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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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der drey Hauptlaster.
der andere wegen seines Ehrgeitzes/ und der drit-
te wegen seiner Wollust etwas an sich haben/ da-
durch sie ihm und er ihnen in Conversation nicht
unerträglich fallen/ aber wegen der starcken
Mixtur von Geldgeitz/ so denenselben beywohnet/
er ihnen wenig zutrauen/ sondern sich für ihnen
wohl in Acht zunehmen hat/ und zumahl wenn sie
ihn mehr als sonst gewöhnlich caressiren/ weil es
so dann entweder mehr umb ihres eigenen Inter-
esse
willen geschiehet/ oder aber man ihm durch
solche Liebkosungen eine Falle zubereitet. Wie-
wohl er auch auff den ersten sich nicht gar zuviel
zu verlassen hat/ sonderlich wenn es eine Sache
betrifft/ da sie etwan beyde zugleich wegen ihres
Ehrgeitzes interessiret sind. Der erste kan ihm
und andern wohl gute Dienste thun/ wenn er
nur will. Jhn aber hierzu zu disponiren muß er
sich hüten/ daß er sich nicht zu gemeine mit ihm
mache/ sondern gegen selbigen eine solche Offen-
hertzigkeit bezeige/ die mit einer starcken Ehrer-
bietung vergesellschafftet sey/ auch so viel möglich
desselben Ehrgeitz dabey so weit interessire/ daß
selbiger von denen begehrten Diensten/ Lob/
Ruhm/ und Ehre habe/ und sich dadurch Clien-
ten oder Freunde erwerbe. Was den andern
anlanget/ wird selbiger ordentlich trachten daß
er ihn unter sich erhalte/ und durch einen ihm oder
seinen Freunden geleisteten Schein-Dienst der-
gestalt an sich ziehe/ daß er sie zwischen Furcht
und Hoffnung haltende mehr von ihnen zuge-

war-
Aa

der drey Hauptlaſter.
der andere wegen ſeines Ehrgeitzes/ und der drit-
te wegen ſeiner Wolluſt etwas an ſich haben/ da-
durch ſie ihm und er ihnen in Converſation nicht
unertraͤglich fallen/ aber wegen der ſtarcken
Mixtur von Geldgeitz/ ſo denenſelben beywohnet/
er ihnen wenig zutrauen/ ſondern ſich fuͤr ihnen
wohl in Acht zunehmen hat/ und zumahl wenn ſie
ihn mehr als ſonſt gewoͤhnlich careſſiren/ weil es
ſo dann entweder mehr umb ihres eigenen Inter-
eſſe
willen geſchiehet/ oder aber man ihm durch
ſolche Liebkoſungen eine Falle zubereitet. Wie-
wohl er auch auff den erſten ſich nicht gar zuviel
zu verlaſſen hat/ ſonderlich wenn es eine Sache
betrifft/ da ſie etwan beyde zugleich wegen ihres
Ehrgeitzes intereſſiret ſind. Der erſte kan ihm
und andern wohl gute Dienſte thun/ wenn er
nur will. Jhn aber hierzu zu diſponiren muß er
ſich huͤten/ daß er ſich nicht zu gemeine mit ihm
mache/ ſondern gegen ſelbigen eine ſolche Offen-
hertzigkeit bezeige/ die mit einer ſtarcken Ehrer-
bietung vergeſellſchafftet ſey/ auch ſo viel moͤglich
deſſelben Ehrgeitz dabey ſo weit intereſſire/ daß
ſelbiger von denen begehrten Dienſten/ Lob/
Ruhm/ und Ehre habe/ und ſich dadurch Clien-
ten oder Freunde erwerbe. Was den andern
anlanget/ wird ſelbiger ordentlich trachten daß
er ihn unter ſich erhalte/ und durch einen ihm oder
ſeinen Freunden geleiſteten Schein-Dienſt der-
geſtalt an ſich ziehe/ daß er ſie zwiſchen Furcht
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[369/0381] der drey Hauptlaſter. der andere wegen ſeines Ehrgeitzes/ und der drit- te wegen ſeiner Wolluſt etwas an ſich haben/ da- durch ſie ihm und er ihnen in Converſation nicht unertraͤglich fallen/ aber wegen der ſtarcken Mixtur von Geldgeitz/ ſo denenſelben beywohnet/ er ihnen wenig zutrauen/ ſondern ſich fuͤr ihnen wohl in Acht zunehmen hat/ und zumahl wenn ſie ihn mehr als ſonſt gewoͤhnlich careſſiren/ weil es ſo dann entweder mehr umb ihres eigenen Inter- eſſe willen geſchiehet/ oder aber man ihm durch ſolche Liebkoſungen eine Falle zubereitet. Wie- wohl er auch auff den erſten ſich nicht gar zuviel zu verlaſſen hat/ ſonderlich wenn es eine Sache betrifft/ da ſie etwan beyde zugleich wegen ihres Ehrgeitzes intereſſiret ſind. Der erſte kan ihm und andern wohl gute Dienſte thun/ wenn er nur will. Jhn aber hierzu zu diſponiren muß er ſich huͤten/ daß er ſich nicht zu gemeine mit ihm mache/ ſondern gegen ſelbigen eine ſolche Offen- hertzigkeit bezeige/ die mit einer ſtarcken Ehrer- bietung vergeſellſchafftet ſey/ auch ſo viel moͤglich deſſelben Ehrgeitz dabey ſo weit intereſſire/ daß ſelbiger von denen begehrten Dienſten/ Lob/ Ruhm/ und Ehre habe/ und ſich dadurch Clien- ten oder Freunde erwerbe. Was den andern anlanget/ wird ſelbiger ordentlich trachten daß er ihn unter ſich erhalte/ und durch einen ihm oder ſeinen Freunden geleiſteten Schein-Dienſt der- geſtalt an ſich ziehe/ daß er ſie zwiſchen Furcht und Hoffnung haltende mehr von ihnen zuge- war- Aa

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/381>, abgerufen am 28.11.2024.