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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Das 13. H. Von denen Kennzeichen
Wohllust haben. Aber es ist doch nichts so när-
risch in der Welt/ das nicht geschiehet/ und nichts
so ordentlich/ das nicht ausser ordentlich zu was
andern gebraucht wird/ Kegel und Ballspielen
braucht ja eine so starcke Bewegung als Dre-
schen und Holtzhauen. Wie wenn nun ein stat-
cker gesunder wohllüstiger Kerl auff der Kirmse
eine Stunde zur Lust dresche oder Holtz hack-
te/
oder solches thäte/ daß er desto besser fressen
könte? Wie wenn ein Kerl sich in eine Magd
verliebt hätte/ und deshalben eine Stunde mit
ihr dräsche/
daß er Gelegenheit kriegte/ sie zu sei-
nen Willen zu bereden; Jch würde ja wohl deß-
wegen nicht das Dreschen und Holtzhauen für
sich (in abstracto) zu dem Müßiggang rechnen:
Aber ich würde doch nicht unrecht thun/ wenn ich
das Dreschen oder Holtzhauen dieses Kerls/
als eines Müßiggängers/ welches er sich in sei-
nen Müßiggang bedienete/ unter das müßig ge-
hen rechnete. Derowegen wie einer unrecht
thun würde/ wenn er aus dem Dreschen dieses
Menschen/ den er sonst nicht kennete/ von seiner
Wohllust urtheilen wolte/ so unrecht würde er
aber doch auch thun/ wenn er daraus/ daß er ihn
auff diese Weise dreschen sehen/ und ihn sonst
nicht kennete/ schliessen wolte/ er wäre nicht wohl-
lüstig.

25. Mit einem Worte/ es ist ein grober
und subtiler Müßiggang. Die ersten beyden
Classen
gehören zum groben/ und können wir

uns

Das 13. H. Von denen Kennzeichen
Wohlluſt haben. Aber es iſt doch nichts ſo naͤr-
riſch in der Welt/ das nicht geſchiehet/ und nichts
ſo ordentlich/ das nicht auſſer ordentlich zu was
andern gebraucht wird/ Kegel und Ballſpielen
braucht ja eine ſo ſtarcke Bewegung als Dre-
ſchen und Holtzhauen. Wie wenn nun ein ſtat-
cker geſunder wohlluͤſtiger Kerl auff der Kirmſe
eine Stunde zur Luſt dreſche oder Holtz hack-
te/
oder ſolches thaͤte/ daß er deſto beſſer freſſen
koͤnte? Wie wenn ein Kerl ſich in eine Magd
verliebt haͤtte/ und deshalben eine Stunde mit
ihr draͤſche/
daß er Gelegenheit kriegte/ ſie zu ſei-
nen Willen zu bereden; Jch wuͤrde ja wohl deß-
wegen nicht das Dreſchen und Holtzhauen fuͤr
ſich (in abſtracto) zu dem Muͤßiggang rechnen:
Aber ich wuͤrde doch nicht unrecht thun/ wenn ich
das Dreſchen oder Holtzhauen dieſes Kerls/
als eines Muͤßiggaͤngers/ welches er ſich in ſei-
nen Muͤßiggang bedienete/ unter das muͤßig ge-
hen rechnete. Derowegen wie einer unrecht
thun wuͤrde/ wenn er aus dem Dreſchen dieſes
Menſchen/ den er ſonſt nicht kennete/ von ſeiner
Wohlluſt urtheilen wolte/ ſo unrecht wuͤrde er
aber doch auch thun/ wenn er daraus/ daß er ihn
auff dieſe Weiſe dreſchen ſehen/ und ihn ſonſt
nicht kennete/ ſchlieſſen wolte/ er waͤre nicht wohl-
luͤſtig.

25. Mit einem Worte/ es iſt ein grober
und ſubtiler Muͤßiggang. Die erſten beyden
Claſſen
gehoͤren zum groben/ und koͤnnen wir

uns
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[414/0426] Das 13. H. Von denen Kennzeichen Wohlluſt haben. Aber es iſt doch nichts ſo naͤr- riſch in der Welt/ das nicht geſchiehet/ und nichts ſo ordentlich/ das nicht auſſer ordentlich zu was andern gebraucht wird/ Kegel und Ballſpielen braucht ja eine ſo ſtarcke Bewegung als Dre- ſchen und Holtzhauen. Wie wenn nun ein ſtat- cker geſunder wohlluͤſtiger Kerl auff der Kirmſe eine Stunde zur Luſt dreſche oder Holtz hack- te/ oder ſolches thaͤte/ daß er deſto beſſer freſſen koͤnte? Wie wenn ein Kerl ſich in eine Magd verliebt haͤtte/ und deshalben eine Stunde mit ihr draͤſche/ daß er Gelegenheit kriegte/ ſie zu ſei- nen Willen zu bereden; Jch wuͤrde ja wohl deß- wegen nicht das Dreſchen und Holtzhauen fuͤr ſich (in abſtracto) zu dem Muͤßiggang rechnen: Aber ich wuͤrde doch nicht unrecht thun/ wenn ich das Dreſchen oder Holtzhauen dieſes Kerls/ als eines Muͤßiggaͤngers/ welches er ſich in ſei- nen Muͤßiggang bedienete/ unter das muͤßig ge- hen rechnete. Derowegen wie einer unrecht thun wuͤrde/ wenn er aus dem Dreſchen dieſes Menſchen/ den er ſonſt nicht kennete/ von ſeiner Wohlluſt urtheilen wolte/ ſo unrecht wuͤrde er aber doch auch thun/ wenn er daraus/ daß er ihn auff dieſe Weiſe dreſchen ſehen/ und ihn ſonſt nicht kennete/ ſchlieſſen wolte/ er waͤre nicht wohl- luͤſtig. 25. Mit einem Worte/ es iſt ein grober und ſubtiler Muͤßiggang. Die erſten beyden Claſſen gehoͤren zum groben/ und koͤnnen wir uns

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/426>, abgerufen am 26.11.2024.