Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].Das 5. H. Von der Geschickligkeit Aber wenn man die Sache ein wenig genauerüberleget/ wird man befinden/ daß auch diese nicht gantz unterwegens bleibet/ und daß es hierinnen nicht so wohl denen Disputirenden an guten Willen als an Kräfften und Ver- mögen die Gewalt auszuüben mangelt. Was sind die Injurien und Schmähungen an- ders als Gewaltthaten/ dadurch man den an- dern seine Ehre zu kräncken trachtet/ und wenn man z. e. wieder seines Gegners Schriff- ten mit dem Hencker und Feuer wütet/ so gibt man genung zu verstehen/ was der Autor zu gewartten hätte/ wenn man denselben in seiner Gewalt hätte. Ja wie viel rechtschaf- fene Leute sind als Ketzer von denen die mit ih- nen im disputiren nicht auskommen können/ und gewaltiger gewesen/ getödet/ gemartert/ aus dem Lande gejaget/ oder sonsten verfolget worden. 14. Derowegen sind die gemeine Disputi- das
Das 5. H. Von der Geſchickligkeit Aber wenn man die Sache ein wenig genaueruͤberleget/ wird man befinden/ daß auch dieſe nicht gantz unterwegens bleibet/ und daß es hierinnen nicht ſo wohl denen Diſputirenden an guten Willen als an Kraͤfften und Ver- moͤgen die Gewalt auszuuͤben mangelt. Was ſind die Injurien und Schmaͤhungen an- ders als Gewaltthaten/ dadurch man den an- dern ſeine Ehre zu kraͤncken trachtet/ und wenn man z. e. wieder ſeines Gegners Schriff- ten mit dem Hencker und Feuer wuͤtet/ ſo gibt man genung zu verſtehen/ was der Autor zu gewartten haͤtte/ wenn man denſelben in ſeiner Gewalt haͤtte. Ja wie viel rechtſchaf- fene Leute ſind als Ketzer von denen die mit ih- nen im diſputiren nicht auskommen koͤnnen/ und gewaltiger geweſen/ getoͤdet/ gemartert/ aus dem Lande gejaget/ oder ſonſten verfolget worden. 14. Derowegen ſind die gemeine Diſputi- das
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Das 5. H. Von der Geſchickligkeit
Aber wenn man die Sache ein wenig genauer
uͤberleget/ wird man befinden/ daß auch dieſe
nicht gantz unterwegens bleibet/ und daß es
hierinnen nicht ſo wohl denen Diſputirenden
an guten Willen als an Kraͤfften und Ver-
moͤgen die Gewalt auszuuͤben mangelt. Was
ſind die Injurien und Schmaͤhungen an-
ders als Gewaltthaten/ dadurch man den an-
dern ſeine Ehre zu kraͤncken trachtet/ und
wenn man z. e. wieder ſeines Gegners Schriff-
ten mit dem Hencker und Feuer wuͤtet/ ſo
gibt man genung zu verſtehen/ was der Autor
zu gewartten haͤtte/ wenn man denſelben in
ſeiner Gewalt haͤtte. Ja wie viel rechtſchaf-
fene Leute ſind als Ketzer von denen die mit ih-
nen im diſputiren nicht auskommen koͤnnen/
und gewaltiger geweſen/ getoͤdet/ gemartert/
aus dem Lande gejaget/ oder ſonſten verfolget
worden.
14. Derowegen ſind die gemeine Diſputi-
renden nicht einmahl wuͤrdig/ daß man ſie ſo
zu reden mit raiſonablen Kriegs-Leuten ver-
gleiche/ ſondern es hat ſie albereit ein ſcharff-
ſinniger Kopff nicht unbillig mit denen thoͤ-
richten Amadis Rittern verglichen/ die ſich
an die oͤffentlichen Straſſen lagerten/ daſelbſt
das
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