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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Beschluß.
pfung/ die man ihm anthut/ wenn man ihn sei-
ner Ehren beraubet/ degradiret/ seine Bücher
confisciret/ verbrennet/ ihn als einen Ketzer aus-
ruffet/ u. s. w. thut ihm nichts/ denn sein Ehr-
Geitz
liegt zu Boden/ und er ist mit der Sanfft-
muth und Demuth seines Heylandes gewaffnet;
Ja/ endlich die Thränen seines Weibes/ das
Heulen seiner Kinder/ die Pein/ die man seinem
Leibe durch böses Gefängnüß/ Marter und Tod
anthut/ rühret ihn nicht/ denn seine Wohllust
liegt zu Boden/ und er ist gewaffnet mit Friede
und Freude im Heiligen Geist/ u. s. w. Was
hat aber nun dieser höchster Grad vor Privilegia
für denen andern? Keinen. Denn das Him-
melreich ist ihr/
dieses ist die Verheissung so
wohl des ersten als des letzten Grads/ damit kei-
ner einen Vorzug vor den andern praetendiren/
und also die geistliche Hoffarth als das schäd-
lichste Gifft vermeiden solle u. s. w.

6. Sehet/ dieses ist meine Erkäntnüß und
Bekäntnüß von der Christlichen Sitten-Lehre
und denen acht Seligkeiten. Und wie aus die-
sem allen erhellet/ daß/ ob zwar acht Seligkei-
ten hier gezehlet werden/ doch nur würcklich
und in der
That eine Seligkeit sey: Die nur
etwa ihre unterschiedene Grade/ nicht aber
wesentlich voneinander unterschiedene Arten ha-
be; Also glaube ich auch/ daß nur eine Selig-
keit des Menschen sey/ die in dieser Welt an-
gefangen und nach die
sem vollendet werden

müsse.

Beſchluß.
pfung/ die man ihm anthut/ wenn man ihn ſei-
ner Ehren beraubet/ degradiret/ ſeine Buͤcher
confiſciret/ verbrennet/ ihn als einen Ketzer aus-
ruffet/ u. ſ. w. thut ihm nichts/ denn ſein Ehr-
Geitz
liegt zu Boden/ und er iſt mit der Sanfft-
muth und Demuth ſeines Heylandes gewaffnet;
Ja/ endlich die Thraͤnen ſeines Weibes/ das
Heulen ſeiner Kinder/ die Pein/ die man ſeinem
Leibe durch boͤſes Gefaͤngnuͤß/ Marter und Tod
anthut/ ruͤhret ihn nicht/ denn ſeine Wohlluſt
liegt zu Boden/ und er iſt gewaffnet mit Friede
und Freude im Heiligen Geiſt/ u. ſ. w. Was
hat aber nun dieſer hoͤchſter Grad vor Privilegia
fuͤr denen andern? Keinen. Denn das Him-
melreich iſt ihr/
dieſes iſt die Verheiſſung ſo
wohl des erſten als des letzten Grads/ damit kei-
ner einen Vorzug vor den andern prætendiren/
und alſo die geiſtliche Hoffarth als das ſchaͤd-
lichſte Gifft vermeiden ſolle u. ſ. w.

6. Sehet/ dieſes iſt meine Erkaͤntnuͤß und
Bekaͤntnuͤß von der Chriſtlichen Sitten-Lehre
und denen acht Seligkeiten. Und wie aus die-
ſem allen erhellet/ daß/ ob zwar acht Seligkei-
ten hier gezehlet werden/ doch nur wuͤrcklich
und in der
That eine Seligkeit ſey: Die nur
etwa ihre unterſchiedene Grade/ nicht aber
weſentlich voneinander unterſchiedene Arten ha-
be; Alſo glaube ich auch/ daß nur eine Selig-
keit des Menſchen ſey/ die in dieſer Welt an-
gefangen und nach die
ſem vollendet werden

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[539/0551] Beſchluß. pfung/ die man ihm anthut/ wenn man ihn ſei- ner Ehren beraubet/ degradiret/ ſeine Buͤcher confiſciret/ verbrennet/ ihn als einen Ketzer aus- ruffet/ u. ſ. w. thut ihm nichts/ denn ſein Ehr- Geitz liegt zu Boden/ und er iſt mit der Sanfft- muth und Demuth ſeines Heylandes gewaffnet; Ja/ endlich die Thraͤnen ſeines Weibes/ das Heulen ſeiner Kinder/ die Pein/ die man ſeinem Leibe durch boͤſes Gefaͤngnuͤß/ Marter und Tod anthut/ ruͤhret ihn nicht/ denn ſeine Wohlluſt liegt zu Boden/ und er iſt gewaffnet mit Friede und Freude im Heiligen Geiſt/ u. ſ. w. Was hat aber nun dieſer hoͤchſter Grad vor Privilegia fuͤr denen andern? Keinen. Denn das Him- melreich iſt ihr/ dieſes iſt die Verheiſſung ſo wohl des erſten als des letzten Grads/ damit kei- ner einen Vorzug vor den andern prætendiren/ und alſo die geiſtliche Hoffarth als das ſchaͤd- lichſte Gifft vermeiden ſolle u. ſ. w. 6. Sehet/ dieſes iſt meine Erkaͤntnuͤß und Bekaͤntnuͤß von der Chriſtlichen Sitten-Lehre und denen acht Seligkeiten. Und wie aus die- ſem allen erhellet/ daß/ ob zwar acht Seligkei- ten hier gezehlet werden/ doch nur wuͤrcklich und in der That eine Seligkeit ſey: Die nur etwa ihre unterſchiedene Grade/ nicht aber weſentlich voneinander unterſchiedene Arten ha- be; Alſo glaube ich auch/ daß nur eine Selig- keit des Menſchen ſey/ die in dieſer Welt an- gefangen und nach dieſem vollendet werden muͤſſe.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/551>, abgerufen am 22.11.2024.