Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Beschluß. selbe kan der Welt nicht verborgen bleiben. Dennob schon sein stiller sanfftmüthiger Wandel jeder- man/ auch seinen Feinden/ Gutes thut/ so leuch- tet doch sein Thun und Lassen der Welt so starck in die Augen/ daß/ wenn er auch schon stille schwiege/ doch sein Exempel ihre Boßheit jeder- man für Augen legete/ nicht anders/ als wie/ wenn z. e. ein liederlicher und ein modester jun- ger Mensch in einer Gesellschafft seyn/ auch kleine Kinder die Liederligkeit des Ersten/ durch die Mo- destie des Andern von sich selbst zu unterscheiden und zu beurtheilen wissen. Und wie dannenhe- ro ein solcher liederlicher Mensch einen modesten nicht leicht um sich leiden kan/ sondern geschwind eine Ursache vom Zaune bricht/ und Händel mit ihm anfängt/ also kan auch die Welt keinen Friede mit Frommen haben/ und je mehr sie in der Weisheit/ Glauben und Liebe wachsen/ je mehr feindet sie dieselbe an/ und diese Feindschafft ist tödtlich/ weil sie auf Ehre/ Gut und Blut/ Leib und Leben gehet/ und wegen des höchsten Guts von dem höchsten Ubel angefangen wird/ auch der Ursprung dieser Feindschafft/ die viel giff- ger ist als alle Politische Feindschafften/ und de- nenselben destomehr entgegen zu setzen, odium Theologicum, von denen vornehmsten Werck- Zeugen des Satans und der Welt/ denen fal- schen Propheten und Theologis genennet wird. Diese Feindschafft nun und die quintessenz gleichsam aller Boßheit/ mit Gedult/ De- muth L l 5
Beſchluß. ſelbe kan der Welt nicht verborgen bleiben. Dennob ſchon ſein ſtiller ſanfftmuͤthiger Wandel jeder- man/ auch ſeinen Feinden/ Gutes thut/ ſo leuch- tet doch ſein Thun und Laſſen der Welt ſo ſtarck in die Augen/ daß/ wenn er auch ſchon ſtille ſchwiege/ doch ſein Exempel ihre Boßheit jeder- man fuͤr Augen legete/ nicht anders/ als wie/ wenn z. e. ein liederlicher und ein modeſter jun- ger Menſch in einer Geſellſchafft ſeyn/ auch kleine Kinder die Liederligkeit des Erſten/ durch die Mo- deſtie des Andern von ſich ſelbſt zu unterſcheiden und zu beurtheilen wiſſen. Und wie dannenhe- ro ein ſolcher liederlicher Menſch einen modeſten nicht leicht um ſich leiden kan/ ſondern geſchwind eine Urſache vom Zaune bricht/ und Haͤndel mit ihm anfaͤngt/ alſo kan auch die Welt keinen Friede mit Frommen haben/ und je mehr ſie in der Weisheit/ Glauben und Liebe wachſen/ je mehr feindet ſie dieſelbe an/ und dieſe Feindſchafft iſt toͤdtlich/ weil ſie auf Ehre/ Gut und Blut/ Leib und Leben gehet/ und wegen des hoͤchſten Guts von dem hoͤchſten Ubel angefangen wird/ auch der Urſprung dieſer Feindſchafft/ die viel giff- ger iſt als alle Politiſche Feindſchafften/ und de- nenſelben deſtomehr entgegen zu ſetzen, odium Theologicum, von denen vornehmſten Werck- Zeugen des Satans und der Welt/ denen fal- ſchen Propheten und Theologis genennet wird. Dieſe Feindſchafft nun und die quinteſſenz gleichſam aller Boßheit/ mit Gedult/ De- muth L l 5
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Beſchluß.
ſelbe kan der Welt nicht verborgen bleiben. Denn
ob ſchon ſein ſtiller ſanfftmuͤthiger Wandel jeder-
man/ auch ſeinen Feinden/ Gutes thut/ ſo leuch-
tet doch ſein Thun und Laſſen der Welt ſo ſtarck
in die Augen/ daß/ wenn er auch ſchon ſtille
ſchwiege/ doch ſein Exempel ihre Boßheit jeder-
man fuͤr Augen legete/ nicht anders/ als wie/
wenn z. e. ein liederlicher und ein modeſter jun-
ger Menſch in einer Geſellſchafft ſeyn/ auch kleine
Kinder die Liederligkeit des Erſten/ durch die Mo-
deſtie des Andern von ſich ſelbſt zu unterſcheiden
und zu beurtheilen wiſſen. Und wie dannenhe-
ro ein ſolcher liederlicher Menſch einen modeſten
nicht leicht um ſich leiden kan/ ſondern geſchwind
eine Urſache vom Zaune bricht/ und Haͤndel
mit ihm anfaͤngt/ alſo kan auch die Welt keinen
Friede mit Frommen haben/ und je mehr ſie in
der Weisheit/ Glauben und Liebe wachſen/ je
mehr feindet ſie dieſelbe an/ und dieſe Feindſchafft
iſt toͤdtlich/ weil ſie auf Ehre/ Gut und Blut/
Leib und Leben gehet/ und wegen des hoͤchſten
Guts von dem hoͤchſten Ubel angefangen wird/
auch der Urſprung dieſer Feindſchafft/ die viel giff-
ger iſt als alle Politiſche Feindſchafften/ und de-
nenſelben deſtomehr entgegen zu ſetzen, odium
Theologicum, von denen vornehmſten Werck-
Zeugen des Satans und der Welt/ denen fal-
ſchen Propheten und Theologis genennet wird.
Dieſe Feindſchafft nun und die quinteſſenz
gleichſam aller Boßheit/ mit Gedult/ De-
muth
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