Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

andern die Warheitbeyzubringen.
studieren, und einen guten natürlichen Ver-
stand hat/ in dreyen Jahren ohngefehr in der
wahren Weltweißheit/ und einem Menschen
der sich mannierlich in der Welt fortzubringen
gedencket/ nöthigen Wissenschafften/ weiter zu
bringen getraue/ als einen andern der schon
zehen Jahr auff Universitäten gewesen/
und daselbst für einen wackern und fleißigen
Studenten ist gehalten worden/ in sechs und
mehr Jahren.
Und dieses aus keiner an-
dern Ursache/ als weil/ wie wir oben erweh-
net/ in denen Schulen und auff Universitäten
das praejudicium autoritatis so gar emsig
und eifferig befestiget und angeklammert wird.

73. Aber siehe dich nun auch in der Welt
wieder nach Lehrern umb/ die die itzo erklärte
Lection beobachten. Die meisten bilden sich
ein/ die Lehrlinge sollen sich nach ihnen rich-
ten/
und bekümmern sich also umb ihre capa-
cit
ät sehr wenig; Sondern sagen ihnen dasje-
nige/ was ihnen gut düncket her; Wohl gut
wenn sie es fassen. Wo nicht/ so lassen sie es
auch gut seyn.

74. Und wie hat man doch so wenig Ge-
dult mit langsamen
Ingeniis. Man schilt
sie/ man stellt ihnen die muntern znm exempel

vor/
G 5

andern die Warheitbeyzubringen.
ſtudieren, und einen guten natuͤrlichen Ver-
ſtand hat/ in dreyen Jahren ohngefehr in der
wahren Weltweißheit/ und einem Menſchen
der ſich mannierlich in der Welt fortzubringen
gedencket/ noͤthigen Wiſſenſchafften/ weiter zu
bringen getraue/ als einen andern der ſchon
zehen Jahr auff Univerſitaͤten geweſen/
und daſelbſt fuͤr einen wackern und fleißigen
Studenten iſt gehalten worden/ in ſechs und
mehr Jahren.
Und dieſes aus keiner an-
dern Urſache/ als weil/ wie wir oben erweh-
net/ in denen Schulen und auff Univerſitaͤten
das præjudicium autoritatis ſo gar emſig
und eifferig befeſtiget und angeklam̃ert wird.

73. Aber ſiehe dich nun auch in der Welt
wieder nach Lehrern umb/ die die itzo erklaͤrte
Lection beobachten. Die meiſten bilden ſich
ein/ die Lehrlinge ſollen ſich nach ihnen rich-
ten/
und bekuͤmmern ſich alſo umb ihre capa-
cit
aͤt ſehr wenig; Sondern ſagen ihnen dasje-
nige/ was ihnen gut duͤncket her; Wohl gut
wenn ſie es faſſen. Wo nicht/ ſo laſſen ſie es
auch gut ſeyn.

74. Und wie hat man doch ſo wenig Ge-
dult mit langſamen
Ingeniis. Man ſchilt
ſie/ man ſtellt ihnen die muntern znm exempel

vor/
G 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0131" n="105"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">andern die Warheitbeyzubringen.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;tudieren</hi>,</hi> und einen guten natu&#x0364;rlichen Ver-<lb/>
&#x017F;tand hat/ <hi rendition="#fr">in dreyen Jahren</hi> ohngefehr in der<lb/>
wahren Weltweißheit/ und einem Men&#x017F;chen<lb/>
der &#x017F;ich mannierlich in der Welt fortzubringen<lb/>
gedencket/ no&#x0364;thigen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften/ weiter zu<lb/>
bringen getraue/ als einen andern der &#x017F;chon<lb/><hi rendition="#fr">zehen Jahr auff</hi> <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;it</hi><hi rendition="#fr">a&#x0364;ten gewe&#x017F;en/</hi><lb/>
und da&#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r einen wackern und fleißigen<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Student</hi></hi>en i&#x017F;t gehalten worden/ <hi rendition="#fr">in &#x017F;echs und<lb/>
mehr Jahren.</hi> Und die&#x017F;es aus keiner an-<lb/>
dern Ur&#x017F;ache/ als weil/ wie wir oben erweh-<lb/>
net/ in denen Schulen und auff <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Univer&#x017F;it</hi></hi>a&#x0364;ten<lb/>
das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">præjudicium autoritatis</hi></hi> &#x017F;o gar em&#x017F;ig<lb/>
und eifferig befe&#x017F;tiget und angeklam&#x0303;ert wird.</p><lb/>
        <p>73. Aber &#x017F;iehe dich nun auch in der Welt<lb/>
wieder nach Lehrern umb/ die die itzo erkla&#x0364;rte<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lection</hi></hi> beobachten. Die mei&#x017F;ten bilden &#x017F;ich<lb/>
ein/ <hi rendition="#fr">die Lehrlinge &#x017F;ollen &#x017F;ich nach ihnen rich-<lb/>
ten/</hi> und beku&#x0364;mmern &#x017F;ich al&#x017F;o umb ihre <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">capa-<lb/>
cit</hi></hi>a&#x0364;t &#x017F;ehr wenig; Sondern &#x017F;agen ihnen dasje-<lb/>
nige/ was ihnen gut du&#x0364;ncket her; Wohl gut<lb/>
wenn &#x017F;ie es fa&#x017F;&#x017F;en. Wo nicht/ &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie es<lb/>
auch gut &#x017F;eyn.</p><lb/>
        <p>74. Und wie hat man doch &#x017F;o <hi rendition="#fr">wenig Ge-<lb/>
dult mit lang&#x017F;amen</hi> <hi rendition="#aq">Ingeniis.</hi> Man &#x017F;chilt<lb/>
&#x017F;ie/ man &#x017F;tellt ihnen die muntern znm <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">exempel</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">G</hi> 5</fw><fw place="bottom" type="catch">vor/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0131] andern die Warheitbeyzubringen. ſtudieren, und einen guten natuͤrlichen Ver- ſtand hat/ in dreyen Jahren ohngefehr in der wahren Weltweißheit/ und einem Menſchen der ſich mannierlich in der Welt fortzubringen gedencket/ noͤthigen Wiſſenſchafften/ weiter zu bringen getraue/ als einen andern der ſchon zehen Jahr auff Univerſitaͤten geweſen/ und daſelbſt fuͤr einen wackern und fleißigen Studenten iſt gehalten worden/ in ſechs und mehr Jahren. Und dieſes aus keiner an- dern Urſache/ als weil/ wie wir oben erweh- net/ in denen Schulen und auff Univerſitaͤten das præjudicium autoritatis ſo gar emſig und eifferig befeſtiget und angeklam̃ert wird. 73. Aber ſiehe dich nun auch in der Welt wieder nach Lehrern umb/ die die itzo erklaͤrte Lection beobachten. Die meiſten bilden ſich ein/ die Lehrlinge ſollen ſich nach ihnen rich- ten/ und bekuͤmmern ſich alſo umb ihre capa- citaͤt ſehr wenig; Sondern ſagen ihnen dasje- nige/ was ihnen gut duͤncket her; Wohl gut wenn ſie es faſſen. Wo nicht/ ſo laſſen ſie es auch gut ſeyn. 74. Und wie hat man doch ſo wenig Ge- dult mit langſamen Ingeniis. Man ſchilt ſie/ man ſtellt ihnen die muntern znm exempel vor/ G 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/131
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/131>, abgerufen am 22.12.2024.