Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

andere zu verstehen.
hung eines Auslegers auff/ weil kein Mensche
zu ohnmöglichen Dingen verbunden ist.

36. Dieses also desto besser zu begreiffen/
wird es nicht undienlich seyn/ wenn man die
vornehmsten Ursachen/ warum eine Re-
de dunckel und schwer zu verstehen ist/
anzeiget.

37. So rühret demnach die Dunckelheit
des Verstandes einer Rede entweder aus der
äusserlichen Gestalt/
oder aus der innerli-
chen Bedeutung
der Worte her.

38. Aus der äusserlichen Gestalt/ wenn z.
e. derjenige so etwas geschrieben/ die Buch-
staben verzogen
hätte/ daß man einen gar
leicht für den andern lesen könte. Als wenn
jener Medicus dem Patienten apium ver-
schrieben hatte/ und der Apothecker lase opium.
Oder als wenn jener Käyser einem Fürsten ge-
schrieben hatte/ daß er ihn nicht mit ewiger
Gefängniß belegen wolte/ und der Fürst lase
an statt ewiger/ einiger.

39. Oder wenn man sich in Schrifften eini-
ger abbreviaturen bedienet: als z. e. U. F. D.
z. ingleichen. V. R. W. wie wohl man derer
in Lateinischer Sprache mehr hat als in der
Teutschen.

40.
L 4

andere zu verſtehen.
hung eines Auslegers auff/ weil kein Menſche
zu ohnmoͤglichen Dingen verbunden iſt.

36. Dieſes alſo deſto beſſer zu begreiffen/
wird es nicht undienlich ſeyn/ wenn man die
vornehmſten Urſachen/ warum eine Re-
de dunckel und ſchwer zu verſtehen iſt/
anzeiget.

37. So ruͤhret demnach die Dunckelheit
des Verſtandes einer Rede entweder aus der
aͤuſſerlichen Geſtalt/
oder aus der innerli-
chen Bedeutung
der Worte her.

38. Aus der aͤuſſerlichen Geſtalt/ wenn z.
e. derjenige ſo etwas geſchrieben/ die Buch-
ſtaben verzogen
haͤtte/ daß man einen gar
leicht fuͤr den andern leſen koͤnte. Als wenn
jener Medicus dem Patienten apium ver-
ſchrieben hatte/ und der Apothecker laſe opium.
Oder als wenn jener Kaͤyſer einem Fuͤrſten ge-
ſchrieben hatte/ daß er ihn nicht mit ewiger
Gefaͤngniß belegen wolte/ und der Fuͤrſt laſe
an ſtatt ewiger/ einiger.

39. Oder wenn man ſich in Schrifften eini-
ger abbreviaturen bedienet: als z. e. U. F. D.
z. ingleichen. V. R. W. wie wohl man derer
in Lateiniſcher Sprache mehr hat als in der
Teutſchen.

40.
L 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0193" n="167"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">andere zu ver&#x017F;tehen.</hi></fw><lb/>
hung eines Auslegers auff/ weil kein Men&#x017F;che<lb/>
zu ohnmo&#x0364;glichen Dingen verbunden i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>36. Die&#x017F;es al&#x017F;o de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er zu begreiffen/<lb/>
wird es nicht undienlich &#x017F;eyn/ wenn man die<lb/><hi rendition="#fr">vornehm&#x017F;ten Ur&#x017F;achen/ warum eine Re-<lb/>
de dunckel und &#x017F;chwer zu ver&#x017F;tehen i&#x017F;t/<lb/>
anzeiget.</hi></p><lb/>
        <p>37. So ru&#x0364;hret demnach die <hi rendition="#fr">Dunckelheit</hi><lb/>
des Ver&#x017F;tandes einer Rede entweder aus <hi rendition="#fr">der<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Ge&#x017F;talt/</hi> oder aus der <hi rendition="#fr">innerli-<lb/>
chen Bedeutung</hi> der Worte her.</p><lb/>
        <p>38. Aus der <hi rendition="#fr">a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Ge&#x017F;talt/</hi> wenn z.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">e.</hi></hi> derjenige &#x017F;o etwas ge&#x017F;chrieben/ <hi rendition="#fr">die Buch-<lb/>
&#x017F;taben verzogen</hi> ha&#x0364;tte/ daß man einen gar<lb/>
leicht fu&#x0364;r den andern le&#x017F;en ko&#x0364;nte. Als wenn<lb/>
jener <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Medicus</hi></hi> dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Patienten</hi> apium</hi> ver-<lb/>
&#x017F;chrieben hatte/ und der Apothecker la&#x017F;e <hi rendition="#aq">opium.</hi><lb/>
Oder als wenn jener Ka&#x0364;y&#x017F;er einem Fu&#x0364;r&#x017F;ten ge-<lb/>
&#x017F;chrieben hatte/ daß er ihn nicht mit <hi rendition="#fr">ewiger</hi><lb/>
Gefa&#x0364;ngniß belegen wolte/ und der Fu&#x0364;r&#x017F;t la&#x017F;e<lb/>
an &#x017F;tatt <hi rendition="#fr">ewiger/ einiger.</hi></p><lb/>
        <p>39. Oder wenn man &#x017F;ich in Schrifften eini-<lb/>
ger <hi rendition="#aq">abbreviaturen</hi> bedienet: als z. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">e.</hi></hi> U. F. D.<lb/>
z. ingleichen. V. R. W. wie wohl man derer<lb/>
in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lateini</hi></hi>&#x017F;cher Sprache mehr hat als in der<lb/>
Teut&#x017F;chen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">L</hi> 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">40.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0193] andere zu verſtehen. hung eines Auslegers auff/ weil kein Menſche zu ohnmoͤglichen Dingen verbunden iſt. 36. Dieſes alſo deſto beſſer zu begreiffen/ wird es nicht undienlich ſeyn/ wenn man die vornehmſten Urſachen/ warum eine Re- de dunckel und ſchwer zu verſtehen iſt/ anzeiget. 37. So ruͤhret demnach die Dunckelheit des Verſtandes einer Rede entweder aus der aͤuſſerlichen Geſtalt/ oder aus der innerli- chen Bedeutung der Worte her. 38. Aus der aͤuſſerlichen Geſtalt/ wenn z. e. derjenige ſo etwas geſchrieben/ die Buch- ſtaben verzogen haͤtte/ daß man einen gar leicht fuͤr den andern leſen koͤnte. Als wenn jener Medicus dem Patienten apium ver- ſchrieben hatte/ und der Apothecker laſe opium. Oder als wenn jener Kaͤyſer einem Fuͤrſten ge- ſchrieben hatte/ daß er ihn nicht mit ewiger Gefaͤngniß belegen wolte/ und der Fuͤrſt laſe an ſtatt ewiger/ einiger. 39. Oder wenn man ſich in Schrifften eini- ger abbreviaturen bedienet: als z. e. U. F. D. z. ingleichen. V. R. W. wie wohl man derer in Lateiniſcher Sprache mehr hat als in der Teutſchen. 40. L 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/193
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/193>, abgerufen am 18.05.2024.