Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschluß.
Lust mit seinem Troste einen Vorschmack der ruhigen
und reinen Freude in dem HErrn. Bey Erweckung
der Sanfftmuth greifft GOtt ins Hertz/ und rei-
niget uns von dem zornigen Hoffart. Er giebet
ihnen dabey zu erkennen/ daß die Hoffart untüch-
tig sey/ das Erdreich zu besitzen/ das ist/ die
Hertzen der Menschen in der Welt zu gewinnen/
und daß alleine die Sanfftmuth solches vermöge/
daß keine Gewalt/ keine bittere oder hönische
Worte die Hertzen der Menschen rühre/ sondern
daß Liebe/ Sanffimuth und Gedult solches thun
müssen. Wenn nun solcher Gestalt der Mensch
im Stand der Busse gestanden/ wird sein Hertz
zum Glauben angefeuret/ daß er mit einer festen
Zuversicht bey dem vierten Grad der Seligkeit
dürstet und hungert
nicht nach guten Tagen/
sondern daß er in Christo die Gerechtigkeit und
die Früchte derselben erlangen möge/ und ist ver-
fichert/ daß diefer sein Durst gesättiget werden
soll. Denn GOtt pflantzet nach vorher gegan-
gener Reinigung und Ausrottung des Unkrauts/
den Garten der Gerechtigkeit/ oder Liebe in sei-
nem Hertzen. An statt des Geld-Geitzes giebt
er ihnen die Barmhertzigkeit/ und erwecket in
ihren Hertzen noch stärckere Versicherung der
täglich geschmeckten Göttlichen Barmher-
tzigkeit.
An statt der Wohllust giebt er ihnen
ein reines Hertz/ in welchem sie den unsichtba-
ren GOtt/ der ein unsichtbares reinestes Licht
ist/ auf eine geistliche Weise mit den Augen ih-

res
L l 4

Beſchluß.
Luſt mit ſeinem Tꝛoſte einẽ Vorſchmack der ruhigẽ
und reinen Freude in dem HErrn. Bey Erweckung
der Sanfftmuth greifft GOtt ins Hertz/ und rei-
niget uns von dem zornigen Hoffart. Er giebet
ihnen dabey zu erkennen/ daß die Hoffart untuͤch-
tig ſey/ das Erdreich zu beſitzen/ das iſt/ die
Hertzen der Menſchen in der Welt zu gewinnen/
und daß alleine die Sanfftmuth ſolches vermoͤge/
daß keine Gewalt/ keine bittere oder hoͤniſche
Worte die Hertzen der Menſchen ruͤhre/ ſondern
daß Liebe/ Sanffimuth und Gedult ſolches thun
muͤſſen. Wenn nun ſolcher Geſtalt der Menſch
im Stand der Buſſe geſtanden/ wird ſein Hertz
zum Glauben angefeuret/ daß er mit einer feſten
Zuverſicht bey dem vierten Grad der Seligkeit
duͤrſtet und hungert
nicht nach guten Tagen/
ſondern daß er in Chriſto die Gerechtigkeit und
die Fruͤchte derſelben erlangen moͤge/ und iſt ver-
fichert/ daß diefer ſein Durſt geſaͤttiget werden
ſoll. Denn GOtt pflantzet nach vorher gegan-
gener Reinigung und Ausrottung des Unkrauts/
den Garten der Gerechtigkeit/ oder Liebe in ſei-
nem Hertzen. An ſtatt des Geld-Geitzes giebt
er ihnen die Barmhertzigkeit/ und erwecket in
ihren Hertzen noch ſtaͤrckere Verſicherung der
taͤglich geſchmeckten Goͤttlichen Barmher-
tzigkeit.
An ſtatt der Wohlluſt giebt er ihnen
ein reines Hertz/ in welchem ſie den unſichtba-
ren GOtt/ der ein unſichtbares reineſtes Licht
iſt/ auf eine geiſtliche Weiſe mit den Augen ih-

