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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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der vern. Kunst/ die Affect. zu dämpffen.
gegen die Evangelischen von beyderley Religion
der Gnade GOttes und der Krafft des Glau-
bens die Hervorbringung guter Wercke in de-
nen Menschen zueigneten. Es ist bekant/ was
dißfalls Lutherus für ein herrlich Buch de servo
arbitrio
wider den sonst gelehrten und beredten
Erasmum geschrieben. Jn diesem Buch setzet
er unter andern: (a) Die Erfahrung bezeiget"
es/ wie die Leute/ die mit ihrem Affect an et-"
was hängen/ nicht davon zu bringen. Wenn"
sie ja nachgeben/ so muß man sie mit Gewalt"
oder Vorstellung eines grössern Nutzens davon"
bringen/ sie weichen niemahls freywillig. Wo-"
zu sie aber nicht geneiget sind/ da lassen sie alles"
gehen/ wie es gehet/ und bekümmern sich nichts"
drum. Und ferner: (b) Jch wil euch gerne ge-"
wonnen geben/ wenn ihr mir unter allen denen/"
die den freyen Willen vertheydigen/ nur einen"
einigen zeigen könnet/ der so viel Krafft und"
Vermögen hat/ daß er durch die Tugend sei-"
nes freyen Willens/ nur einen Pfenning ver-"
achte/ oder denselben entbehre/ nur ein einig"
schlimmes Wort oder verächtliche Mine vertra-"
ge/ denn von Verachtung grossen Vermögens/"
ehrlichen Namens und des Lebens wil ich nicht"
einmahl reden. Ein solches Exempel seyd ihr/"
die ihr so ein Geschrey von der Krafft des freyen"
Willens habt/ uns zu geben schuldig/ oder"

jeder-
(a) p. m. 68. Edit. Schmidianae in 8tav. 1664.
(b) p. 82. 83.

der vern. Kunſt/ die Affect. zu daͤmpffen.
gegen die Evangeliſchen von beyderley Religion
der Gnade GOttes und der Krafft des Glau-
bens die Hervorbringung guter Wercke in de-
nen Menſchen zueigneten. Es iſt bekant/ was
dißfalls Lutherus fuͤr ein herrlich Buch de ſervo
arbitrio
wider den ſonſt gelehrten und beredten
Eraſmum geſchrieben. Jn dieſem Buch ſetzet
er unter andern: (a) Die Erfahrung bezeiget„
es/ wie die Leute/ die mit ihrem Affect an et-„
was haͤngen/ nicht davon zu bringen. Wenn„
ſie ja nachgeben/ ſo muß man ſie mit Gewalt„
oder Vorſtellung eines groͤſſern Nutzens davon„
bringen/ ſie weichen niemahls freywillig. Wo-„
zu ſie aber nicht geneiget ſind/ da laſſen ſie alles„
gehen/ wie es gehet/ und bekuͤmmern ſich nichts„
drum. Und ferner: (b) Jch wil euch gerne ge-„
wonnen geben/ wenn ihr mir unter allen denen/„
die den freyen Willen vertheydigen/ nur einen„
einigen zeigen koͤnnet/ der ſo viel Krafft und„
Vermoͤgen hat/ daß er durch die Tugend ſei-„
nes freyen Willens/ nur einen Pfenning ver-„
achte/ oder denſelben entbehre/ nur ein einig„
ſchlimmes Wort oder veraͤchtliche Mine vertra-„
ge/ denn von Verachtung groſſen Vermoͤgens/„
ehrlichen Namens und des Lebens wil ich nicht„
einmahl reden. Ein ſolches Exempel ſeyd ihr/„
die ihr ſo ein Geſchrey von der Krafft des freyen„
Willens habt/ uns zu geben ſchuldig/ oder„

jeder-
(a) p. m. 68. Edit. Schmidianæ in 8tav. 1664.
(b) p. 82. 83.
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[491/0503] der vern. Kunſt/ die Affect. zu daͤmpffen. gegen die Evangeliſchen von beyderley Religion der Gnade GOttes und der Krafft des Glau- bens die Hervorbringung guter Wercke in de- nen Menſchen zueigneten. Es iſt bekant/ was dißfalls Lutherus fuͤr ein herrlich Buch de ſervo arbitrio wider den ſonſt gelehrten und beredten Eraſmum geſchrieben. Jn dieſem Buch ſetzet er unter andern: (a) Die Erfahrung bezeiget„ es/ wie die Leute/ die mit ihrem Affect an et-„ was haͤngen/ nicht davon zu bringen. Wenn„ ſie ja nachgeben/ ſo muß man ſie mit Gewalt„ oder Vorſtellung eines groͤſſern Nutzens davon„ bringen/ ſie weichen niemahls freywillig. Wo-„ zu ſie aber nicht geneiget ſind/ da laſſen ſie alles„ gehen/ wie es gehet/ und bekuͤmmern ſich nichts„ drum. Und ferner: (b) Jch wil euch gerne ge-„ wonnen geben/ wenn ihr mir unter allen denen/„ die den freyen Willen vertheydigen/ nur einen„ einigen zeigen koͤnnet/ der ſo viel Krafft und„ Vermoͤgen hat/ daß er durch die Tugend ſei-„ nes freyen Willens/ nur einen Pfenning ver-„ achte/ oder denſelben entbehre/ nur ein einig„ ſchlimmes Wort oder veraͤchtliche Mine vertra-„ ge/ denn von Verachtung groſſen Vermoͤgens/„ ehrlichen Namens und des Lebens wil ich nicht„ einmahl reden. Ein ſolches Exempel ſeyd ihr/„ die ihr ſo ein Geſchrey von der Krafft des freyen„ Willens habt/ uns zu geben ſchuldig/ oder„ jeder- (a) p. m. 68. Edit. Schmidianæ in 8tav. 1664. (b) p. 82. 83.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/503>, abgerufen am 22.11.2024.