Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 3. H. wie die Gemüths Neig. Seele empfinde/ daß sie etwas wolle/ und daßdieses Empfinden und dieser Wille warhaff- tig ein Ding sey. i] Denn wenn es ein Ding wäre/ so müste nach Caertesii Meinung Leiden und Thun eins seyn/ welches absurd ist. Und wenn die Seele empfindet/ daß sie etwas will/ so ist dies Wollen im Willen/ und das Empfinden davon im Verstande/ und dieses beydes kan auch des- halben nicht eines seyn/ [ob es schon in einer See- len ist] weil es in unterschiedenen Theilen des Menschlichen Leibes gefühlet wird. 19. Denn das Empfinden [perceptio] daß 20. Aus dieser Betrachtung aber folget noth- des i] d. n. 30. p. 59.
Das 3. H. wie die Gemuͤths Neig. Seele empfinde/ daß ſie etwas wolle/ und daßdieſes Empfinden und dieſer Wille warhaff- tig ein Ding ſey. i] Denn wenn es ein Ding waͤre/ ſo muͤſte nach Cærteſii Meinung Leiden und Thun eins ſeyn/ welches abſurd iſt. Und wenn die Seele empfindet/ daß ſie etwas will/ ſo iſt dies Wollen im Willen/ und das Empfinden davon im Verſtande/ und dieſes beydes kan auch des- halben nicht eines ſeyn/ [ob es ſchon in einer See- len iſt] weil es in unterſchiedenen Theilen des Menſchlichen Leibes gefuͤhlet wird. 19. Denn das Empfinden [perceptio] daß 20. Aus dieſer Betrachtung aber folget noth- des i] d. n. 30. p. 59.
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Das 3. H. wie die Gemuͤths Neig.
Seele empfinde/ daß ſie etwas wolle/ und daß
dieſes Empfinden und dieſer Wille warhaff-
tig ein Ding ſey. i] Denn wenn es ein Ding
waͤre/ ſo muͤſte nach Cærteſii Meinung Leiden und
Thun eins ſeyn/ welches abſurd iſt. Und wenn
die Seele empfindet/ daß ſie etwas will/ ſo iſt dies
Wollen im Willen/ und das Empfinden davon
im Verſtande/ und dieſes beydes kan auch des-
halben nicht eines ſeyn/ [ob es ſchon in einer See-
len iſt] weil es in unterſchiedenen Theilen des
Menſchlichen Leibes gefuͤhlet wird.
19. Denn das Empfinden [perceptio] daß
ich etwas wil/ wird wie alle andere Gedan-
cken gefuͤhlet [ſentitur] daß es im Gehirne des
Menſchen geſchiehet; aber ein jeder Menſch
wird bey ſich fuͤhlen/ daß die Neigung und der
Trieb des Willens in ſeinem Hertzen vorge-
he/ ob er ſchon dieſelbe im Gehirne und mit dem
Verſtande empfindet/ eben als wie wenn ich das
eine Ende von einer Saite zwiſchen die Zaͤhne neh-
me/ und auff das andere Ende darauff ſchlage/
der aͤuſere Schlag warhafftig am andern Ende
geſchiehet/ ob ich gleich denſelben zwiſchen denen
Zaͤhnen empfinde/ und alſo der Schlag und das
Empfinden nicht einerley ſeyn kan.
20. Aus dieſer Betrachtung aber folget noth-
wendig/ daß das Thun und Leiden des Wil-
lens dem Weſen nach von denen Gedancken
des
i] d. n. 30. p. 59.
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