res
L l 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0547" n="535"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chluß.</hi></fw><lb/>
Lu&#x017F;t mit &#x017F;einem T&#xA75B;o&#x017F;te eine&#x0303; Vor&#x017F;chmack der ruhige&#x0303;<lb/>
und reinen Freude in dem HErrn. Bey Erweckung<lb/>
der <hi rendition="#fr">Sanfftmuth</hi> greifft GOtt ins Hertz/ und rei-<lb/>
niget uns von dem zornigen <hi rendition="#fr">Hoffart.</hi> Er giebet<lb/>
ihnen dabey zu erkennen/ daß die Hoffart untu&#x0364;ch-<lb/>
tig &#x017F;ey/ <hi rendition="#fr">das Erdreich zu be&#x017F;itzen/</hi> das i&#x017F;t/ die<lb/>
Hertzen der Men&#x017F;chen in der Welt zu gewinnen/<lb/>
und daß alleine die Sanfftmuth &#x017F;olches vermo&#x0364;ge/<lb/>
daß keine Gewalt/ keine bittere oder ho&#x0364;ni&#x017F;che<lb/>
Worte die Hertzen der Men&#x017F;chen ru&#x0364;hre/ &#x017F;ondern<lb/>
daß Liebe/ Sanffimuth und Gedult &#x017F;olches thun<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Wenn nun &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt der Men&#x017F;ch<lb/>
im Stand der <hi rendition="#fr">Bu&#x017F;&#x017F;e</hi> ge&#x017F;tanden/ wird &#x017F;ein Hertz<lb/>
zum <hi rendition="#fr">Glauben</hi> angefeuret/ daß er mit einer fe&#x017F;ten<lb/>
Zuver&#x017F;icht bey dem <hi rendition="#fr">vierten</hi> Grad der <hi rendition="#fr">Seligkeit<lb/>
du&#x0364;r&#x017F;tet und hungert</hi> nicht nach guten Tagen/<lb/>
&#x017F;ondern daß er in Chri&#x017F;to <hi rendition="#fr">die Gerechtigkeit</hi> und<lb/>
die Fru&#x0364;chte der&#x017F;elben erlangen mo&#x0364;ge/ und i&#x017F;t ver-<lb/>
fichert/ daß diefer &#x017F;ein Dur&#x017F;t <hi rendition="#fr">ge&#x017F;a&#x0364;ttiget</hi> werden<lb/>
&#x017F;oll. Denn GOtt pflantzet nach vorher gegan-<lb/>
gener Reinigung und Ausrottung des Unkrauts/<lb/>
den Garten der Gerechtigkeit/ oder Liebe in &#x017F;ei-<lb/>
nem Hertzen. An &#x017F;tatt des Geld-Geitzes giebt<lb/>
er ihnen die <hi rendition="#fr">Barmhertzigkeit/</hi> und erwecket in<lb/>
ihren Hertzen noch &#x017F;ta&#x0364;rckere <hi rendition="#fr">Ver&#x017F;icherung der<lb/>
ta&#x0364;glich ge&#x017F;chmeckten Go&#x0364;ttlichen Barmher-<lb/>
tzigkeit.</hi> An &#x017F;tatt der Wohllu&#x017F;t giebt er ihnen<lb/>
ein <hi rendition="#fr">reines Hertz/</hi> in welchem &#x017F;ie den un&#x017F;ichtba-<lb/>
ren <hi rendition="#fr">GOtt/</hi> der ein un&#x017F;ichtbares reine&#x017F;tes Licht<lb/>
i&#x017F;t/ auf eine gei&#x017F;tliche Wei&#x017F;e mit den Augen ih-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L l 4</fw><fw place="bottom" type="catch">res</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[535/0547] Beſchluß. Luſt mit ſeinem Tꝛoſte einẽ Vorſchmack der ruhigẽ und reinen Freude in dem HErrn. Bey Erweckung der Sanfftmuth greifft GOtt ins Hertz/ und rei- niget uns von dem zornigen Hoffart. Er giebet ihnen dabey zu erkennen/ daß die Hoffart untuͤch- tig ſey/ das Erdreich zu beſitzen/ das iſt/ die Hertzen der Menſchen in der Welt zu gewinnen/ und daß alleine die Sanfftmuth ſolches vermoͤge/ daß keine Gewalt/ keine bittere oder hoͤniſche Worte die Hertzen der Menſchen ruͤhre/ ſondern daß Liebe/ Sanffimuth und Gedult ſolches thun muͤſſen. Wenn nun ſolcher Geſtalt der Menſch im Stand der Buſſe geſtanden/ wird ſein Hertz zum Glauben angefeuret/ daß er mit einer feſten Zuverſicht bey dem vierten Grad der Seligkeit duͤrſtet und hungert nicht nach guten Tagen/ ſondern daß er in Chriſto die Gerechtigkeit und die Fruͤchte derſelben erlangen moͤge/ und iſt ver- fichert/ daß diefer ſein Durſt geſaͤttiget werden ſoll. Denn GOtt pflantzet nach vorher gegan- gener Reinigung und Ausrottung des Unkrauts/ den Garten der Gerechtigkeit/ oder Liebe in ſei- nem Hertzen. An ſtatt des Geld-Geitzes giebt er ihnen die Barmhertzigkeit/ und erwecket in ihren Hertzen noch ſtaͤrckere Verſicherung der taͤglich geſchmeckten Goͤttlichen Barmher- tzigkeit. An ſtatt der Wohlluſt giebt er ihnen ein reines Hertz/ in welchem ſie den unſichtba- ren GOtt/ der ein unſichtbares reineſtes Licht iſt/ auf eine geiſtliche Weiſe mit den Augen ih- res L l 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/547
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/547>, abgerufen am 25.11.2024.