Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

Das 2. H. von der Geschickligkeit
gen etwas historischer weise zu beschreiben/
oder auch die Widersacher der Warheit zu
beantworten/
so bescheide ich mich gar wohl/
daß du sehr wohl thun wirst/ wenn du derer
Scribenten ihre eigene Worte anführest/ wie-
wohl auch hierinnen ein judicium gebraucht
werden muß.

140. So will ich auch nicht darwieder seyn/
daß du/ wenn der Grund deines Buchs aus
deinem Kopff geschrieben ist/ dann und wann
deine Meinung mit der Beypflichtung ande-
rer Autorum oder aus denenselben hergenom-
menen Exempeln auszierest. Aber geden-
cke/ daß es ein blosser Zierath seyn müsse/ und
dannenhero eine unzierliche Sache (z. e. ein
aus einem Scholastico mit 50. barbarissimis
distinctionibus Metaphysicis
angefülleter locus)
nichts auszieren könne/ über dieses auch ein jed-
weder Zierath etwas reelles, das ausgezie-
ret werden soll/ praesupponire.

141. Derowegen so lächerlich als es seyn
würde/ wenn mann gute Freunde zu Gaste
bitten wollte/ und setzte ihnen lauter mit Blu-
men schön ausgezierte leere Schüsseln vor/

so lächerlich ist es auch/ wenn man denen Ge-
lehrten in dem titel eines Buchs verspricht von

einer

Das 2. H. von der Geſchickligkeit
gen etwas hiſtoriſcher weiſe zu beſchreiben/
oder auch die Widerſacher der Warheit zu
beantworten/
ſo beſcheide ich mich gar wohl/
daß du ſehr wohl thun wirſt/ wenn du derer
Scribenten ihre eigene Worte anfuͤhreſt/ wie-
wohl auch hierinnen ein judicium gebraucht
werden muß.

140. So will ich auch nicht darwieder ſeyn/
daß du/ wenn der Grund deines Buchs aus
deinem Kopff geſchrieben iſt/ dann und wann
deine Meinung mit der Beypflichtung ande-
rer Autorum oder aus denenſelben hergenom-
menen Exempeln ausziereſt. Aber geden-
cke/ daß es ein bloſſer Zierath ſeyn muͤſſe/ und
dannenhero eine unzierliche Sache (z. e. ein
aus einem Scholaſtico mit 50. barbarisſimis
diſtinctionibus Metaphyſicis
angefuͤlleter locus)
nichts auszieren koͤnne/ uͤber dieſes auch ein jed-
weder Zierath etwas reelles, das ausgezie-
ret werden ſoll/ præſupponire.

141. Derowegen ſo laͤcherlich als es ſeyn
wuͤrde/ wenn mann gute Freunde zu Gaſte
bitten wollte/ und ſetzte ihnen lauter mit Blu-
men ſchoͤn ausgezierte leere Schuͤſſeln vor/

ſo laͤcherlich iſt es auch/ wenn man denen Ge-
lehrten in dem titel eines Buchs verſpricht von

einer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0168" n="142"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 2. H. von der Ge&#x017F;chickligkeit</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">gen etwas</hi><hi rendition="#aq">hi&#x017F;tori</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;cher wei&#x017F;e</hi> zu be&#x017F;chreiben/<lb/>
oder auch die <hi rendition="#fr">Wider&#x017F;acher der Warheit zu<lb/>
beantworten/</hi> &#x017F;o be&#x017F;cheide ich mich gar wohl/<lb/>
daß du &#x017F;ehr wohl thun wir&#x017F;t/ wenn du derer<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Scribenten</hi></hi> ihre eigene Worte anfu&#x0364;hre&#x017F;t/ wie-<lb/>
wohl auch hierinnen ein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">judicium</hi></hi> gebraucht<lb/>
werden muß.</p><lb/>
        <p>140. So will ich auch nicht darwieder &#x017F;eyn/<lb/>
daß du/ wenn der Grund deines Buchs aus<lb/>
deinem Kopff ge&#x017F;chrieben i&#x017F;t/ dann und wann<lb/>
deine Meinung mit der Beypflichtung ande-<lb/>
rer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Autorum</hi></hi> oder aus denen&#x017F;elben hergenom-<lb/>
menen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Exempeln</hi></hi> <hi rendition="#fr">ausziere&#x017F;t.</hi> Aber geden-<lb/>
cke/ daß es ein blo&#x017F;&#x017F;er Zierath &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ und<lb/>
dannenhero eine <hi rendition="#fr">unzierliche Sache</hi> (z. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">e.</hi></hi> ein<lb/>
aus einem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Schola&#x017F;tico</hi></hi> mit 50. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">barbaris&#x017F;imis<lb/>
di&#x017F;tinctionibus Metaphy&#x017F;icis</hi></hi> angefu&#x0364;lleter <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">locus</hi></hi>)<lb/>
nichts auszieren ko&#x0364;nne/ u&#x0364;ber die&#x017F;es auch ein jed-<lb/>
weder Zierath <hi rendition="#fr">etwas</hi> <hi rendition="#aq">reelles,</hi> das ausgezie-<lb/>
ret werden &#x017F;oll/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">præ&#x017F;upponire.</hi></hi></p><lb/>
        <p>141. Derowegen &#x017F;o la&#x0364;cherlich als es &#x017F;eyn<lb/>
wu&#x0364;rde/ wenn mann gute Freunde zu Ga&#x017F;te<lb/>
bitten wollte/ und &#x017F;etzte ihnen lauter <hi rendition="#fr">mit Blu-<lb/>
men &#x017F;cho&#x0364;n ausgezierte leere Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;eln vor/</hi><lb/>
&#x017F;o la&#x0364;cherlich i&#x017F;t es auch/ wenn man denen Ge-<lb/>
lehrten in dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">titel</hi></hi> eines Buchs ver&#x017F;pricht von<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einer</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0168] Das 2. H. von der Geſchickligkeit gen etwas hiſtoriſcher weiſe zu beſchreiben/ oder auch die Widerſacher der Warheit zu beantworten/ ſo beſcheide ich mich gar wohl/ daß du ſehr wohl thun wirſt/ wenn du derer Scribenten ihre eigene Worte anfuͤhreſt/ wie- wohl auch hierinnen ein judicium gebraucht werden muß. 140. So will ich auch nicht darwieder ſeyn/ daß du/ wenn der Grund deines Buchs aus deinem Kopff geſchrieben iſt/ dann und wann deine Meinung mit der Beypflichtung ande- rer Autorum oder aus denenſelben hergenom- menen Exempeln ausziereſt. Aber geden- cke/ daß es ein bloſſer Zierath ſeyn muͤſſe/ und dannenhero eine unzierliche Sache (z. e. ein aus einem Scholaſtico mit 50. barbarisſimis diſtinctionibus Metaphyſicis angefuͤlleter locus) nichts auszieren koͤnne/ uͤber dieſes auch ein jed- weder Zierath etwas reelles, das ausgezie- ret werden ſoll/ præſupponire. 141. Derowegen ſo laͤcherlich als es ſeyn wuͤrde/ wenn mann gute Freunde zu Gaſte bitten wollte/ und ſetzte ihnen lauter mit Blu- men ſchoͤn ausgezierte leere Schuͤſſeln vor/ ſo laͤcherlich iſt es auch/ wenn man denen Ge- lehrten in dem titel eines Buchs verſpricht von einer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/168
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/168>, abgerufen am 18.05.2024.