wegen
ſeiner Einwurtzelung ſchwerlich ausgetilget
werden kan/ mehr fuͤr boͤſe als gute Dinge haͤlt/
und ſolcher geſtalt dieſelbigen gantz unterſaget/
oder doch zum wenigſten/ daß ſolche unterſaget
werden moͤchten/ wuͤndſchet.

27. Und geſetzt/ daß durch den Mißbrauch
der Syllogiſmus-Kunſt die Sophisten keine Ge-
legenheit zu zancken naͤhmen/ ſo waͤre es doch
ſchon Urſache genung/ ſo viel Lob-Spruͤche
als insgemein geſchiehet/ von dieſer Diſputir-
Kunſt nicht zu machen/ weil wir ſchon oͤffters er-

weh-
S 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0303" n="277"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">anderer Jrrthu&#x0364;mer zu widerlegen.</hi></fw><lb/>
nemlich der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Syllogi&#x017F;mus in forma</hi></hi> nicht recht ge-<lb/>
macht worden/ welches nicht &#x017F;o leichte allemahl<lb/>
in die Augen fa&#x0364;llt/ &#x017F;ondern zum o&#x0364;fftern ein zim-<lb/>
liches Nach&#x017F;innen braucht/ &#x017F;onderlich wenn<lb/>
man der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">propo&#x017F;itionum modalium, exclu&#x017F;iva-<lb/>
rum,</hi></hi> u. &#x017F;. w. bey dergleichen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fallacien</hi></hi> &#x017F;ich be-<lb/>
dienet.</p><lb/>
        <p>26. Derowegen/ ob wir gleich nicht la&#x0364;ugnen/<lb/>
daß alle die&#x017F;e Ma&#x0364;ngel nicht &#x017F;o wohl von der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Di-<lb/>
&#x017F;putir-</hi></hi>Kun&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t/ als von <hi rendition="#fr">dem Mißbrauch<lb/>
der</hi> <hi rendition="#aq">Sophi&#x017F;t</hi><hi rendition="#fr">en herkommen/</hi> &#x017F;o i&#x017F;t doch in ge-<lb/>
meinen Leben und Wandel es &#x017F;o herkommens/<lb/>
daß man die un&#x017F;cha&#x0364;dlichen Dinge/ von denen<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;e Leute viel Gelegenheit nehmen die&#x017F;elbe zu<lb/>
mißbrauchen/ und/ wo die&#x017F;er Mißbrauch wegen<lb/>
&#x017F;einer Einwurtzelung &#x017F;chwerlich ausgetilget<lb/>
werden kan/ mehr fu&#x0364;r bo&#x0364;&#x017F;e als gute Dinge ha&#x0364;lt/<lb/>
und &#x017F;olcher ge&#x017F;talt die&#x017F;elbigen gantz unter&#x017F;aget/<lb/>
oder doch zum wenig&#x017F;ten/ daß &#x017F;olche unter&#x017F;aget<lb/>
werden mo&#x0364;chten/ wu&#x0364;nd&#x017F;chet.</p><lb/>
        <p>27. Und ge&#x017F;etzt/ daß durch den Mißbrauch<lb/>
der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Syllogi&#x017F;mus-</hi></hi>Kun&#x017F;t die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sophist</hi></hi>en keine Ge-<lb/>
legenheit zu zancken na&#x0364;hmen/ &#x017F;o wa&#x0364;re es doch<lb/>
&#x017F;chon Ur&#x017F;ache genung/ &#x017F;o viel Lob-Spru&#x0364;che<lb/>
als insgemein ge&#x017F;chiehet/ von die&#x017F;er <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Di&#x017F;putir-</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">Kun&#x017F;t nicht zu machen/</hi> weil wir &#x017F;chon o&#x0364;ffters er-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">S</hi> 3</fw><fw place="bottom" type="catch">weh-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0303] anderer Jrrthuͤmer zu widerlegen. nemlich der Syllogiſmus in forma nicht recht ge- macht worden/ welches nicht ſo leichte allemahl in die Augen faͤllt/ ſondern zum oͤfftern ein zim- liches Nachſinnen braucht/ ſonderlich wenn man der propoſitionum modalium, excluſiva- rum, u. ſ. w. bey dergleichen Fallacien ſich be- dienet. 26. Derowegen/ ob wir gleich nicht laͤugnen/ daß alle dieſe Maͤngel nicht ſo wohl von der Di- ſputir-Kunſt ſelbſt/ als von dem Mißbrauch der Sophiſten herkommen/ ſo iſt doch in ge- meinen Leben und Wandel es ſo herkommens/ daß man die unſchaͤdlichen Dinge/ von denen boͤſe Leute viel Gelegenheit nehmen dieſelbe zu mißbrauchen/ und/ wo dieſer Mißbrauch wegen ſeiner Einwurtzelung ſchwerlich ausgetilget werden kan/ mehr fuͤr boͤſe als gute Dinge haͤlt/ und ſolcher geſtalt dieſelbigen gantz unterſaget/ oder doch zum wenigſten/ daß ſolche unterſaget werden moͤchten/ wuͤndſchet. 27. Und geſetzt/ daß durch den Mißbrauch der Syllogiſmus-Kunſt die Sophisten keine Ge- legenheit zu zancken naͤhmen/ ſo waͤre es doch ſchon Urſache genung/ ſo viel Lob-Spruͤche als insgemein geſchiehet/ von dieſer Diſputir- Kunſt nicht zu machen/ weil wir ſchon oͤffters er- weh- S 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/303
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/303>, abgerufen am 23.11.2024.