Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite
andern die Warheit beyzubringen.

133. Gleichwohl wird insgemein darwider
angestossen. Die Weißheit ist bey vielen gar
zu hoch gestiegen/ daß sie auch in Dingen/ die
zur
demonstration nicht gebracht werden
können/ beynahe
mathematische demon-
strationes
suchen/ als zum exempel in ver-
gangenen und zukünfftigen Dingen/ in der
Lehre von der Bewegung/ vom Ursprung der
Dinge/ von denen finibus und natürlichen
Würckungen der Geschöpffe ausser dem Men-
schen/ von denen Geistern/ denen elementen,
meteoris
,
von dem Wasser/ Feuer und Lufft/
von denen himmlischen Cörpern/ da dir doch
das 11. Hauptstück der Vernunfft-Lehre wei-
sen wird/ daß man in allen diesen Sachen nur
wahrscheinliche Dinge wissen könne. Andere
gehen noch weiter/ und wollen die Jurispru-
denz
zur demonstration bringen/ und in de-
nen Dingen/ die von der Willkühr des Men-
sen dependiren, und täglichen unzehlichen Ver-
änderungen unterworffen sind/ eine Gewißheit
suchen.

134. Wiewohl wir dadurch diejenigen nicht
tadeln/ die sich dergleichen Sachen zu einen
hohen
grad der Wahrscheinligkeit oder zu
einer demonstratione hypotbetica zu bringen

trach-
andern die Warheit beyzubringen.

133. Gleichwohl wird insgemein darwider
angeſtoſſen. Die Weißheit iſt bey vielen gar
zu hoch geſtiegen/ daß ſie auch in Dingen/ die
zur
demonſtration nicht gebracht werden
koͤnnen/ beynahe
mathematiſche demon-
ſtrationes
ſuchen/ als zum exempel in ver-
gangenen und zukuͤnfftigen Dingen/ in der
Lehre von der Bewegung/ vom Urſprung der
Dinge/ von denen finibus und natuͤrlichen
Wuͤrckungen der Geſchoͤpffe auſſer dem Men-
ſchen/ von denen Geiſtern/ denen elementen,
meteoris
,
von dem Waſſer/ Feuer und Lufft/
von denen himmliſchen Coͤrpern/ da dir doch
das 11. Hauptſtuͤck der Vernunfft-Lehre wei-
ſen wird/ daß man in allen dieſen Sachen nur
wahrſcheinliche Dinge wiſſen koͤnne. Andere
gehen noch weiter/ und wollen die Jurispru-
denz
zur demonſtration bringen/ und in de-
nen Dingen/ die von der Willkuͤhr des Men-
ſen dependiren, und taͤglichen unzehlichen Veꝛ-
aͤnderungen unterworffen ſind/ eine Gewißheit
ſuchen.

134. Wiewohl wir dadurch diejenigen nicht
tadeln/ die ſich dergleichen Sachen zu einen
hohen
grad der Wahrſcheinligkeit oder zu
einer demonſtratione hypotbetica zu bringen

trach-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0165" n="139"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">andern die Warheit beyzubringen.</hi> </fw><lb/>
        <p>133. Gleichwohl wird insgemein darwider<lb/>
ange&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en. Die Weißheit i&#x017F;t bey vielen gar<lb/>
zu hoch ge&#x017F;tiegen/ daß &#x017F;ie auch <hi rendition="#fr">in Dingen/ die<lb/>
zur</hi> <hi rendition="#aq">demon&#x017F;tration</hi> <hi rendition="#fr">nicht gebracht werden<lb/>
ko&#x0364;nnen/ beynahe</hi> <hi rendition="#aq">mathemat</hi><hi rendition="#fr">i&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">demon-<lb/>
&#x017F;trationes</hi> <hi rendition="#fr">&#x017F;uchen/</hi> als zum <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">exempel</hi></hi> in ver-<lb/>
gangenen und zuku&#x0364;nfftigen Dingen/ in der<lb/>
Lehre von der Bewegung/ vom Ur&#x017F;prung der<lb/>
Dinge/ von denen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">finibus</hi></hi> und natu&#x0364;rlichen<lb/>
Wu&#x0364;rckungen der Ge&#x017F;cho&#x0364;pffe au&#x017F;&#x017F;er dem Men-<lb/>
&#x017F;chen/ von denen Gei&#x017F;tern/ denen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">elementen,<lb/>
meteoris</hi>,</hi> von dem Wa&#x017F;&#x017F;er/ Feuer und Lufft/<lb/>
von denen himmli&#x017F;chen Co&#x0364;rpern/ da dir doch<lb/>
das 11. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck der Vernunfft-Lehre wei-<lb/>
&#x017F;en wird/ daß man in allen die&#x017F;en Sachen nur<lb/>
wahr&#x017F;cheinliche Dinge wi&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nne. Andere<lb/>
gehen noch weiter/ und wollen die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Jurispru-<lb/>
denz</hi></hi> zur <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">demon&#x017F;tration</hi></hi> bringen/ und in de-<lb/>
nen Dingen/ die von der Willku&#x0364;hr des Men-<lb/>
&#x017F;en <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">dependiren</hi>,</hi> und ta&#x0364;glichen unzehlichen Ve&#xA75B;-<lb/>
a&#x0364;nderungen unterworffen &#x017F;ind/ eine Gewißheit<lb/>
&#x017F;uchen.</p><lb/>
        <p>134. Wiewohl wir dadurch diejenigen nicht<lb/>
tadeln/ die &#x017F;ich dergleichen Sachen zu <hi rendition="#fr">einen<lb/>
hohen</hi> <hi rendition="#aq">grad</hi> <hi rendition="#fr">der Wahr&#x017F;cheinligkeit</hi> oder zu<lb/>
einer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">demon&#x017F;tratione hypotbetica</hi></hi> zu bringen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">trach-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0165] andern die Warheit beyzubringen. 133. Gleichwohl wird insgemein darwider angeſtoſſen. Die Weißheit iſt bey vielen gar zu hoch geſtiegen/ daß ſie auch in Dingen/ die zur demonſtration nicht gebracht werden koͤnnen/ beynahe mathematiſche demon- ſtrationes ſuchen/ als zum exempel in ver- gangenen und zukuͤnfftigen Dingen/ in der Lehre von der Bewegung/ vom Urſprung der Dinge/ von denen finibus und natuͤrlichen Wuͤrckungen der Geſchoͤpffe auſſer dem Men- ſchen/ von denen Geiſtern/ denen elementen, meteoris, von dem Waſſer/ Feuer und Lufft/ von denen himmliſchen Coͤrpern/ da dir doch das 11. Hauptſtuͤck der Vernunfft-Lehre wei- ſen wird/ daß man in allen dieſen Sachen nur wahrſcheinliche Dinge wiſſen koͤnne. Andere gehen noch weiter/ und wollen die Jurispru- denz zur demonſtration bringen/ und in de- nen Dingen/ die von der Willkuͤhr des Men- ſen dependiren, und taͤglichen unzehlichen Veꝛ- aͤnderungen unterworffen ſind/ eine Gewißheit ſuchen. 134. Wiewohl wir dadurch diejenigen nicht tadeln/ die ſich dergleichen Sachen zu einen hohen grad der Wahrſcheinligkeit oder zu einer demonſtratione hypotbetica zu bringen trach-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/165
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/165>, abgerufen am 25.11.2024.