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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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andern die Warheit beyzubringen.

101. So müsse man sich auch nicht an die ü-
belen
mores die man insgemein von A-
cademien
mitzubringen pflege/ stossen/
sondern man müsse entweder solche Acade-
mien
suchen/ (deren es durch GOttes Gna-
de ja noch etliche giebt) da die Professores selbst
höfflich/ und die studierende Jugend glimpff-
lich und bescheiden tractiren, da man nicht pro-
fession
von liederlichen Leben mache/ sondern
die meiste Zeit denen studieren obliege; da man
sich des verfluchten duellirens nicht zu befah-
ren habe/ u. s. w. Oder aber/ man muß sich nicht
einbilden/ daß die Weißheit an Academien
gebunden sey/ sondern man finde überall/ an
Höffen/ in Städten/ auff dem Lande hin und
wieder weise Leute/ bey denen man sich in seinen
studieren perfectioniren könne. Ein einiger
Lehrmeister/ der geschickt und treu sey/ sey viel
dienlicher als 20. ungelehrte oder widerwärti-
ge/ als durch welche man nothwendig müsse
confus werden. Man brauche keine privilegia
die allgemeine Jrrthümer abzulegen und klug
zu werden/ ja die Ertheilung noch so grosser pri-
vilegien
könne weder den Lehrern noch den
Zuhörern den geringsten grad von der Weiß-
heit mehr geben/ als sie sonst haben. Und wer

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andern die Warheit beyzubringen.

101. So muͤſſe man ſich auch nicht an die uͤ-
belen
mores die man insgemein von A-
cademien
mitzubringen pflege/ ſtoſſen/
ſondern man muͤſſe entweder ſolche Acade-
mien
ſuchen/ (deren es durch GOttes Gna-
de ja noch etliche giebt) da die Profeſſores ſelbſt
hoͤfflich/ und die ſtudierende Jugend glimpff-
lich und beſcheiden tractiren, da man nicht pro-
feſſion
von liederlichen Leben mache/ ſondern
die meiſte Zeit denen ſtudieren obliege; da man
ſich des verfluchten duellirens nicht zu befah-
ren habe/ u. ſ. w. Oder aber/ man muß ſich nicht
einbilden/ daß die Weißheit an Academien
gebunden ſey/ ſondern man finde uͤberall/ an
Hoͤffen/ in Staͤdten/ auff dem Lande hin und
wieder weiſe Leute/ bey denen man ſich in ſeinen
ſtudieren perfectioniren koͤnne. Ein einiger
Lehrmeiſter/ der geſchickt und treu ſey/ ſey viel
dienlicher als 20. ungelehrte oder widerwaͤrti-
ge/ als durch welche man nothwendig muͤſſe
confus werden. Man brauche keine privilegia
die allgemeine Jrrthuͤmer abzulegen und klug
zu werden/ ja die Ertheilung noch ſo groſſer pri-
vilegien
koͤnne weder den Lehrern noch den
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[121/0147] andern die Warheit beyzubringen. 101. So muͤſſe man ſich auch nicht an die uͤ- belen mores die man insgemein von A- cademien mitzubringen pflege/ ſtoſſen/ ſondern man muͤſſe entweder ſolche Acade- mien ſuchen/ (deren es durch GOttes Gna- de ja noch etliche giebt) da die Profeſſores ſelbſt hoͤfflich/ und die ſtudierende Jugend glimpff- lich und beſcheiden tractiren, da man nicht pro- feſſion von liederlichen Leben mache/ ſondern die meiſte Zeit denen ſtudieren obliege; da man ſich des verfluchten duellirens nicht zu befah- ren habe/ u. ſ. w. Oder aber/ man muß ſich nicht einbilden/ daß die Weißheit an Academien gebunden ſey/ ſondern man finde uͤberall/ an Hoͤffen/ in Staͤdten/ auff dem Lande hin und wieder weiſe Leute/ bey denen man ſich in ſeinen ſtudieren perfectioniren koͤnne. Ein einiger Lehrmeiſter/ der geſchickt und treu ſey/ ſey viel dienlicher als 20. ungelehrte oder widerwaͤrti- ge/ als durch welche man nothwendig muͤſſe confus werden. Man brauche keine privilegia die allgemeine Jrrthuͤmer abzulegen und klug zu werden/ ja die Ertheilung noch ſo groſſer pri- vilegien koͤnne weder den Lehrern noch den Zuhoͤrern den geringſten grad von der Weiß- heit mehr geben/ als ſie ſonſt haben. Und wer was H 5

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/147>, abgerufen am 22.11.2024.